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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Green
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intelligent auf mich. Alaska zündete sich eine neue Zigarette an der alten an und erzählte mir, dass der Colonel zwar gescheit gewesen sei, aber noch nichts erlebt hatte, damals, als er in Culver Creek ankam.
    »Aber das Problem hab ich schnell gelöst.« Sie grinste. »Bis November hatte ich ihm seine erste Freundin besorgt, eine absolut reizende Nicht-Tagestäterin namens Janice. Einen Monat später hat er sie sitzen lassen. Sie war zu reich für sein Arbeiterklassen-Blut, aber egal. Im ersten Jahr haben wir unseren ersten Schülerstreich organisiert – wir haben Klassenzimmer4 mit Murmeln ausgelegt. Natürlich werden wir seitdem immer besser.« Sie lachte. So war Chip zum Colonel geworden – der militärische Stratege ihrer Streiche, und Alaska war immer Alaska gewesen, die überlebensgroße kreative Kraft dahinter.
    »Du bist genau so gescheit wie er«, sagte sie. »Nur stiller. Und niedlicher, aber das darf ich eigentlich nicht sagen, denn ich liebe meinen Freund und niemand andern.«
    »Danke, du bist auch nicht schlecht«, sagte ich, überwältigt von ihrem Kompliment. »Aber das darf ich eigentlich nicht sagen, denn ich liebe … Halt. Stimmt. Ich hab gar keine Freundin.«
    Sie lachte. »Keine Sorge, Pummel. Wenn ich dir eins besorgen kann, dann eine Freundin. Wir machen einen Deal: Du kriegst raus, was das Labyrinth ist und wie man rauskommt, und ich sorge dafür, dass du flachgelegt wirst.«
    »Deal.« Und darauf gaben wir uns die Hand.
     
    Später ging ich neben Alaska über die Wiese zu den Schlafsälen zurück. Die Zikaden summten ihr eintöniges Lied, genau wie zu Hause in Florida. Als wir so durch die Dunkelheit tappten, drehte sie sich plötzlich zu mir um. »Kennst du das: Manchmal, wenn du nachts draußen bist, kriegst du Panik, auch wenn es total albern und peinlich ist, aber du willst einfach nur nach Hause rennen?«
    Irgendwie war das viel zu intim und persönlich, als dass man mit einer praktisch Fremden darüber sprechen konnte, doch ich sagte: »Ja, total.«
    Sie schwieg einen Moment. Dann packte sie meine Hand und flüsterte: »Lauf lauf lauf lauf lauf!«
    Und sie stürzte los und riss mich mit.
Einhundertsiebenundzwanzig Tage vorher
    Früh am Nachmittag des nächsten Tages rann mir der Schweiß in die Augen, während ich versuchte, ein Van-Gogh-Poster an die Rückseite der Tür zu kleben. Der Colonel kontrollierte von der Couch, ob das Poster gerade hing, und beantwortete dabei meine endlosen Fragen über Alaska. Wer ist sie? »Sie ist aus Vine Station. Man kann das Nest glatt übersehen, wenn man durchfährt – und wie ich es verstanden hab, ist das auch besser so. Ihr Freund hat ein Stipendium an der Vanderbilt University in Nashville. Er spielt Bass in irgendeiner Band. Von ihrer Familie weiß ich nicht viel.« Ist es was Ernstes mit dem Typ? »Schätze schon. Immerhin ist sie noch nicht fremdgegangen. Und das soll was heißen.« Und so weiter und so fort. Den ganzen Morgen war ich unfähig, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, weder auf das Van-Gogh-Poster noch auf die Videospiele, nicht mal auf meinen Stundenplan, den mir der Adler am Morgen vorbeigebracht hatte.
    So hatte er sich vorgestellt: »Willkommen in Culver Creek, Mr. Halter. Sie haben hier viele Freiheiten. Falls Sie sie missbrauchen, werden Sie es bereuen. Sie scheinen ein netter junger Mann zu sein. Ich fände es äußerst bedauerlich, Sie fortschicken zu müssen.«
    Und dann starrte er mich mit einem Blick an, der entweder ernsthaft oder boshaft sein sollte. »Alaska nennt es den Blick der Verdammnis«, erklärte der Colonel, als der Adler wieder weg war. »Das nächste Mal, wenn er dich mit diesem Blick ansieht, bist du dran.«
    »Okay, Pummel«, sagte der Colonel jetzt, als ich einen Schritt vom Poster zurück trat. Es war nicht ganz gerade, aber gerade genug. »Kein Wort mehr über Alaska. Nach meiner Zählung gibt es zweiundneunzig Mädchen hier auf der Schule, und jede einzelne davon ist weniger verrückt als Alaska, die, wie ich hinzufügen darf, bereits einen Freund hat . Ich gehe zum Mittagessen. Heute ist Bufrito-Tag.« Er marschierte hinaus, die Tür ließ er offen. Ich kam mir vor wie ein verknallter Idiot, als ich aufstand, um die Tür hinter ihm zuzumachen. Der Colonel war schon halb über die Wiese, als er sich umdrehte. »Mein Gott. Kommst du endlich oder was?«
    Man kann eine Menge über Alabama behaupten, aber was man nicht behaupten kann, ist, dass die Menschen aus Alabama eine Scheu vor der

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