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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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ich, Sie haben viele schöne Sachen. Der da sieht richtig wertvoll aus.«
    Er nickte zu dem japanischen Bronzeschild hin. Verner ignorierte diese Bemerkung und drängte Anders nach vorn, indem er sich ihm in dem engen Gang näherte.
    Das andere Zimmer zeigte mehr von seinem Fußboden, aber nur im Vergleich zu dem ersten konnte es als luftiger bezeichnet werden. Auch hier waren Gegenstände in den kleinsten Raum gepresst, der sich bot, aber immerhin entdeckte Anders das Bett. Eine Gitarre sah er allerdings nicht. Das schuf sofort ein Problem, da er gehofft hatte, einen Blick darauf werfen zu können, ohne sein Anliegen vorbringen zu müssen. Den Grad der Dringlichkeit zu offenbaren, war ein schlechter Startpunkt für eine erfolgreiche Verhandlung. Er war nicht gewillt, mehr zu zahlen als nötig.
    Verner gab ihm einen der Becher und bot ihm einen Stuhl an. Anders betrachtete die Henkeltasse. Das Porzellan war braun von eingefressenem Kaffee, und sogleich überkam ihn Ekel bei dem Gedanken, mit den Lippen ihren angeschlagenen Rand zu berühren.
    »Danke«, lächelte er und ließ sich auf dem Stuhl nieder.
    Verner setzte sich auf das Bett und nippte an seinem Kaffee, scheinbar unberührt von der Stille im Raum. Anders fror an den Füßen und schloss für eine Weile die Augen. Der Zustand, den er zu verdrängen versuchte hatte, brachte sich zusehends wieder in Erinnerung. Er würde es nicht mehr lange schaffen, die Fassade aufrechtzuerhalten.
    »Woher stammen all diese Dinge? Ich meine, ein Teil davon sieht nicht danach aus, als gehöre es in diese Gegend.«
    »Ne, man ist ja ziemlich herumgekommen. Als man jünger und dümmer war.«
    »Das meiste stammt also von Reisen?«
    »Ein Teil davon, es hat sich einiges angesammelt.«
    »Wo waren Sie denn überall?«
    Verner nahm einen Schluck Kaffee und zuckte mit den Achseln. »Fragen Sie mich lieber, wo ich nicht gewesen bin. Ich bin viele Jahre zur See gefahren.«
    Anders tat so, als würde er einen Schluck Kaffee trinken. Jetzt war der pulsierende Schmerz wieder da. »Was ist das Schönste, das Sie mit nach Hause gebracht haben, ich meine, haben Sie ein Stück, das für Sie etwas ganz Besonderes ist?« Die Katze sprang auf das Bett und kuschelte sich auf Verners Schoß. Er strich ihr mit sanften Bewegungen über den Rücken. Die Antwort auf Anders’ Frage blieb aus.
    »Ich selbst bin ziemlich viel durch die USA gereist, und ich habe gesehen, dass Sie die Freiheitsstatue da draußen haben, da dachte ich, Sie wären vielleicht auch da gewesen. Es ergibt sich ja gewöhnlich, wenn man reist, manchmal taucht etwas auf, von dem man einfach fühlt, dass man es als Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen muss.«
    Verner nickte. Dann wurde es wieder still. Der Versuch war gescheitert, und Anders’ Frist würde bald abgelaufen sein. Jetzt war ihm schwindlig. Es blieb ihm keine Wahl. »Also, ich habe einen Nachbarn, der vor einer Weile Skifahren war. Er erzählte, er hätte im Wald einen netten Mann getroffen, der ihn auf einen Kaffee zu sich nach Hause eingeladen und ihm eine Gitarre gezeigt hätte. Mir kam plötzlich der Gedanke, wo wir hier sitzen und über Reisen reden, ob das nicht möglicherweise Sie sind?« Nochmals musterte ihn Verner mit demselben Blick wie zuvor am Holzschuppen. Dann schaute er auf etwas gleich daneben, und Anders widerstand dem Impuls, den Kopf zu drehen, um zu sehen, was es war. »Es müsste jemand hier in der Gegend sein«, beharrte er, ängstlich, dass auch diesmal die Antwort ausbleiben würde.
    Verner nickte. »Das muss dieser Stockholmer gewesen sein. Aber Sie kommen doch nicht aus Stockholm? Es hört sich eher an, als wären Sie aus Göteborg.«
    »Huskvarna, aber ich bin Anfang der Achtziger nach Stockholm gezogen. Also waren Sie es, den er getroffen hat, haben Sie diese Gitarre noch?«
    Letzteres schlüpfte wie von selbst aus ihm heraus und klang viel zu dringlich. Die Sorge, jemand anders wäre ihm zuvorgekommen, hatte die Macht über seine Zunge übernommen.
    »Aber ja, meinen Sie Lucy? Die liegt hier und ruht sich aus.«
    Verner beugte sich vor, zog eine Decke unter dem Bett hervor, und ein schwarzes Gitarrenfutteral tauchte auf. Anders folgte seinen Bewegungen mit dem Blick. An vielen Stellen waren die Kanten abgeschabt, und an einem Schloss war der Bügel abgegangen. Anders fühlte sein Herz schneller schlagen. Das Gefühl, das ihn überkam, war beinahe erotisch. Er konnte nicht schnell genug das Futteral öffnen, um zu sehen, was sich darin

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