Eine von Zweien (German Edition)
Küche, allerdings nicht, ohne vorher noch schnell den Schrank fertig einzuräumen.
Ich huschte unter die Dusche und machte mich bereit. Heute würde ich sicher die
Erste im Büro sein. Noch vor Max Schneider! Nicht, dass ich mir deshalb einen
Vorsprung gegenüber Max Schneider, in unserem persönlichen Wettkampf,
verschaffen würde, aber ich konnte ihn ein wenig nervös machen. Er ist zwar
eigentlich ein sehr fauler und auch nicht so überragender Wirtschaftsprüfer,
aber er kann sich sehr gut verkaufen und hat seine Nase immer in aller Leuts
Angelegenheiten. Er war immer der Erste im Büro, um sofort die neusten Geschichten
von Allen und Jedem zu erfahren, um sie dann gegen die anderen Kollegen zu benutzen.
Jeder wusste es, trotzdem war er auf eine merkwürdige Art und Weise beliebt. Das
musste an seinem Aussehen liegen. Er war recht groß, gut gebaut, seine Haare so
schleimig, wie er selber. Er trug sie glatt nach hinten gegelt. Mit einem
Hundeblick in den Augen, den ich ihm noch nie abnehmen konnte, verführte er
reihenweise die Damen, seine Arbeit zu übernehmen. Es war zwar immer gut gestylt,
aber wenn man mich fragt, dann waren seine Anzüge eigentlich eine Nummer zu
groß und verliehen Ihm das Image eine Mafiosis, nur halt mir blonden Haaren und
Bubigesicht. Allein der Gedanke daran, wie sein Blick sein würde, wenn ich
heute vor ihm im Büro sein würde, erfüllte mich mit Vorfreude. Das Duschen ging
leicht von der Hand, im null Komma nichts war ich fertig geschminkt, angezogen
hatte das Müsli ohne Zucker in mich
hinein geschoben und war auf dem Weg ins Büro. Schnell noch einen Stopp im Café
an der Ecke um meinen Triumph auch gebührend genießen zu können.
2
Der Arbeitstag hatte so gut angefangen, mit Max´ Gesichtsausdruck,
als er mich an meinem Tisch sitzen sah: der Schock, die weit aufgerissenen
Augen, die hochgezogenen Augenbrauen unter den perfekt sitzenden schmierigen
Haaren. Die Panik in seinen Augen, weil ich vor ihm da war und er nicht wusste,
wie lange schon, dieser Anblick allein hatte mir schon den halben Tag gerettet.
Bis zu dem Moment in dem die Zahlen meines Hass-Projekts kamen. Dort hoffte der
Geschäftsführer, dass die Zahlen für ihn sprechen würden, so dass er die
verhassten Mitarbeiter einer überflüssigen Abteilung loswerden könne. Ich
starrte den Rest des Tages abwechselnd auf den Bildschirm und aus dem Fenster;
es schien so als ob ich ihm sein Wunsch erfüllen würde. Ich war sehr froh, als es
endlich soweit war, dass ich meine Sachen greifen konnte, um zu meinem
Klettertermin zu fliehen. Auf dem Weg nach Hause wurde ich ein wenig nervös weil
mein Handy-Akku fast leer war. Ich mag die Stille nicht. Deshalb ist ein Nachhauseweg
ohne Musik auch eine mittelschwere Katastrophe. Es reichte ja schon, wenn meine
Gedanken mich die ganze Nacht wachhalten, dann müssen sie mir nicht noch die
Entspannungsmomente des Tages
klauen.
Ich schaute auf die Uhr und überlegte, was ich noch schnell
zu essen besorgen sollte, als ich das sichere Gefühl bekam, dass zuhause Essen
auf mich warten würde. Es kam ganz plötzlich, dafür aber sehr deutlich. Ich
wunderte mich. Solche Vorahnungen waren eigentlich nicht mein Ding. Ich hatte
mal eine Freundin in der Schulzeit, die mir von solchen „Intuitionen“ erzählte.
Hatte sie selber nie gehabt und konnte sie dadurch nicht nachempfinden. Dachte
also immer, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war oder sich wichtig machen
wollte. Heute hatte ich, aus welchem Grund auch immer, dieses Gefühl mit einer
Bestimmtheit, dass es unmöglich war, dagegen anzugehen. Ich war müde und
stolperte die Treppen zu unserer Wohnung rauf. Ich schloss die Tür auf und mir
stieg schon dieser leckere Geruch in die Nase. Mir lief das Wasser im Mund
zusammen. Ich fühlte mich angekommen und an eine alte Geborgenheit erinnert.
Ich konnte nicht ganz ausmachen, was so roch. Es war ein alter, bekannter
Geruch, aber aus der Vergangenheit. Ich war noch in Gedanken vertieft, da kam
Ben mir schon strahlend aus der Küche entgegen.
„Wir haben eine neue Nachbarin. Beth, sie wohnt gleich
gegenüber und hat uns heute, um sich bekannt zu machen, einen besonderen
Nudelauflauf vorbeigebracht. Eine sehr nette Frau. Ein wenig verrückt sieht sie
aus mit ihren wilden, lockigen Haaren, aber so eine nette Geste hat noch
niemand hier im Haus zukommen lassen. Ich hatte so einen Hunger, ich habe ihn
schon mal probiert. Er ist etwas anders, aber soo lecker. Soll ich dir
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