Eine Vorhaut klagt an
anders als ihr Dad seien.
– Und das, sagte er, – fand ich einen ziemlich wichtigen Grund.
Ich nickte. Mir gefiel dieser ganze selbstlose Ansatz, dennoch seufzte ich und schüttelte den Kopf. Es sei doch so, sagte ich zu Craig, wenn ich den Unsicherheiten meines Sohnes wirklich abhelfen wolle, indem ich seinen Penis wie meinen aussehen ließe, müsste ich ihn nicht nur einfach beschneiden; ich müsste ihm auch die Eier rasieren und einen Prinz Albert verpassen.
Craig sah mich kurz an, dann auf die Uhr.
– Um zehn hab ich eine Besprechung, sagte er.
11
Die Jahre nach dem Snack Shack waren mit Heimlichkeiten und Scham erfüllt. Vinnie hatte recht gehabt – ich kam gegen die Jimmys nicht an. Ebenso wenig gegen die Polly-O-String Cheeses oder die Charleston Chews. Mit neun, überwältigt von der bösen Neigung im Imbissbereich der Nanuet Mall, biss ich zum ersten Mal von einer nichtkoscheren Pizza ab. Mit zehn hatte ich es heftig mit Marshmallows. Wir wissen alle, was danach kommt, und ein Jahr später kam es auch: gegrillter Käse. Sünde , sagten die Weisen seligen Angedenkens, – führt zu Sünde , und diesen Rat nahm ich mir zu Herzen. Am Ende der sechsten Klasse, als die anderen Jungen Arzt oder Anwalt werden wollten, wollte ich ein Shark sein. Ich hatte gerade West Side Story im Fernsehen gesehen und war in ein Mädchen namens Maria verliebt. Maria war keine Jüdin, doch sie hielt das Haar bedeckt und trug knöchellange Röcke. Vielleicht genügte das ja.
– Sir? Sir. Entschuldigen Sie, Sir. Ich muss Ihren Sohn bitten, seine Taschen zu leeren.
Ich war mit meinem Vater auf dem Parkplatz von Caldor’s und hatte gerade den Soundtrack von West Side Story gestohlen. Der Wachmann streckte die Hand aus und wartete darauf, dass ich ihm die Kassette übergab. Mein Vater schaute mit dem Gegenteil von Überraschung auf mich herab.
– Aber warum?, fragte ich.
– Bitte, mein Junge, sagte der Wachmann.
Ich griff in die Tasche und gab ihm die Kassette.
– Aber warum?, fragte ich.
– Ganif , brummelte mein Vater. Dieb.
– Aber warum?, rief meine Mutter, als wir nach Hause kamen.
Ich wusste es nicht. Ich wusste, dass sie auch weinte, wenn ich nicht stahl – weinte, wenn sie die Rechnungen erledigte, weinte, wenn ich um neue Sachen zum Anziehen bat, weinte, wenn meine Geschwister sie um mehr Taschengeld anhauten.
– Ein Soundtrack? Warum willst du unser sauer verdientes Geld auf so eine Narischkeit verschwenden? Weißt du überhaupt, wie lange dein Vater arbeiten muss, um so viel Geld zu verdienen? Glaubst du denn, das Geld wächst auf den Bäumen? Ihr Kinder treibt mich noch ins Armenhaus.
Ich fand, dass die Kaufhauskette Caldor’s eine Kassette mit Soundtrack hin und wieder gut verschmerzen konnte, aber wahrscheinlich brachte es meine Mutter um, wenn sie eine kaufte.
In jener Nacht weinte sie sehr lange.
– Es tut mir leid, sagte ich.
– Geh, sagte sie. – Ich kann dich nicht ansehen. Geh und überleg dir, was du getan hast.
Ich ging auf mein Zimmer, setzte mich auf die Bettkante und beherzigte ihren Rat. Wie zum Teufel , fragte ich mich, hat mich dieser Wachmann erwischt? Ich hatte auch schon vorher gestohlen – Twix, Moon Pies, Three Musketeers –, und es war immer einfach gewesen: Man steckt das ein, was man will, läuft ein bisschen herum, steckt dabei andere Sachen ein, legt manche wieder hin, steckt andere ein, steckt das, was man will, in die Hosentasche, legt den Rest wieder hin, geht zur Tür hinaus.
Ver dammt , wie hat mich dieser Kerl erwischt?
Ich überlegte und überlegte und überlegte, und während ich so überlegte, zwirbelte ich meine Baseballkappe – diejenige, die ich an jenem Abend im Caldor’s getragen hatte – um den Finger, und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Konnte es denn sein? , fragte ich mich.
Ein paar Tage später ging ich wieder ins Caldor’s, meine Baseballkappe sicher zu Hause im Schrank und auf dem Kopf die größte Kipa, die ich finden konnte, auffällig vorn auf dem Kopf befestigt. Meine weißen Zizijot baumelten gut sichtbar seitlich an meiner Hose. Fünf Minuten später hatte ich wieder den Soundtrack von West Side Story in der linken Manteltasche, in die rechte hatte ich ein Taschenbuch mit den Hardy Boys gesteckt. Derselbe Wachmann, der mich einige Abende zuvor erwischt hatte, stand wieder an der Tür.
– Nacht, sagte ich, als ich auf ihn zuging.
Die eine Hand hatte er auf der Waffe, die andere am Funkgerät, den Blick auf
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