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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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entwerfen.«
    »Allerdings,
Mr. Rather.« Ein Unterton professioneller Begeisterung schlich sich in Mannys
Stimme ein, nun, da er sich wieder auf sicherem Boden befand. »Dieses
Schauspiel im Fernsehen.«
    »Eine
Stunde in Farbe«, unterbrach ihn Rather. »Das wird einen Kampf mit den
Fernsehstudios geben.«
    »Die
Meilensteine von Lloyd Carlyles Karriere.« Mannys Stirn glitzerte vor Erregung.
»Szenen — nein, Streiflichter — aus einigen seiner größten Filme.«
    »Und
schließlich ein Streiflicht aus dem größten von allen seinen Filmen — aus
seinem letzten!« Rather überlegte flüchtig. »Diese Verführungsszene mit Della
August — diese
eine saftige! Nur müssen wir für das Fernsehen gleich abbrechen, nachdem er ihr
den Pullover heruntergerissen hat, damit alle dasitzen und nach Fortsetzung
japsen!«
    Manny
gurgelte anerkennend. »Phantastisch, Mr. Rather! Ich möchte vorschlagen, wir
beginnen mit der Beerdigung. Vielleicht eine Nahaufnahme von dem Sarg, wie er
von seinen besten Freunden in die Kapelle getragen wird — und jeder einzelne
Sargträger ist selbst ein Stern am Filmhimmel! Dann lassen wir die Kamera
zurückgehen zu der riesigen Prozession der Trauernden, angeführt von der in
Kummer versunkenen Witwe.«
    Runzeln
des Nachdenkens erschienen auf Rathers breiter Stirn.
»Glauben Sie, daß wir noch Zeit haben, um für Vivienne ein wirklich
atemberaubendes Trauerkleid entwerfen zu lassen? Ich meine natürlich nicht sexy
oder geschmacklos, aber mit ihrem blonden Haar und der Figur wäre es doch
einfach ein Jammer, wenn das verschwendet würde — und auch noch in Farbe!«
    »Ich
werde sehen, was sich machen läßt, Mr. Rather.« Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck
erschien in Mannys Augen. »In Schwarz sieht sie immer einfach grandios aus.«
    Ich
verließ die beiden. Sie hatten ohnehin bereits vergessen, daß ich existierte.
Der Junior-Presseagent ließ mir ein liebenswürdiges Lächeln zukommen, als ich
auf die vordere Veranda trat und die Tür hinter mir schloß.
    »Glauben
Sie, daß die beiden noch sehr viel länger drinnen bleiben werden, Mr. Holman?«
fragte er höflich.
    »Sie
haben ein gewaltiges Problem zu bewältigen«, sagte ich. »Sie überlegen, wie sie
die Witwe bei der Beerdigung anziehen sollen, damit sie im Farbfernsehen
grandios aussieht. Sie soll in all ihrer Trauer prächtig aussehen — traurig,
aber sexy — , und Schwarz ist ohnehin ihre beste Farbe.«
    »Dieser
Manny Kruger«, sagte er mit weicher Stimme. »Das ist ein Bursche mit
Inspiration! Ich lerne eine Menge bei ihm.«
    »Und
alles dabei ziemlich anrüchig, was?« knurrte ich.
    Er
lächelte mich auf eine nette Weise an, die ausgezeichnet zu seinem
kurzgeschnittenen Haar, dem leicht gebräunten Teint und dem salopp eleganten
Anzug paßte. »Es ist eben manchmal ein anrüchiges Geschäft, Mr. Holman. Deshalb
brauchen wir ja auch Leute wie Sie. Nicht wahr?« Er hob schnell die Hand, bevor
ich Gelegenheit hatte, ihm zu antworten. »Ich habe es nicht respektlos gemeint,
ich stelle lediglich Tatsachen fest. Verstehen Sie?« Seine breiten Schultern
zuckten sachte. »Wie dem auch sei, es ist ein schöner Tag.«
    Es
war ein schöner Tag. Ich ging zu meinem Wagen und setzte mich hinter das
Lenkrad. Die Bäume waren grün, der Himmel war blau und es war Zeit für mich,
die Erinnerung an Lloyd Carlyle so blank zu putzen, daß sie im selben Glanz erstrahlte
wie die Mittagssonne über mir. Irgendwann in meinem Dasein, dachte ich
mürrisch, würde ich darangehen, einen Job zu suchen, der mir einige
Selbstachtung verschaffte. Das Problem bestand lediglich darin, einen zu
finden, der halb so gut bezahlt wurde wie mein derzeitiger.

ZWEITES KAPITEL
     
    S ie hieß, wie dem Zettel zu entnehmen war,
den Manny Kruger mir gegeben hatte, Rita Quentin und wohnte in einem
Dachgartenappartement auf einem neuen Hochhaus, unmittelbar hinter dem Strip.
Ich drückte auf den Klingelknopf und hörte dann von drinnen zartes
Glockengeläute. Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür, und ein großes
dunkelhaariges Mädchen stand da und blickte mich an. Ihr Haar war von einem
Mittelscheitel aus glatt herabgekämmt, so daß es das ovale Gesicht umrahmte,
und fiel dann in einer Art wollüstiger Wirrnis über die Schultern. Sie trug ein
tropenfarbig gemustertes Kleid, alles in üppigem Blau und Grün gehalten; und
der tiefe viereckige Ausschnitt enthüllte den Ansatz ihrer kleinen, aber wohlgerundeten
Brüste. Der Saum endete in Falbeln gut zehn

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