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Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition)

Titel: Eine Wiener Romanze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vogel
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Frau hier auf dem Stuhl, mit ihrem entblößten, käuflichen Körper, war unendlich verlassen und voller Ängste und Verzweiflung – warum konnte er dann nicht aufstehen und ihr langsam mit der Hand übers Haar streichen, wenigstens ein einziges Mal? Nein, er tat es nicht. Saß nur da und rauchte. Was denn auch?! Tröstete er etwa Frauen, derenSchiff gestrandet war?! Ausgerechnet er, Michael Rost?! Dafür fehlte ihm die Begabung, aber völlig! Und wenn sie dieses Nervenspiel nicht bald beendete, stand seine Entscheidung fest … Andererseits war interessant, wo all das enden würde.
    Schließlich hob die Frau den Kopf und sah ihn an. Sie öffnete ein wenig die Lippen, sagte aber nichts. Dann plötzlich stand sie auf, als gäbe sie sich selbst einen Ruck, ging zu ihm hin und schmiegte sich scheinbar völlig versöhnt an ihn, streichelte ihm den Kopf, drückte die Brust an seine Wange. Sie fiel sogar vor ihm auf die Knie, und als sie den Kopf in seinen Schoß legte, flüsterte sie unhörbare Worte.
    Seine Aufgabe kam ihm letzten Endes etwas lächerlich vor. Er schwang die Frau vom Boden hoch und trug sie zum Bett.
    Sie sprang ab und setzte sich. »Meinst du, ich brauche dein Mitleid! Ich spucke darauf, hörst du, ich spucke auf dieses Mitleid. Tfu!«
    Er setzte sich ans Fußende. »Warum diese Aufregung? Ich bemitleide dich keineswegs. Du hast dich in mir geirrt. Ich würde dir im Gegenteil raten, deinem Leben ein Ende zu setzen.«
    Sie starrte ihn entsetzt an. »Wo hast du das her?«
    Rost lachte tonlos. Er sah ihre runden, weißen Schenkel neben sich, über die eben jetzt ein leichter Schauder lief, und spürte plötzlich einen Krampf in den Händen. Die Frau schreckte auf wie aus einem schlechten Traum und hüpfte ihm auf die Knie. Sogleich schlang sie ihm die Arme um den Hals und flüsterte, während ihr Atemhauch sein Gesicht erglühen ließ: »Mein Geliebter, danke, dass du diese Nacht zu mir gekommen bist! Dass du dich nicht geweigert hast zu kommen … Wie soll ich dir das vergelten …« Und einen Augenblick später: »Sag, möchtest du, dass ich meinem Leben ein Ende setze? Ja?«
    Rost lachte leise und gab keine Antwort.
    »Wenn ich nur das Kind sehen könnte«, redete sie mit sich selbst, »jetzt ist er sieben Jahre alt … Und sein Aussehen – ich weiß nicht, wie er aussieht … Nie werde ich sein Aussehen kennen, niemals!« Sie verstummte. Den einen Arm hatte sie immer noch um Rosts Hals geschlungen, und ihre Finger klappten selbsttätig sein Ohrläppchen um. Auf dem Korridor hörte man jetzt dumpfe Schritte, vom Teppich verschluckt. Danach ging eine Tür auf und wieder zu.
    »Weißt du«, begann die Frau von Neuem, »vorhin habe ich dich angelogen. Ich bin erst ein paar Monate im Gewerbe. An die drei Monate. Und auch alles Übrige ist nicht wahr. Ich bin erst vor kurzer Zeit aus dem Süden zurückgekommen. Mein lahmender Holländer wurde mir widerwärtig, und ich habe ihn verlassen. Aber wir wollen uns doch amüsieren, nicht wahr! Du hast den Wein noch gar nicht probiert! Bitte schön!« Sie streckte den Arm zum Tisch aus und führte ihm sein volles Glas an die Lippen.
    Rost tat ihr den Gefallen und trank einen Schluck. Dann nahm er ihr das Glas ab und stellte es wieder zurück. »Du bist ein nettes Mädchen«, sagte er und fuhr ihr mit gespreizten Fingern durchs Haar.
    »Nicht wahr? Hihi … Aber … weißt du … Nein! Jetzt will ich fröhlich sein! Mich austoben!« Sie wandte ihm das Gesicht zu und biss ihm die Lippen blutig.
    »Werd nicht übermütig, Kleine! Ich bin ein bisschen groß zum Verspeisen.«
    Sie sprang von seinem Schoß und kippte ein ganzes Glas hinunter. Dann holte sie eine zweite Flasche aus dem Schrank und zog geschickt den Korken. »Sagen wir also, du heißt George, und ich liebe dich schon einen ganzen Monat, nicht wahr!«
    »Sagen wir mal!«, lachte Rost.
    »Sag mir nur, dass du anders gehandelt hättest. Ich werde dir glauben … Nein, sag lieber nichts.«
    Sie stand weiter reglos am Tisch, den Korkenzieher mit dem Korken in der Rechten, und ihre nackte weiße Haut kam, umrahmt vom schwarzen Morgenrock mit den großen, flammend gelben Blumen, in voller Länge zur Geltung.
    »Schau mich nicht so an! Deine Augen … Denk nicht, ich würde mich vor deinen Augen fürchten … Ich fürchte mich keineswegs vor ihnen, hörst du!« Sie legte den Korkenzieher auf den Tisch und setzte sich zu ihm aufs Bett.
    »Dein Eau de Toilette hat einen erlesenen Duft.«
    Sie schien es nicht zu

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