Eine Zuflucht aus Rosen
zumindest bis ich verheiratet bin.“ Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, aber sie musste sich daran gewöhnen sie auszusprechen – und sie hinzunehmen. Denn außer ein Gottesurteil trat dazwischen, schien es, als wäre ihr Schicksal besiegelt.
Gavin verlagerte das Gewicht und über sein Gesicht huschte kurz eine Grimasse. Gut, dachte sie, es ist nur recht, dass ihm ein wenig unwohl ist, nach dem Ungemach, die seine Handlungen mir bereitet haben. „Das ist auch der Grund, warum ich zu Euch komme“, sprach sie zu ihm. „Können wir ein paar Schritte von hier weg gehen – es ist so laut –, um zu reden? Ich habe etwas, was ich Euch fragen muss.“
Er nickte. „Selbstverständlich, Mylady.“ Er streckte seinen Unterarm vor und sie glitt mit ihrer Hand darunter durch und legte ihre Hand dann darauf, umfasste so die sehnigen, festen Muskeln unter ihrer Hand. Er war warm und stark, als sie versehentlich gegen ihn stieß, während er ihnen einen Weg durch die dichte Menge bahnte und sie zur Halle hinausführte. „Sollen wir zum Wohnturm hinaus gehen oder zieht Ihr es vor, einen Platz hier drinnen zu finden? Eure Gemächer können wir natürlich nicht aufsuchen.“
Sie schaute hoch, überrascht und erfreut, dass es ihm in den Sinn kam zu fragen. „Können wir nach draußen gehen? Es ist lange her, dass ich die Luft einer Mondnacht eingeatmet habe.“
Seine Augen wurden weich und es bildeten sich kleine Lachfalten an seinen Augenwinkeln. „Die Mondnacht. Ja, natürlich. Lasst uns gehen.“
Sein Tempo verlangsamte sich, jetzt wo sie aus der Großen Halle raus und weg von den Leuten waren. Gavin führte sie zum Eingangsportal hinaus und an den Wachen vorbei – vor Türen, die so hoch wie drei Männer waren. Ihre Körper waren nun näher beieinander, ihre Schultern streiften sich im Gehen – seine Schritte lang und geschmeidig, nicht im Einklang mit ihren kürzeren, schnelleren Schritten.
Kaum draußen glitt Madelyne von ihm weg und blieb auf der festgetretenen Erde stehen, wandte ihr Gesicht dem Mond zu. Heute Nacht war es nur eine schmale Sichel, aber es gab viele Sterne und die Luft war kühl und frisch nach dem süßlichen, mit Essen gesättigten und von Rauch erfüllten, verschwitzten Raum der Großen Halle. Ihre Lippen formten ein kurzes, stilles Gebet – dann drehte sie sich wieder zu Gavin.
Da stand er, die Arme vor seiner breiten Brust verschränkt, und lehnte sich gegen die schattige, graue Steinmauer, die sich hinter ihm erhob. Er beobachtete sie und ihr Magen machte einen Satz – so unberechenbar, wie eine rostige Zugbrücke.
„Was wünschtet Ihr mich zu fragen?“ Seine Stimme kam mühelos zu ihr herüber, selbst bei all den Geräuschen der Betriebsamkeit um sie herum: den stets präsenten Pagen und Schildknappen, Leibeigenen und Soldaten, die im Burghof ihren Aufgaben nachkamen. Etwas hing zwischen ihnen, greifbar und deutlich genug, um ihr den Magen wieder abzuschnüren. „Lord Gavin, Ihr sagtet, der König habe Euch aufgetragen, einen Gemahl für mich zu finden.“
„So ist es. Bittet mich nun nicht darum, mich dem Befehl des Königs zu widersetzen. Ihr wisst, das ist das Eine, was ich nicht für Euch tun kann – oder tun will.“
Ihr Lippen wurden schmal. Er kannte sie rein gar nicht. Sie hatte gedacht, dass er ... vielleicht ... ah, sie war töricht genug es auch nur zu denken. „Das würde ich nie von Euch erbitten, Gavin.“ Die Kehle war ihr wie ausgedörrt, als ihr aufging, dass sie ihn bei seinem Vornamen genannt hatte.
„Was ist es dann?“ Seine Stimme war rauer geworden.
„Ich bitte Euch lediglich darum, dass Ihr ... keine Eile habt, einen Gemahl für mich zu finden ... und dass Ihr Euch vielleicht Gedanken macht einen Mann auszuwählen ... der...“
Sie wusste nicht, wie sie die Worte hervorbringen könnte. Er starrte sie so durchdringend an, so unablässig, dass jeder zusammenhängende Gedanke zerstob. Sie konnte ihn nur anschauen, in diese durchdringenden grauen Augen, klar und offen hier im Sternenlicht. Die Welt um sie verschwand und es gab nichts außer einer großen Distanz zwischen ihnen – ein Raum aus Erde und ein etwas düsterer Raum aus Gewalt und Blutergießen, gegen Frieden und Hoffnung.
„Der...?“ Er klang verärgert und sah dann weg, zerschnitt das zarte Band. „Der Euch ins Kloster zurückkehren lässt? Dem nicht der Sinn danach steht, einen Erben mit Euch zu zeugen? Der was?“
Madelyne trat einen Schritt zurück und richtete sich
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