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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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bitten müsstet – zumindest heute Nacht und hier nicht. Ich mag eine einfältige, schüchterne Frau sein, die sich mit den Gepflogenheiten des Hofes nicht auskennt, aber die bloße, flüchtige Berührung eines Mannes wird mich nicht dazu bringen, die Flucht einzuschlagen und zur Burg zurückzueilen, zeternd, man habe mir Gewalt angetan. Ich weiß, dass mich wesentlich mehr erwartet als das hier, in der Nacht, in der ich mich vermählt auf dem ehelichen Lager wiederfinde.
    „Ihr dürft mich nun zu meinen Gemächern geleiten, Mylord.“ Sie schob sich an ihm vorbei, streifte dabei absichtlich seinen ganz starren Arm, weil ihr die Geduld abhanden gekommen war und sie nicht begriff, warum sie sich so unzufrieden und enttäuscht fühlte.

Achtzehn
     
    Die Morgenluft hing feucht von Tau und leuchtete im Licht der aufgehenden Sonne. Gavin atmete tief ein, als Rule über die Zugbrücke hin zum Wald trabte. Einmal an den Wachposten am Eingang vorbei, ließ er die Zügel schießen und der Hengst sprang zu einem flüssigen Galopp nach vorne.
    Hufe donnerten und die frische Luft peitschte ihm ins Gesicht, als Gavin sein Reittier antrieb. Sie flogen über einen Bach und um die Kurve eines Weges, verscheuchten Bauern und scheuchten graue Hasen aus ihren Verstecken auf. Pfeil und Bogen hingen ihm über der Schulter, aber er war noch nicht bereit sie einzusetzen. Fürs Erste musste er reiten ... um Abstand zu gewinnen – zu Whitehall und allem, was sich darin befand.
    Er ritt in halsbrecherischem Tempo, aber es reichte nicht aus, um die Bilder in seinem Kopf zu vertreiben. Letzte Nacht hatte er sie fast geküsst. Er hatte sie berühren wollen und das hatte er auch ... aber es hatte ihn jedes bisschen Selbstbeherrschung gekostet, sie nicht zu sich und in seine Arme zu ziehen.
    Wie konnte er davon träumen, sie zu berühren, wenn er wusste, dass sie ein Leben mit Gott vorzog ... und sich sicherlich nicht freuen würde ein Leben an der Seite des Mannes zu führen, der ihr jenes Recht genommen hatte. Madelyne verdiente etwas Besseres als einen Mann, der nur lebte, um zu töten; dessen Träume nur eine Gewalttat um die andere waren ... der sich ein Leben ohne Gewalt nicht vorstellen konnte.
    Er würde niemals wieder heiraten. Er würde alleine bleiben, endlich Rache an Fantin nehmen und sich dann nach Mal Verne zurückziehen, bis der König ihn wieder zu den Waffen rief. Und so würde es immer weitergehen, bis er in seiner Kühnheit einmal zu weit ging und selbst getötet wurde.
    Und Madelyne...
    Gavin zog an den Zügeln. Rule fiel in Trab und kam dann zum Stehen und sie standen einfach da, schweigend und still in einem Wald, wo keine Vögel sangen und das Knacken von Tierbewegungen ausblieb. Schweigend und still umgab es ihn und ließ ihn mit seinen Gedanken ganz allein, als er seine Hand in den Beutel gleiten ließ, in dem die Gebetsperlen aus Rosen steckten.
    Madelyne würde schon bald jemanden ehelichen – sobald er ihr einen geeigneten Gemahl fand und der König seinen Segen erteilte. Sie würde ihn heiraten und mit ihm das Lager teilen, wie sie ihm gestern Nacht ohne Umschweife gesagt hatte. Eine Eisschicht überzog Gavins Herz, als sich die Bilder in ihm formten: von der Furcht, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnen würde, von großen Händen an ihrem blassen Körper, die ihr das Haar lösten, so dass es ihr bis zu den Hüften nieder fiel, von einem schweren Körper über ihr aufgerichtet ... von Madelyne, die in verzweifeltem Gebet auf einem Steinboden kniete – schluchzend. Seine Hände an den Zügeln zitterten.
    Und wenn ihm nichts anderes gelang: Er würde sichergehen einen Mann auszusuchen, der zärtlich mit ihr verfahren würde – einer, der ihre innere Ruhe und ihren Frieden nicht zerstören würde. Einen, der genug Feingefühl haben würde, für diese Frau, die eine Nonne sein wollte.
    Er verfluchte Heinrich, dass der ihm diese Mission aufgebürdet hatte.
    Und dann verfluchte er sich selbst, dass er es dazu hatte kommen lassen.
    * * *
    „Geht Ihr am morgigen Tage mit uns auf die Jagd, Lady Madelyne?“
    „Nein, Lord Reginald. Ich kann nicht reiten“, sprach sie zu ihm. „Ich hatte dazu im Kloster keine Gelegenheit ... und um die Wahrheit zu sagen, ich mache mir nicht viel aus Pferden. Sie machen mich nervös.“
    Er lächelte sie freundlich an und bedeckte ihre Hände mit den seinen. „Lady Madelyne, das kann ich verstehen. Pferde können einem wie furchterregende Kreaturen erscheinen ... aber fürwahr, das

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