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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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Kloster zu uns, sagt man mir. Erzählt mir ein wenig von Euren dort erlernten Talenten, damit ich erfahren kann, wie Ihr mir am besten zu Diensten sein könnt.“ Sie strich sich mit der Hand über das mit Juwelen bestickte Kleid, welches sich über den schweren Sessel ergoss, auf dem sie saß.
    „Wie Ihr wünscht, Majestät“, erwiderte Madelyne mit ihrer klaren Stimme. „In meiner Zeit dort erlernte ich die Heilkünste und wurde im Kräutergarten diejenige mit den meisten Kenntnissen. Ich kümmerte mich auch um einen kleinen Garten der Heilkräuter. Die Nonnen brachten mir bei, Latein und Griechisch zu lesen und zu schreiben, und wir haben uns dem Studium vieler der heiligen Schriften gewidmet. Ich habe auch etwas von der Mathematik gelernt, muss aber zugeben, dass es mir nicht sehr zusagte und dass ich in diesem Bereich des Wissens nicht so gut war, und ich befasste mich auch ein wenig mit Geographie. Was Stickereien und das Weben anbelangt: damit bin ich wohl vertraut und genieße auch den Rhythmus dieser Arbeiten.“ Sie machte wieder einen Knicks.
    Judith beobachtete, wie sich die Augen bei einigen der Hofdamen verengten, sowie ein herablassendes Lächeln bei anderen. Lady Artemis de Trubell, die etwas weiter entfernt von Eleonore in einem Grüppchen saß, warf ihren Kopf da in den Nacken und lächelte kühl. „Ihr seid gut vorbereitet, Lady Madelyne, um dem Hof unserer Königin beizutreten, da wir sehr viel Zeit mit dem Diskutieren der lateinischen und griechischen Schriften zubringen. Und dann natürlich Französisch und Italienisch dazu.“
    Ein leises Gelächter erklang da unter denen in ihrem Grüppchen und Judith biss sich auf ihre hitzige Zunge, die danach lechzte, es Artemis heimzuzahlen. Es überraschte sie nicht, dass der erste Angriff auf diese Art und Weise erfolgt war, aber Madelyne wäre mit nichts gedient, wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt einmischte. Die Königin würde ebenfalls nichts sagen, da es nicht ihrer Art entsprach sich in die Rangeleien unter ihren Hofdamen einzumischen. Denn wenn sie das täte – so hatte sie Judith einmal gesagt – würde sie all ihre Tage ausschließlich damit verbringen und würde dann in den Ruch einer Politik der Günstlinge kommen. Eleonore hatte zwar ihre Günstlinge, aber zu diesen zählten interessanterweise nur Hofdamen, die ebenso klug und selbstsicher wie Eleonore waren.
    Madelyne drehte sich höflich um – nicht so weit, dass sie der Königin den Rücken zuwandte, aber gerade genug, damit sie die Dame sehen konnte, die soeben gesprochen hatte – und lächelte. „Ich bin sehr erfreut das zu hören, denn man ließ mich in der Annahme, dass die meisten Schreibarbeiten sowie das Lesen hier bei Hofe von Schreiberlingen geleistet würde. Ich könnte mir nicht vorstellen, mich auf andere verlassen zu müssen, um meine Privatkorrespondenz zu lesen oder um mich in das Wort Gottes zu vertiefen.“
    Judith blinzelte und kämpfte gegen das Lächeln an, das ihr an den vorwitzigen Mundwinkeln zuckte. Meinte Madelyne ihre Antwort hier ernst – glaubte sie ernsthaft, dass die Hofdamen zahlreiche Sprachen beherrschten? – oder wusste sie, dass die Bemerkungen von Artemis mit einer Prise Sarkasmus und Hohn gewürzt waren? Viele der Hofdamen konnten Französisch – ihre eigene Sprache – weder lesen noch schreiben, und hatten gewisslich keinerlei Kenntnis einer anderen Sprache, weder in Schrift oder im Sprechen. Ob sie ihre Antwort nun ganz aufrichtig gemeint hatte oder nicht, es war ein glücklicher Umstand für Madelyne, dass Eleonore selbst hier eine Ausnahme bildete. Die Königin war in der Tat sehr umfassend gebildet. Judith selbst hatte Französisch zu schreiben erst nach ihrer Ankunft am Hofe gelernt – und nur, weil sie selbst die Königin darum gebeten hatte.
    „Ich bin sicher, dass wir Gelegenheit bekommen werden, Eure Talente in Latein unter Beweis zu stellen“, sprach Eleonore und unterbrach beide damit. „Viele der Botschaften, die ich von meinem Onkel aus Rom erhalte, sind in dieser Sprache verfasst. Ich selber bin in Latein nicht so versiert, daher werdet Ihr mir mit ihnen vielleicht helfen.“
    „Selbstverständlich, Eure Majestät“, Madelyne knickste erneut.
    „Fürs Erste dürft Ihr jetzt neben mir Platz nehmen. Ihr dürft an dieser Stickerei arbeiten und mir etwas mehr über Euer Leben in dem Kloster erzählen.“
    „Selbstverständlich, Eure Majestät“, erwiderte Madelyne. „Dürfte ich aber darum bitten, von Euch Geschichten

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