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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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und Madelyne erkannte da Sorge in seinen grauen Augen. Ihre Blicke trafen sich und bleiben aneinander hängen, als die Welt plötzlich langsamer wurde.
    Der Atem blieb ihr im Halse stecken und auf einmal war sie sich der Wärme und der Schwere dieser Finger allzu bewusst, die ihr nun den Arm streichelten. Trotz des Nebels aus Fassungslosigkeit und Verwunderung, der sie seit der Audienz mit König Heinrich eingelullt hatte, spürte Madelyne wie ihr Pulsschlag auf einmal anstieg. Geschärfte Sinne breiteten sich wie ein Lauffeuer in ihrem ganzen Körper aus. Als Gavins andere Hand, groß und braun, nach oben reichte, um eine Locke wieder festzustecken, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, dachte sie, sie würde gleich aufhören zu atmen.
    Ihre Lippen öffneten sich leicht, wurden voll, als Madelyne zu ihm hochschaute, und sie sah wie seine Augen sich plötzlich weiteten, bevor sie sich wieder verengten.
    „Der König hatte doch Recht“, sagte Gavin mit leiser Stimme, „Ihr seid viel zu schön, um Nonne zu werden.“ Seine Hand, die etwas gezögert hatte, steckt ihr nun weiter oben eine Locke hinter das Ohr. Er streifte ihr mit dem Finger am Kiefer entlang, was ihr Gesicht zum Erglühen brachte.
    Bis dann seine Worte in ihrem vernebelten Kopf anlangten und ihr Verstand wieder einsetzte. „Zu schön?“ Madelyne löste sich, bis sie mit dem Rücken an der kalten Mauer aus Stein stand und bewegte sich dann nach rechts. „Was hat denn Schönheit mit all dem zu tun?“
    Kummer erfasste da seine Gesichtszüge und er ließ den Arm wieder herabsinken. Sein Gesicht wurde wieder zu der ihr bekannten Maske aus Stein und seine Augen leuchteten sarkastisch auf. „Es ist kein Geheimnis, dass der König ein Auge für hübsche Frauen hat“, antwortete er.
    Madelyne steckte sich die Hände in die Ärmel und wandte sich ab. „Dann muss unser Mitleid der Königin gelten. Und noch einmal, Lord Gavin, ich frage Euch“, sagte sie und benutzte absichtlich seinen Titel, um Distanz zwischen sie zu bringen, „was hat Schönheit mit der spirituellen Berufung einer Frau zu tun? Muss ich mir das Gesicht verstümmeln oder mir das Haar abrasieren, damit man mir zugesteht das tun zu dürfen, was ich will?“ Sie schluckte schwer, aus Zorn kaum in der Lage ihre Stimme zu beherrschen.
    „Es wäre überaus töricht, derlei zu tun“, antwortete er rasch. „Der König hat seine Entscheidung bereits getroffen und es würde keinem Zweck dienen, Euch selbst etwas anzutun – außer dem, Euch weiteren Schmerz zuzufügen.“ Er ergriff entschlossen ihren Arm – den Arm, der ihr nicht wehtat – und hakte ihn dann vorsichtig bei sich unter. „Kommt jetzt, Mylady. Ich werde Euch zu Euren Gemächern zurückbringen, so dass man sich um Eure Schmerzen kümmert.“

Fünfzehn
     
    Trotz der Tatsache, dass er gerade bei Heinrich gewesen war, wurde Gavin auf seine Anfrage hin wieder in das Audienzzimmer des Königs eingelassen. Der Höfling, der ihn vor einer Stunde aus dem Zimmer geleitet hatte, öffnete mit einer Verbeugung erneut die Tür, als Gavin in das große Zimmer eintrat.
    “Gavin, was führt Euch denn so rasch wieder zu uns her?”, nörgelte Heinrich im Scherz, als er von einem Schreiben aufblickte, wo am Pergament noch blaues Siegelwachs hing.
    „De Belgrume ist hier. Und er hat Euch fast um die Vormundschaft seiner Tochter gebracht.“ Zorn brodelte ihm immer noch in den Händen, weswegen er sie immer wieder zu Fäusten ballte – bei der Erinnerung an Fantins weichen Hals.
    „Was? Hier? An meinem Hof?“ Heinrich sprang von seinem Stuhl auf. „Wie kann das sein? Er ist seit zwei Jahren vom Hof verbannt!“
    „Das weiß ich nicht, aber er wäre mit Madelyne auf und davon, wäre ich nicht rechtzeitig dazwischen gekommen. Ich kann nur vermuten, dass er vor der Tür hier auf eine Gelegenheit gewartet hat, um sie zu entführen. Ihr wisst genau wie ich von den vielen Spionen hier bei Hofe.“ Gavin trat beiseite, als sein König vom Podest herabschritt und an ihm vorbei, um das Schreiben, das er in den Händen hielt, seinem Sekretär vor die Nase zu halten, der mit zusammengezogenen Schultern in der Ecke hockte.
    „Und Ihr habt dem Mann keinen Schaden zugefügt?“
    Gavins Mund wurde schmal. „Ich habe den Mann beinahe ins Grab befördert. Meine Hände waren schon an seinem Hals.“
    „Beinahe?“, brüllte Heinrich. „Warum in drei Teufels Namen habt Ihr mich von dieser Pest denn nicht befreit – und auch Euch selbst eben jenes

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