Eine von Zweien (German Edition)
-darauf
können wir uns einigen-: wir sind zwar irgendwie die Gleiche, aber ganz anders
die Gleiche, richtig?“
Die Gleiche, aber ganz anders die Gleiche, na, das hatte sie
aber hübsch kompliziert ausgedrückt. Vorbeten, was sollte sie mir denn vorbeten
wollten? Wusste sie selbst denn, warum sie hier war?
„Ja, stimmt schon, aber willst du mir sagen, du hast auch
keine Ahnung, was du hier machen sollst?“
Beth lächelte: “Ha, da haben wir doch etwas Elementares
gemeinsam, ich bin auch so furchtbar ungeduldig. Keine Angst, ich weiß schon,
warum ich hier bin. Also, ich kenne den Grund, ich weiß aber nicht genau, wo
die gemeinsame Reise enden soll. Da hatte ich gehofft, dass du mir die Antwort
geben würdest. Aber so, wie es aussieht, sollen wir das gemeinsam herausfinden.
Oder ich soll dich leiten, damit du findest, was bei dir nicht stimmt oder
fehlt und vielleicht kann ich auch noch von dir etwas mitnehmen.“
Sie schien überzeugt, dass uns diese ganze Erfahrung einen
Zugewinn bringen wird. Ich wollte lieber schnell damit durch sein. Was soll
denn bei mir nicht stimmen?!
„Aha, und wie lange soll das bitte dauern? Oder wie soll das
bitte ablaufen? Treffen wir uns einmal die Woche? Ich meine, es gibt Bücher
über so etwas, Romane, in denen lag das Leben der Hauptdarstellerin im Argen.
Aber Beth, seien wir doch mal ehrlich, bei mir ist doch alles super!“
„Na, das werden wir ja sehen. Du hast übrigens einen
unglaublich gut aufgeräumten Tassenschrank, ich war beeindruckt. Nach Farben
und Größen sortiert, das habe ich sicher noch nie gesehen, außer in einem
Geschäft. Sehr hübsch, wann hast du denn dafür die Zeit gefunden?“
„Vor ein paar Tagen konnte ich nachts nicht schlafen und ich
erinnerte mich, dass ich schon ewig dort Ordnung machen wollte“ sagte ich und
ignorierte bewusst Beth’s Blick, der versuchte, mir
etwas zu sagen. Ich hatte kein Interesse daran, ihr von dieser Nacht oder den
vielen schlaflosen Nächten davor zu erzählen. Ob sie davon wusste oder ob das
genau darauf eine Anspielung war, war mir letztendlich egal. Ich wusste nicht,
woher die Träume kamen, aber wie sollten die bitte darlegen, was mir in meinem
Leben fehlte. Also, überflüssig darüber zu philosophieren.
3
Nach dem ausgiebigen, nach Erinnerung schmeckenden Frühstück
gingen wir in Beth´s Wohnung herüber. Was sollte ich
hier denn schon finden? Als ich den Flur betrat, fiel mir schnell die
Wohnlichkeit auf. Ich hatte eine Wohnung voll von Kisten und vielleicht hier
und da noch unfertigen Ecken erwartet. Fehlanzeige! Alles war eingerichtet und
dekoriert. Es hingen auch schon Bilder an der Wand, teils gezeichnet, teils mit
dicken Farbbalken. Einige erinnerten mich an Ideen, die ich früher hatte, als
ich noch malte. Egal, darüber wollte ich nicht nachdenken. Das war lange her!
Ich war hier, um mir die Wohnung genauer anzuschauen und Beth kennenzulernen.
Alles war freundlich, ein wenig chaotisch, so wie Beth´s Haare. Bunt, gemütlich, nicht alles, was zu sehen war, hatte einen Nutzen,
vieles schien einfach aus Sentimentalität oder Dekoration da zu stehen. Ganz im
Gegensatz zu meiner Wohnung war hier alles so wild, so - wie soll ich sagen...vielleicht
traf es lebendig. Wir bogen in den Raum ein, der zum Wohnzimmer führte. Und
plötzlich standen wir in einem Meer von Farben, Leinwänden und Kreativität. Ich
war für einen kurzen Moment erschlagen. Die Sonne hatte sich in der
Zwischenzeit durch die dichten Wolken gekämpft und durchflutete den Raum. Ich
musste meine Augen zusammenkneifen, um überhaut noch etwas erkennen zu können.
Es war magisch, kleine Staubkörner tanzten umher und ich empfand ein Kribbeln
in den Fingern, eine Lebendigkeit, ich fühlte und wollte alles einfach in mir
aufnehmen, aufsaugen, um es in schweren Momenten nutzen zu können. Langsam
hatten meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt. Ich suchte Beth. Sie stand
in der Mitte mehrerer Leinwände und schaute mich an. Die Atmosphäre, die hier
herrschte, war wunderschön und zauberhaft. Ich war wie gelähmt, im guten Sinne,
wie verzaubert.
„Alles OK bei dir?“ Beth war sich wohl nicht so sicher, wie
es mir ging. Ich war nur noch in der Lage, mit dem Kopf zu nicken.
„Du malst gar nicht mehr?“ wollte sie wissen. Ich war mir
nicht sicher, ob sie die Antwort schon kannte. Aber sie wollte die Antwort
hören, dann würde ich sie ihr geben. Warum auch nicht?!
„Nein. Ich hatte, als ich nach Berlin ging, keine Zeit
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