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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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durch das Fenster. Drinnen würden sich Jean und Bobby zum Abendessen an den Tisch setzen. Gelegentlich brachte Jean einen Teller zu Axel. Meistens blieben sie jedoch unter sich. Axel wusste nichts über Bobbys Vater, ob er lebte, tot war oder ob Jean überhaupt eine Ahnung hatte, wem sie ihren Sohn verdankte. Vermutlich spielte es keine Rolle. Die beiden gaben eine nette kleine Familie ab.
    Er sah die Straße hinunter. Verkaufstafeln schmückten den Großteil der Vorgärten. Die Schilder präsentierten sich genauso verwittert und ausgebleicht wie die Häuser, für die sie warben. Überall wucherte Unkraut in die Höhe, weil niemand mehr das Gras in den Gärten mähte, seit die früheren Besitzer ausgezogen waren. Axel kannte die meisten Menschen, die in diesen Häusern gewohnt hatten. Sie waren seine Nachbarn, in vielen Fällen sogar seine Freunde gewesen. Nun waren sie weg, genau wie Diane – verstorben oder fortgegangen, um in einem Altersheim oder bei ihren Kindern zu leben. Die Jüngeren zog es häufig in Städte, wo es um die Wirtschaft besser bestellt war, man weniger Steuern zahlte und es noch ausreichend Jobs gab. Er fragte sich, was aus seinem Haus werden würde, wenn er starb. Starb es wie all die anderen einen schleichenden Tod durch Holzfäule und Vernachlässigung?
    Da redete man immer vollmundig von den Goldenen Jahren, doch das einzig Goldene, das Axel tagtäglich begegnete, war seine Pisse. Er dachte daran, wie aufgeregt die Menschen angesichts der Aussicht auf einen neuen Präsidenten und des damit verbundenen Neuanfangs für das Land gewesen waren. Mittlerweile war diese freudige Erwartung völlig verflogen. Alles ging wieder seinen gewohnten Gang. Nichts Neues bei Kolumbus und Konsorten. Die Medien behaupteten zwar, ein Ruck gehe durch die Vereinigten Staaten, die Wirtschaft erhole sich zunehmend und die Menschen wären deutlich zufriedener. Axel hingegen glaubte, dass die Schmierfinken von der Presse selbst dann nicht begreifen würden, wie es dem Durchschnittsamerikaner ging, wenn der Durchschnittsamerikaner an ihre Tür klopfte und ihnen in die Fresse schlug.
    Seufzend stellte er die Flasche ab und rieb sich die arthrosegeplagten Hände. Die Frühlingspfeifer setzten ihre Serenade fort, ohne etwas von seinen Gedanken, seinen Sorgen oder seiner Stimmung mitzubekommen.
    Ein Stück weiter die Straße hinauf brannte vor Esther Laudrys Frühstückspension das Verandalicht. Axel vermutete, dass Esther an diesem Abend glücklich sein musste. Immerhin hatte sie einen Gast. Das kam in letzter Zeit eher selten vor. Noch dazu war es nicht irgendein Gast. Dem Pferdewagen nach zu urteilen, der am Bordstein abgestellt war, handelte es sich um einen Amish. Axel war vorhin Greg Pheasant über den Weg gelaufen, und der hatte es ihm bestätigt. Der Mann war gegen 16 Uhr in die Stadt gekommen und hatte bei der Werkstatt haltgemacht, die Greg zusammen mit seinem Bruder Gus betrieb. Er hatte sich bei ihm erkundigt, ob es in der Nähe ein Hotel gab. Greg hatte ihn zu Esthers Pension gelotst, wo sich der Amish ein Zimmer für die Nacht anmietete.
    Greg meinte, der Bursche habe recht freundlich gewirkt. Nachdem er seinen Pferdewagen am Straßenrand abgestellt hatte, hatte er sein Pferd unten am Fluss angebunden. Axel wusste nicht viel über die Amish, nur das, was er aus diesem Film mit Harrison Ford mitbekommen hatte, aber er ging davon aus, dass sie genau wie andere Leute durch die Gegend reisten. Er wusste, dass es oben in der Nähe von Punkin Center eine Amish-Gemeinde gab. Wahrscheinlich war dieser Bursche dorthin unterwegs, um Verwandte zu besuchen. Schön für ihn, falls das stimmte. Familie war wichtig.
    Einen Moment lang wurde Axels Aufmerksamkeit von einem anderen Geräusch abgelenkt – einem leisen, fernen Ächzen, wie man es von einem umstürzenden Baum erwarten würde. Darauf folgte ein Krachen, dann nichts mehr, nur noch das angeregte Gequäke der Frühlingspfeifer. Er konnte nicht sicher sein, ob er es sich nur eingebildet hatte. Sein Gehör war nicht mehr so gut wie früher. Er wollte den Gedanken gerade zur Seite wischen, als ihm auffiel, dass Esthers Verandalicht ausgegangen war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hörte er Jean Sullivan rufen: »Was soll denn das? Ich hab die Rechnung doch bezahlt!« Axel schaute hinüber und stellte fest, dass das Haus komplett dunkel war. Dann bemerkte er noch etwas anderes.
    Der Gesang der Frühlingspfeifer war verstummt.
    Er holte tief Luft und zählte,

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