Eine Zuflucht aus Rosen
zurück. „Nun, Gavin, habt Ihr für Madelyne de Belgrume einen Ehemann gefunden? Je eher sie vermählt ist und auf dem ehelichen Lager, desto eher wird mir dabei leichter ums Herz sein – denn de Belgrume wird dann keinen Grund haben, meinen Hof in Aufruhr zu versetzen. Und selbstverständlich werde ich ein sattes Brautgeld für Ihre Hand verlangen“, fügte er hinzu, während er an seinem Bart zupfte.
Eleonore leerte ihren Kelch. „In den Gemächern für meine Hofdamen schwirren Gerüchte herum, dass John von Kilharten vorhat, um ihre Hand anzuhalten, während Reginald D’Orrais wie es scheint bei allen der Favorit ist, auch bei der Dame selbst.“
Heinrich wirbelte derart ungestüm herum, dass ihm sein Obergewand vom Leib abstand wie die Blütenblätter eine Blume. „Und Ihr, Madame ... wer ist Euer Favorit, der sich mit der Frau vermählen sollte, die lieber Nonne wäre?“
„Reginald ist ein guter Mann – wenn auch etwas jung, aber gut genug für jemanden wie Madelyne. Sie wird ihm keinen Ärger bescheren und er ist intelligent genug sie vor den Klauen ihres Vaters zu bewahren.“
„Gavin? Habt Ihr einen Gedanken hierzu oder werdet Ihr fortfahren ausdruckslos auf Eure Hände zu starren, während wir die Wahl treffen?“
„Ich habe nicht viel über D’Orrais nachgedacht, mein Herr. Wie Ihre Majestät sagte, er ist jung ... aber schlauer als Kilharten, der im Dunkeln nicht weiß, wo rechts und links ist. Dennoch: D’Orrais verfügt über wenig Erfahrung mit einem so großen Lehen wie Tricourten und wird vielleicht nicht imstande sein es so zu verwalten, dass es die Einkünfte erzielt, die Ihr gewohnt seid.“ Gavin wusste: Den Hebel bei den Schatztruhen des Königs anzusetzen, war der effektivste Weg, dessen Meinung zu beeinflussen.
„Ja, hmm... nun, Ihr müsst Euch rasch ein Bild machen. Ich habe zu viel anderes, um das ich mich kümmern muss. Ich kann mich nicht viel länger mit dieser öden Angelegenheit befassen. Macht mir in drei Tagen einen Vorschlag oder ich werde es uns leicht machen und D’Orrais die Nonne geben. Er ist keine schlechte Wahl – Eure Aufgabe ist es zu sehen, ob er die beste Wahl ist. Außer Ihr findet einen zwingenden Grund dafür, ihn nicht auszuwählen, wird es D’Orrais sein.“
Heinrich blickte nun betont zur Tür des Gemachs. „Ihr dürft uns jetzt verlassen.“
Gavin verbeugte sich vor dem König, dann vor der Königin und zog sich zurück.
Der Korridor war dunkel – Mitternacht war schon lange vorbei – und er begab sich auf den Weg zu dem Zimmer, das für ein paar der Edelleute und auch für ihn selbst vorgesehen war.
Reginald D’Orrais ... es könnte schlimmer sein. Wenn der König sich eher Kilharten zugeneigt hätte, oder irgendeinem anderen der lüsternen oder dummen Männer hier am Hofe. Zumindest war D’Orrais sanft zu seinen Pferden – etwas, was ein sicheres Zeichen für sein Verhalten gegenüber anderen war. Und er war nicht dumm wie Bohnenstroh.
Madelyne schien dem Mann gegenüber auch etwas zärtlich gestimmt. Er schien immerzu an ihrer Seite zu sein ... und hatte sie bei zwei Gelegenheiten auch zu ihren Gemächern geleitet, wie Jube und Rohan ihm berichtet hatten. Gavin nahm an, ein junges Mädchen wie Madelyne würde ihn für gutaussehend halten – ganz besonders eines, das so wenig Umgang mit Männern
gehabt hatte wegen ihrer Tage im Kloster.
Er bog um die letzte Ecke und dachte nur wenig daran, wohin er gerade ging, sondern versuchte zu ergründen, was mit D’Orrais vielleicht nicht in Ordnung wäre – und warum er nicht eine ausgezeichnete Wahl für Madelyne wäre – und rannte direkt in eine warme, weiche Person hinein.
„Lord Gavin“, murmelte eine ihm bekannte Stimme. „Was für eine angenehme Überraschung.“
„Therese?“, erwiderte er und sammelte seine Gedanken gerade wieder ein. „Was macht Ihr außerhalb Eurer Gemächer zu solcher Stunde?“
Sie legte ihm die Hand auf den Arm und strich damit hoch zu seiner Schulter. „Ich hatte gehofft, dass Ihr heute Abend zurückkehren würdet, damit wir ein paar Augenblicke Zeit hätten zu ... reden.“
„Reden?“, wiederholte Gavin in seiner Verwirrung. Dann glitt ihre fest entschlossene Hand über seine Brust und, indem sie ihn am Arm zog, brachte sie ihn zu sich.
„Nein, Ihr habt Recht. Reden war nicht das, was ich von Euch am Liebsten hätte“, murmelte sie und presste ihre Lippen gegen die seinen.
Es war ein Beweis seiner Verwirrung und dafür, wie
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