Eine Zuflucht aus Rosen
hat, von der Aufgabe Euch zu beschützen befreit zu werden.“ Ihre vollen Lippen bildeten jetzt einen dünnen Strich.
Madelyne blickte sie erstaunt an. „Aber es ist doch Jube, für den Ihr etwas empfindet und der jetzt die Wache von Clem übernommen hat. Freut Ihr Euch denn nicht darüber?“
Tricky schnaubte und ging das Feuer weiter anfachen. Selbst im Sommer waren die Zimmer in der Burg hier feucht und des Nachts kalt. „Natürlich freue ich mich. Ich vermisse das Grummeln dieses miesepetrigen Clem nicht, wenn ich aus dem Zimmer trete. Aber es gab etwas, worüber ich mit ihm zu sprechen wünschte und jetzt ist er fort.“
„Wenn es Euch so sehr drängt, könnt Ihr sicher nach ihm schicken lassen“, erwiderte Madelyne, während sie den Kopf schüttelte. „Tricky, ich verstehe nicht, warum Ihr so aus der Fassung seid.“
Die mollige Zofe brach auf einem Schemel zusammen. „Es war meine Absicht bei meiner Rückkehr mit Clem zu sprechen, aber er war nicht mehr hier.“ Sie stand ebenso abrupt auf, wie sie Platz genommen hatte. „Es tut mir Leid, Mylady, Euch meine dummen Beschwerden aufzubürden, wo Ihr doch auf meine Hilfe wartet!“
Sie begann Madelyne beim Auskleiden zu helfen, wobei sie ununterbrochen weiterplapperte. „Man sagt, Ihr werdet bald vermählt werden“, sprach sie. „Am ganzen Hof spricht man von der schüchternen Frau aus dem Kloster, der man einen Gemahl aussuchen wird.“
Madelyne spürte, wie die Kälte sich wieder über sie legte, und sie setzte sich bedächtig auf den Schemel, der von Tricky gerade eben wieder freigegeben worden war. „So ist es, meine Freundin. Es scheint so zu sein. Der König gestattet mir nicht, ins Kloster zurückzugehen, und er hat verkündet, dass ich mich zu vermählen habe. Ich habe deswegen lange und flehentliche Gebete gesprochen – das wisst Ihr, Tricky. Aber es scheint keinen anderen Ausweg zu geben, als dem Wunsch des Königs nachzukommen.“ Sie spürte, wie das Gewicht auf ihrem Kopf leichter wurde, als ihre Zofe die Haarnadeln aus den Flechten herauszog und diese geradewegs nach unten fielen.
„Mylady ... Ihr habt Euch lange gemartert wegen dem, was nicht in Eurer Macht steht zu ändern. Ihr müsst Euer neues Leben annehmen – mit einem tapferem Gesicht und mit Mut.“
„Da habt Ihr wohl Recht ... und tief drinnen in meinem Herzen glaube auch ich, dass dies Gottes Wille ist.“
„Ja, der König hat Euch die Angelegenheit aus den Händen genommen – die allerhöchste Macht hier auf Erden, bis auf den Papst. Ihr habt Recht, wenn Ihr glaubt, dass Gott selbst Euch in diese Richtung weist, und das ausdrücklich. Es ist Euch nicht vorherbestimmt, Ihm Euer Leben zu widmen. Ich weiß jetzt, dass mir derlei auch nicht vorherbestimmt ist.“ Ihre letzten Worte waren leiser, aber entschlossen. „Ich werde nicht ins Kloster zurückkehren, Madelyne. Ich wünsche nichts mehr, als bei Euch zu bleiben, so lange wie Ihr es wünscht – welche Aufgabe auch immer Ihr mir zuteilt.“
Aufrecht auf dem Hocker sitzend, drehte Madelyne sich da um und schaute hoch in das sommersprossige Gesicht ihrer Freundin. „Tricky, selbstverständlich könnt Ihr bei mir bleiben. Fürwahr, ich bin dankbar, dass dies Euer Wunsch ist ... und ich werde es genießen eine Freundin und nicht nur eine Zofe an meiner Seite zu haben.“ Sie ergriff die Hand der anderen und drückte sie.
Patricka lächelte, wobei ihr Tränen in dicken Tropfen aus den Augen kullerten. „Ich danke Euch, Madelyne. Aber es ist mein Los, Eure Zofe zu sein. Ich habe keinen Titel und auch sonst nichts, was mich zu Höherem bestimmt. Ich wünsche mir wahrlich nichts weiter, denn Ihr seid eine Freundin und auch eine Herrin.“
„So sei es. Ganz wie Ihr wünscht – aber Ihr müsst mich Madelyne nennen, wenn wir unter uns sind. Ich wünsche nicht eine solche Kluft zwischen uns zu haben.“
Tricky umarmte sie von hinten und kehrte dann zur Aufgabe vor sich zurück. „Und jetzt, Madelyne, erzählt mir, was Ihr für den schmucken Lord Reginald empfindet. Man flüstert am ganzen Hof, dass er um Euch wirbt und dem König bald seine Werbung darlegt. Es gibt andere, die das Gleiche tun wollen, wisst Ihr, aber er ist der Lauteste von allen. Man glaubt, er würde einen guten Gemahl abgeben.“
Madelyne schluckte das plötzliche Aufbäumen ihres Herzens im Hals herunter. „Genau das sagte Lord Reginald. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er ist gütig und zärtlich. Ich wünsche nicht die Ehe
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