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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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zeigte auf die übrigen Masten, die sich in der Ferne über den Baumkronen abzeichneten.
    »Wozu?« Der Große nickte in Richtung Brinkley Springs. »Unser erstes Ziel haben wir bereits erreicht – Unbehagen zu verursachen und Furcht zu säen. Lasst uns hier keine Zeit vergeuden. Warum Metall verbiegen, wenn wir stattdessen Fleisch zerfetzen können?«
    Seite an Seite marschierten die fünf Gestalten den Hang hinab und lachten auf dem Weg in die Stadt. Das Gras entlang der Schneise verwelkte und starb unter ihren Schritten ab. Der Nebel wurde dichter. Bäume ächzten. Eine vor Angst halb wahnsinnige Bärenmutter schlachtete ihre Jungen lieber ab, als sie zu Opfern der Präsenz werden zu lassen, die den Berg heimsuchte. Dann schlug sie wiederholt den eigenen Kopf gegen eine knorrige, breite Eiche, bis Gehirnmasse und Rinde den Boden übersäten. Tief in ihrem Bau verspeiste eine Klapperschlange ihren eigenen Schwanz, die Kiefer weit aufgerissen, um ihn vollständig aufnehmen zu können. Eine Herde Rehe stürzte sich, getrieben von einer namenlosen, unergründlichen Angst, von einem Abhang und zerschellte auf den schartigen Felsen darunter. Ein Rudel Kojoten, das hinter der Herde her gewesen war, folgte in die Tiefe und stürzte auf die entzweiten Leiber der Rehe. Knochen splitterten. Blut spritzte auf.
    Am Himmel schoben sich dichte Wolkenbänke vor den Mond und verhüllten ihn allmählich, bis er völlig verschwand.
    Unten in Brinkley Springs wurde die Schwärze undurchdringlich, und die Hunde begannen zu heulen.

Zwei
    Als der Strom ausfiel, saß Axel Perry auf dem Flechtschaukelstuhl seiner durchhängenden Veranda, nippte an einer Flasche Cider, lauschte den Frühlingspfeifern und hing Erinnerungen an seine verstorbene Frau nach. Zunächst bemerkte er den Ausfall gar nicht. Schließlich liefen weder Radio noch Fernseher im Hintergrund. Er schaltete die Flimmerkiste überhaupt nur ein, wenn die West Virginia Mountaineers spielten, und fürs Radio fehlte ihm neuerdings die Geduld – die Countrysender klangen alle wie Rockstationen, und überall sonst berieselten sie die Hörer mit seichtem Geplauder. Axel hasste Talkradio. Heutzutage präsentierte sich jeder entweder als Konservativer oder als Liberaler, dazwischen gab es nichts mehr. Gute Radioprogramme bekam man nur noch bei Sirius über Satellit.
    Er hatte mit dem Gedanken gespielt, sich einen Empfänger anzuschaffen, aber einerseits war das Geld knapp, andererseits konnte man die Versorgung im Tal bestenfalls als lückenhaft bezeichnen. Meist drangen die Signale nur schwach oder mit ständigen Unterbrechungen durch. Dasselbe galt für Mobiltelefone und drahtloses Internet. Axel nutzte einen halbwegs verlässlichen Einwahlzugang. Den Vertrag hatten ihm sein Sohn und seine Tochter zusammen mit dem Computer zum Geburtstag geschenkt.
    Damals waren sie eine Woche lang zu Besuch geblieben – nachdem sie den ganzen Weg von Vermont nach Brinkley Springs gefahren waren –, hatten ihn zum Wal-Mart mitgenommen und den Rechner für ihn ausgesucht. Anschließend bauten sie das gute Stück bei ihm zu Hause auf und machten ein große Schau daraus, ihm die Bedienung beizubringen. Sie meinten, so sei er in der Lage, regelmäßiger mit ihnen in Kontakt zu treten, und sie könnten ihm sofort Bilder seiner Enkelkinder schicken – er würde nicht erst auf die Post warten müssen.
    Einige Male hatte er sich am Umgang mit dem PC versucht, bald jedoch hatte sich seine Neugier gelegt. Die Bilder seiner Enkel auf einem Computermonitor zu betrachten, war einfach nicht dasselbe, wie sie sich beim Durchblättern eines Fotoalbums anzusehen – und beides war kein Ersatz dafür, die Kleinen in den Arm zu nehmen oder sie im Garten hinter dem Haus spielen zu hören. Hinzu kam: Das Anstarren von Fotos seiner Enkel verstärkte sein Gefühl von Einsamkeit und Traurigkeit noch.
    Mindestens einmal täglich ertappte sich Axel bei dem Wunsch, sterben zu wollen. Selbstmord wäre eine Option, wenn er denn mutig genug gewesen wäre. Aber das war er nicht. Was, wenn er es vermasselte? Was, wenn er einen Fehler beging? Was, wenn er hilflos und unter Schmerzen im Haus herumlag – gelähmt oder verwundet und außerstande, Hilfe zu rufen? Wer sollte ihn finden? Die Antwort lautete: Niemand, denn niemand kümmerte sich um ihn. Er war ein alter Mann, der ganz allein in einem vergammelten Haus lebte, und nur seine schwindenden Erinnerungen an die Vergangenheit leisteten ihm Gesellschaft.
    Er vermisste seine

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