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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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nur von Gavins Rolle – so schuldlos die auch gewesen war – bei dem Tod ihres Verlobten?
    „Er ist nicht immer so furchteinflößend“, schnurrte da eine Stimme leise aus der Ecke. Lady Therese, die Witwe von Lord Grayerton, schaute von ihrem Webstuhl hoch und ihr Lächeln funkelte da vielsagend.
    Judith runzelte die Stirn. Sie hatte natürlich schon Gerüchte gehört, dass man Gavin in ihrer Gesellschaft gesehen hatte, aber sie schenkte dem nur wenig Glauben. Therese, die am Hof für ihren offen zur Schau gestellten sexuellen Appetit und ihre Angeberei bekannt war, war viel zu gewöhnlich und indiskret für den Geschmack von Gavin.
    „Ihr würdet Euch einem solchen Mann beigesellen?“, quietschte Beatrice, die Augen ganz groß vor Angst und Bewunderung.
    Therese, eine zierliche, aber mit üppigen Kurven ausgestattete Frau, erhob sich von dem Webstuhl und trat in die Mitte des Zimmers. „Gefährliche Männer sind viel aufregender als jene Milchbubis, wie etwa Reginald D’Orrais“, sagte sie von oben herab zu dem jungen Mädchen vor ihr.
    „Aufregend oder nicht“, sagte Artemis mit deutlichem Unterton, „dieser Mann lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Und eine, die sich mit ihm sehen lässt, wird sehr wahrscheinlich in ein frühes Grab kommen. Genau wie seine Frau.“ Und da wandte sie sich plötzlich Madelyne zu. „Ganz besonders kleine Nonnen.“
    Renee und Beatrice kicherten anzüglich. Artemis trat auf Madelyne zu, die auf ihrem Platz neben dem Thron der Königin sitzen geblieben war. „Es muss Euch Angst machen, kleine Nonne, Euch in einer so großen Welt wiederzufinden – so ganz anders als Euer Kloster. Gebt nur Acht, dass Ihr Euch nicht in einer Welt verheddert, die Ihr nicht zu beherrschen versteht.“
    „Vielen Dank für Eure Sorge um mich, Lady Artemis. Bislang habe ich an diesem Hofe nichts gefunden, was ich fürchten müsste. Nur die Katzen mit den scharfen Krallen, die sich an mir zu kratzen gedenken, sind mir bisher aufgefallen. Ich werde es mit jenen Katzen halten, wie ich mit den Mäusen im Kloster verfahren bin: Sie eiskalt draußen stehen lassen.“
    Judith lehnte sich wieder auf ihrem Platz zurück. Madelyne mochte zerbrechlich und einfältig erscheinen, aber da war eine harte Schale heiterer Gelassenheit um sie herum, die dafür sorgen würde, dass diese Krallen ihr nichts anhaben könnten.

Siebzehn
     
    „Euer Name wird unter den Hofdamen mit großer Angst und Verehrung ausgesprochen”, sagte Therese Gavin ins Ohr, als sie an jenem Abend neben ihm Platz nahm.
    Das abendliche Mahl war vorüber und die Platten mit dem Essen waren von Leibeigenen und Pagen abgetragen worden, die sich zwischen den Reihen der aufgebockten Tische drängelten. Ale und Wein floss weiterhin reichlich, während der Hof sich für die Zerstreuungen des Abends bereit machte.
    „Die meisten der Damen fürchten Euch, aber Ihr wisst, dass ich in Euch den erkenne, der Ihr wirklich seid.“
    Gavin riss die Augen von Madelyne los, die ganz vorne in der Großen Halle in einem Grüppchen mehrerer Edelleute saß. „Und das wäre, Lady Therese?“
    „Ein sehr leidenschaftlicher Mann, ein Mann, der genau weiß, was er begehrt.“ Sie presste ihren üppigen Busen gegen seinen Arm und nur viele Jahre der Übung bewahrten ihn davor, automatisch zurückzuzucken.
    Er sah, wie sich Madelyne auf ihrem Platz etwas wegdrehte, weg von dem Jonglierkünstler, der auf dem Podest vorne tanzte und dabei mit Weinkelchen hantierte. Ihre Augen suchten die überfüllte Halle ab und Gavin rückte gerade dann von Therese weg, als Madelynes ruhige Augen den seinen begegneten. Ihre Blicke trafen sich einen Moment lang und auf einmal fühlte sich sein Sherte aus Leinen sowie die Tunika schwer und heiß an. Dann wandte sie sich wieder ihren Begleitern zu und Gavin nahm einen großen Schluck von seinem Ale.
    „Lady Therese, habe ich nicht gesehen, wie die Königin Euch Zeichen machte zu ihr zu gehen?“, fragte Clem, der ihnen am Tisch gegenüber saß.
    „Ihre Majestät?“ In ihrer Hast stolperte Therese fast über ihr Gewand. „Verzeiht, Lord Mal Verne, aber ich muss gehen.“
    „Seid vielmals gesegnet, Clem“, sagte Gavin, als sie fort war.
    Mit dem trockenen Lächeln legte sich das Gesicht seines Untergebenen in Falten, nahm dann wieder seine übliche sauertöpfische Miene an. „Die Pest hole alle Weiber, sag ich!“
    Gavin hob die Augenbrauen, aber seine Aufmerksamkeit war wieder zu Madelyne gewandert. Jetzt hatte Lord

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