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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Albrecht
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zusammengebunden und von da aus standen sie
in alle Richtungen ab. Und Ihr Gesicht! Das ließ mich nicht los, konnte das
sein oder war ich einfach nur übermüdet. Ich rieb mir die Augen, um sicher zu
gehen, dass ich nicht träumte. Während sie weiter auf mich einredete, über das
Wetter und wie sie beeindruckt sei, dass ich mich bei solcher Kälte und Regen
draußen körperlich betätige, schaute ich ihr wieder ins Gesicht: Es war der
gleiche Anblick wie auch davor. Es änderte sich nichts, sie sah aus wie..., ja,
sie sah aus wie ich! Ich war in meine Kindheit zurückversetzt. Damals hatte ich
gerne das ‚Doppelte Lottchen’ gesehen. Aber das war doch nur ein Film! Meine
Eltern sind nicht geschieden, ich habe auch keine heimliche Zwillingsschwester,
von der ich getrennt worden war. Da war ich mir sicher! Vielleicht waren meine
Eltern ja auch gar nicht meine Eltern, das würde auch Einiges erklären. Aber
sie, erkannte sie es nicht, oder wunderte sie das hier alles kein bisschen? Ich
wollte nur noch in meine Wohnung und unter die Dusche. Das musste die
Erschöpfung sein. Solche Dinge passieren in Filmen oder in den schlechten
Vorabendsendungen, aber sicher nicht mir. Bei mir war alles geregelt und
vorhersehbar. Ich hatte doch sogar schon geplant, wie ich wann in den Urlaub
fliegen werde. Meinen kompletten Jahresurlaub eingereicht und geplant! Da gab
es keine Überraschungen oder Platz für spontane Änderungen. So war mir das am
liebsten. Eigentlich hatte ich alles schon geplant, wie mein ganzes Leben
aussehen sollte. Das hier, diese merkwürdige Begegnung, die hatte ich sicher
nicht geplant. Also war auch kein Kapazität für in meinem Leben. Ich wollte
also schnellst möglich aus dieser Situation verschwinden. Sie passte in mein
Leben nicht rein.
    Als meine rotierenden Gedanken langsam stiller wurden, merkte
ich, dass Beth mich lautlos musterte. Ich wurde rot. Ich wusste nicht, wie
lange sie mich schon so anschaute und auch nicht, ob sie mir eine Frage
gestellt hatte und eine Antwort erwartete. Ich versuchte mich aus der Situation
herauszulächeln, in der Hoffnung, sie würde die Frage oder was auch immer
gerade Thema war, noch einmal aus Mitleid wiederholen. Aber sie schaute mich
nur an. Mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht, schaute sie mich einfach
freundlich an und   ließ mich zappeln.
Mir blieb nichts anderes übrig: ich musste ihr gestehen das ich ihr nicht
gefolgt war in ihren Ausführungen.
    „Sorry, was hattest du gerade gesagt, ich war kurz in
Gedanken versunken und hab nicht mitbekommen was du gesagt hast. Hast du mich
etwas gefragt? Das war sehr unhöflich, ich weiß auch nicht wie das passieren
konnte. Aber wenn du es nochmal fragst dann kann ich dir auch antworten.“
    Beth blieb entspannt, ihr Gesicht verriet keine Gefühle,
zumindest mir nicht. Wobei ich zugeben muss, dass das auch nicht meine Stärke
ist. Ich kann nur erkennen, wenn jemand in einem Gespräch weich wird, das
brauche ich für meine Arbeit, aber sonst kann ich Gesichter nicht gut lesen.
Als ich klein war, konnte ich Gefühle aus den Gesichtern anderer sehr gut herauslesen.
Manchmal, bevor sie es selber wussten. Vor allem konnte ich für meine Schwester
und meiner Mutter oft dolmetschen und ihnen sagen, was die jeweils andere
gerade fühlte. Aber das ist lange her, man verliert das wohl mit dem
Älterwerden. Jetzt muss ich raten und liege da meistens falsch. Ich schaute ihr
ins Gesicht, um irgendeine Regung zu entdecken. Plötzlich veränderte sich der
Ausdruck und sie lächelte mich an.
    „Gut, gehen wir!“
    „Wohin sollen wir denn gehen, sorry, ich hatte doch gesagt,
das ich kurz abwesend war!“
    Hatte sie mir jetzt nicht zugehört? Sie hatte sich nicht
einmal vorgestellt. Wo sollte es denn bitte hingehen? Ich hatte Pläne und
freute mich auf mein Frühstück was wollte sie von mir?
    „Wo soll es denn hingehen? Und ich habe auch gar keine Zeit,
ich muss mich jetzt duschen und fertigmachen und dann noch was für die Arbeit
beenden, was ich gestern nicht fertigbekommen habe. Es tut mir wirklich leid,
was immer du vorhast, ich habe keine Zeit.“ Ich hoffte, so bestimmt zu klingen,
wie möglich, aber ihre aufdringliche Art irritierte mich.
    „Das mit der Arbeit kannst du immer noch machen und auf
deinem Plan für heute stand doch auch drauf, dass du herausfinden willst, wer
ich bin und woher ich gekommen bin. Wenn du mich fragst, hast du da zwar deinen
Plan falsch formuliert, aber das können wir später korrigieren.

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