Eine Zuflucht aus Rosen
allzu große Enttäuschung ist.“ Auch wenn seine Worte gestelzt klangen, sah sie die Unsicherheit in seinen Augen.
„Das ist es nicht“, sprach sie zu ihm und trat näher auf ihn zu. „Ich empfinde es nicht als Enttäuschung.“ Seine Präsenz verschlang sie ... der schwache Duft von ihm selbst – etwas Scharfes und Sauberes – und die Wärme seines Leibes. Seine Finger schlossen sich fester um die ihren und er senkte den Kopf, um seine Lippen auf ihre zu pressen ... sanft.
Wärme strömte durch sie hindurch, als – weiche Lippen an weichen Lippen – sie sich aneinander pressten ... miteinander atmeten ... miteinander seufzten. Madelynes Lippen verzogen sich unter seinen zu einem zärtlichen Lächeln. Tricky hatte Recht gehabt.
„Meine Küsse belustigen Euch?“, fragte Gavin, als er sich gerade so weit von ihr löste, um ihr in die Augen zu blicken – und so dass sie die leichte Belustigung in den seinen erkennen konnte. Wunderschöne, dunkle Augen, in denen sie zu ertrinken schien, das waren sie ... ohne Geheimnisse und mit Gefühlen ganz offen darin, weich und in ein sanftes Licht getaucht. Dies war ein Gavin, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Sie tat einen Schritt weg, ihre Hand blieb weiter fest von der seinen umschlossen. „Nein, es seid nicht Ihr, über den ich lächele, sondern meine Zofe Tricky ... und ihre unfehlbare Klugheit.“
„Tricky?“ Er setzte sich auf die Bank und zerrte sie sanft, auf dass sie sich neben ihn setze. Ihre Körper berührten sich an den Seiten und jetzt nahm er beide von ihren Händen in eine von seinen großen. Mit der freien Hand reichte er zu ihr rüber, um eine winzige Locke zu berühren – eine, von der sie nicht einmal bemerkt hatte, wie sie sich gelöst hatte – und strich sie ihr wieder nach hinten über den Kopf. „Und worin besteht ihre unfehlbare Klugheit?“
Madelyne lehnte sich sacht in seine Hand hinein, als diese von ihrem Scheitel herab geglitten kam, hin zu ihrer Wange. Alles würde sie ihm nicht sagen, sie musste einige Geheimnisse bewahren – aber ein kleiner Hinweis wäre vielleicht amüsant. „Meine Zofe ist entschlossen sich mit Eurem Gefolgsmann zu vermählen.“
Gavin, dessen Gesicht von seinem sonst so scharfen Ausdruck anscheinend eine entspannte Pause vergönnt war, was ihn fast schön aussehen ließ, streckte den Arm, um hinter ihr ein Gänseblümchen zu pflücken. „Es ist kein Geheimnis, dass sie ein Auge auf Jube geworfen hat ... obwohl ich recht überrascht wäre, wenn er sich für den Ehestand entscheiden würde. Da es sein liebster Zeitvertreib ist, stets jedem Rock nachzusetzen.“ Er bot ihr die Blume dar.
Sie nahm das Gänseblümchen, roch daran und blickte dann zu ihm hoch – ganz plötzlich erfüllt von Freude ... und etwas anderem, tief und warm, das sich wie eine Blume in ihr aufblätterte. Als würde er ihre Gefühle richtig deuten, wurden seine Augen dunkler. Seine Lippen öffneten sich leicht, als er sich zu ihr beugte und die Blume aus seinem Weg schob.
„Nein“, lächelte sie unter seinem Mund, „nicht Jube ist es, sondern Clem, den sie sich zum Gemahl erkoren hat.“ Sie erwiderte da seinen Kuss, schwelgte in dem Glücksgefühl, wie einfach alles auf einmal war. Sie liebte ihn und jetzt würden sie sich vermählen und würden sich jeden Tag wie jetzt küssen.
Ein erregter Schauer erfasste sie, als sie begriff: Das hier war also Liebe, dachte sie bei sich, als sie ihren Mund auf seinen presste, seine Arme spürte, wie diese sich um ihren Körper schlangen, um sie an sich zu ziehen – als ihr beider Atem zu einem wurde, sich mit ihren Mündern vermischte und sich ihren Seufzern zugesellte.
„Clem?“, sagte er und löste sich, als wäre ihm da erst der Sinn ihrer Worte aufgegangen. „Niemals. Er erträgt nicht einmal ihren Anblick.“
Madelyne schaute ihn an, war sich jetzt so sicher, dass Tricky ihren Auserkorenen bekommen würde, wie sie zuvor sicher gewesen war, es würde nicht passieren. „So ist es, Mylord Gavin, die beiden werden sich vermählen ... denn Tricky hat eine untrügliche Methode es zu wissen.“
„Und die wäre?“
„Das werde ich Euch nicht verraten. Denkt nur an meine Worte und wenn Ihr erfahrt, dass ich Recht behalten habe, dürft Ihr mich um Vergebung bitten – für Eure Ungläubigkeit.“ Sie erlaubte sich da eines ihrer seltenen, unvorhersehbaren Lächeln und wurde belohnt von einem Ausdruck purer Lust – daran war nichts zu deuteln –, die Gavin über das Gesicht
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