Eine wie Alaska
schwimmen, eine armlose, silberne Nixe, die Bewegung allein aus der Hüfte erzeugend, so lange, bis mein Hintern endlich auf Grund ging. Dann drehte ich mich um die eigene Achse und schraubte mich mit Hüft- und Taillenkreisen im Schlamm zum Ufer hoch, bis ich neben einem alten grünen Handtuch liegen blieb. Sie hatten mir ein Handtuch dagelassen. Wie aufmerksam.
Das Wasser hatte das Tape von meiner Haut gelöst, doch stellenweise war es drei Schichten dick, so dass ich mich wie ein Fisch auf dem Trockenen winden musste. Endlich hatte ich es so gelockert, dass ich die linke Hand freibekam und mir das restliche Klebeband herunterreißen konnte.
Ich wickelte mich in das sandige Handtuch. Mir stand nicht der Sinn danach, zurück zu Chip ins Zimmer zu gehen. Ich wusste ja nicht, was Kevin gemeint hatte – vielleicht lauerten sie mir auf dem Rückweg auf, und dann würden sie ernst machen. Vielleicht sollte ich ihnen zeigen: »Okay, Botschaft angekommen. Er ist nur mein Zimmergenosse, nicht mein Freund.« Außerdem hegte ich für den Colonel im Moment nicht gerade freundliche Gefühle. Viel Spaß, hatte er gesagt. Ja, dachte ich. Ein Mordsspaß.
Also ging ich zu Alaska. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber ich sah einen Lichtstreifen unter ihrer Tür. Und so fasste ich mir ein Herz und klopfte leise an.
»Komm rein«, sagte sie, und ich kam rein, nass und dreckig und nur mit einem Handtuch und klitschnassen Boxershorts bekleidet. Eindeutig nicht der Aufzug, in dem man vor das heißeste Mädchen der Welt treten will. Aber irgendwie hoffte ich, dass sie mir erklären könnte, was eigentlich geschehen war.
Alaska legte das Buch aus der Hand und kam, in ein Laken gewickelt, aus dem Bett. Einen kurzen Moment lang betrachtete sie mich besorgt. Sie sah aus wie das Mädchen von gestern Abend, das Mädchen, das mich niedlich fand, das Mädchen, das vor Energie und Einfallsreichtum und Witz überzuschäumen schien. Doch dann lachte sie mich aus.
»Schätze, du warst schwimmen, oder?« Sie sagte es mit so beiläufiger Boshaftigkeit, dass mir dämmerte, es hatten alle davon gewusst, und ich fragte mich, warum die ganze verdammte Schule sich darauf geeinigt hatte, Miles Halter möglicherweise zu ertränken. Andererseits, Alaska mochte den Colonel. In meiner Verwirrung starrte ich sie wortlos an, unsicher, was ich überhaupt von ihr erwartet hatte.
»Ach, komm schon«, spottete sie. »Verschon mich. Weißt du was? Andere Leute haben echte Probleme. Ich hab echte Probleme. Mami ist nicht hier, also kneif die Arschbacken zusammen, Großer.«
Ohne ein Wort zu sagen, ging ich zurück in mein Zimmer, wo ich die Tür zuschlug, was den Colonel aufweckte, und dann stampfte ich ins Bad. Ich stellte mich unter die Dusche, um mir die Algen und den Schlamm abzuwaschen, aber der lächerliche Duschkopf versagte mal wieder sensationell, und wie kam es überhaupt, dass Alaska und Kevin und die anderen Jungs sich darin einig waren, mich von vorneherein nicht zu mögen? Ich trocknete mich ab, kam ins Zimmer zurück und suchte mir was zum Anziehen.
»Und«, sagte der Colonel, »was hat so lange gedauert? Hast du dich auf dem Heimweg verlaufen?«
»Die haben gesagt, es war deinetwegen«, knurrte ich wütend. »Sie haben gesagt, ich soll nicht mit dir rumhängen.«
»Wie bitte? Ach, Quatsch, das machen sie mit allen so«, gab der Colonel zurück. »Mit mir haben sie das Gleiche gemacht. Sie werfen dich in den See. Du schwimmst ans Ufer. Du gehst nach Hause.«
»Nur dass ich nicht ans Ufer schwimmen konnte«, erwiderte ich leise und schlüpfte in meine Jeans. »Sie haben mich zuerst mumifiziert. Ich konnte mich nicht bewegen.«
»Warte mal. Warte.« Er sprang vom Bett und starrte mich in der Dunkelheit an. »Sie haben dich mumifiziert? « Und ich machte es ihm vor: Ich machte die Mumie, Füße zusammen, die Arme an den Seiten, und zeigte ihm, wie sie mich zusammengeklebt hatten. Und dann ließ ich mich auf die Couch fallen.
»Mein Gott! Du hättest ertrinken können! Sie hätten dich in Unterhosen ins Wasser werfen und wegrennen müssen!«, rief er. »Was zum Teufel ist in die gefahren? Wer war es? Kevin Richman und wer noch? Erinnerst du dich an ihre Gesichter?«
»Ja, in etwa.«
»Wie zum Teufel kommen sie dazu?«
»Hast du ihnen was getan?«, fragte ich zurück.
»Nein, aber jetzt tue ich ihnen was, darauf kannst du Gift nehmen. Denen zahlen wir es heim.«
»So schlimm war es ja nicht. Ich hab’s überlebt.«
»Aber du
Weitere Kostenlose Bücher