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Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Titel: Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vogel
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sind Sie ja erst recht würdig, mir einen Kaffee auszugeben. Oder richtiger, ein Glas Wein. Sie verstehen was vom Leben, Herr Rost …! Mit Männern Ihres Schlags wechselt Paul Gregor gern ein Wort, hihi. Garçon , Weißwein!«
    Emmi lachte.
    »Ich bin keineswegs sicher, Ihrer würdig zu sein«, scherzte Rost.
    »Aber ja doch, und wie, mein Herr! Seien Sie nur nicht zubescheiden. Ich habe dadurch meine Haare und meine Zähne verloren und weiß, was ich sage!« Er zog heftig an seiner kalten Pfeife. »Sollten Sie jedoch zufällig Schriftsteller sein, dann dürfen Sie mich durchaus auf Herz und Nieren prüfen und sich meiner nach Herzenslust bedienen. Darin sind Ihnen schon viele gute Leute vorangegangen. Diese bedauernswerten Schriftsteller, Einfallsreichtum ist nur wenigen hervorragenden Geistern gegeben, und interessante Menschen sind ja so selten! Deshalb fallen die Leute wie eine hungrige Meute über mich her. Ich habe viel zu bieten. Genug für alle!«
    »Nein, ich bin kein Schriftsteller.«
    »Nicht?! Dann sind Sie ja ein ganz exotischer Vogel!«
    Er drückte sich das Monokel, das an einem schwarzen Band hing, in die rechte Augenhöhle, um seinen Gesprächspartner näher zu betrachten, wobei seine wässrigen Augen flatterten und sein Mund unablässig grinste. Mit spöttischer Miene hielt Rost seinem prüfenden Blick stand.
    »Nein!«, entschied Gregor. »Von Ihrer Sorte findet man hier kein halbes Dutzend, das garantiere ich Ihnen. In diesem Viertel – nein!«
    »Und Sie selbst?«
    »Ich? Bin Schriftsteller, selbstverständlich! Das sei vorausgestellt! Ich verfasse Bittschriften an die großen Spender! Was wollen Sie – die Deutschen sind Barbaren, unkultiviert! Von Malerei verstehen sie so viel wie ein Affe, mehr nicht! Sie sind derb, unhöflich, töricht, dumm wie Rindviecher! Und wenn Sie das Pech hatten, als deutscher Maler auf die Welt gekommen zu sein – dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ›Schriftsteller‹ zu werden …« Zornig nahm er einen ordentlichen Schluck Wein.
    Emmi sagte: »Herr Gregor ist gewiss wieder schlecht aufgelegt, dann lässt er seinen ganzen Zorn auf die armen Deutschen los.«
    »Sehr richtig! Und mir ist auch ein großes Unglück passiert!«, fuhr er fort. »Mein Kater, wissen Sie, hat gestern Selbstmord begangen.«
    »Selbstmord?«
    »Er hat sich aus der dritten Etage gestürzt. War auf der Stelle tot. In der letzten Zeit litt er bereits unter starken Depressionen. Das war augenfällig. Er wollte auch nichts fressen. Vielleicht war er krank.« Er zwinkerte mit seinen kleinen Augen und drückte das Monokel fest. »Zum Mittagessen habe ich immer zweimal Braten bestellt, eine Portion für mich, eine für ihn. Heute habe ich wieder nur eine genommen.«
    »Wahrscheinlich ist er versehentlich aus dem Fenster gefallen«, bemerkte Rost.
    »Meinen Sie?!«, brauste Gregor auf und fuchtelte mit der Pfeife. »Dann verstehen Sie rein gar nichts, netter Herr! Eine Katze, müssen Sie wissen, kommt nie durch Fall zu Schaden! Sie fällt immer auf die Füße und spaziert davon. Lassen Sie sich das gesagt sein: Mein Kater hat sich umgebracht! Jawohl! Vor lauter Schwermut! Er konnte sich ja nicht erschießen, bloß damit Sie ihm glauben!«
    Rost ließ kurz seine dunkelgrünen Augen auf ihm ruhen.
    »Und was tun Sie sonst so, Herr Gregor?«, fiel Emmi ein.
    »Ich male Bilder, wie immer. Alle auf ein und dieselbe Leinwand. Ein ganzes Jahr auf dieselbe Leinwand, hihi. Hab schon hundert so gemalt.«
    »Hundert auf ein und dieselbe Leinwand?«
    »Warum denn nicht! Ich übermale eines mit dem anderen. Im letzten Bild sind dann alle enthalten. Wer es kauft, muss für alle hundert bezahlen. Außerdem … schreibe ich ja an einer neuen Philosophie. Text und Illustrationen aus eigener Hand. Das wird das tiefschürfendste und originellste Werk seiner Zeit, das garantiere ich Ihnen.« Er trank seinenWein aus und bestellte ein zweites Glas. »Dem haben Sie doch nichts entgegenzusetzen, Herr Rost!«, sagte er zum Abschluss. »Und womit beschäftigen Sie sich dann in dieser Metropole?«
    »Das ist ein Geheimnis.«
    »Soso! Und die Finanzmittel? Die Geheimnispflege will bekanntlich finanziert sein.«
    »Sind ausreichend vorhanden.«
    »Und wie wäre es da mit einer Anleihe?«
    »Wer bei wem?«
    »Na, ich bei Ihnen natürlich.«
    »Möglich. Wie hoch?«
    »Von zwanzig aufwärts. Unbegrenzt.«
    »Wir stehen also bei zwanzig«, lachte Rost und reichte ihm zwei gefaltete Geldscheine.
    Gregor fasste sie mit

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