Einem Tag mit dir
verunsichert. Aber die Gedanken verflüchtigten sich, als das Flugzeug zu ruckeln und rumpeln begann.
Kitty und ich hielten uns an der Hand, als die Maschine unsanft aufsetzte und über eine Landebahn raste, die gefährlich dicht am Meer zu liegen schien. Einen Moment lang sah es so aus, als würden wir wie ein Torpedo ins Wasser schießen. Ich bekreuzigte mich und sprach ein Stoßgebet.
»Da wären wir also«, flüsterte ich, als wir uns kurz darauf zusammen mit den anderen Krankenschwestern zum Aussteigen bereit machten.
Kitty legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter. »Danke, dass du mitgekommen bist«, flüsterte sie. »Du wirst es bestimmt nicht bereuen!«
Eine nach der anderen stiegen wir die Stufen hinunter und betraten schließlich die Landebahn. Ein heißer, feuchter Wind wehte uns entgegen, und als ich tief einatmete, fühlte es sich an, als würde meine Lunge sich mit Dampf füllen. Das Gesicht der jungen Frau, die sich kurz vor der Landung die Nase gepudert und die Lippen nachgeschminkt hatte, wirkte jetzt teigig, und ich sah, wie ihr ein Schweißtropfen über die Wange lief. Ich widerstand dem Impuls, meine Puderdose aus meiner Handtasche zu nehmen, indem ich mich daran erinnerte, dass es keine Rolle spielte, wie ich aussah. Schließlich war ich verlobt.
Ich ließ meinen Blick schweifen und stellte fest, dass Schwester Hildebrand recht gehabt hatte – zumindest in Bezug auf die Männer. Es wimmelte nur so von Soldaten in dunkelgrünen Uniformen. Ein paar Draufgänger pfiffen hinter uns her, andere standen an Armeelaster gelehnt, rauchten und glotzten.
»Man sollte meinen, die hätten noch nie eine Frau gesehen«, bemerkte Kitty und zwinkerte einem Soldaten in der ersten Reihe zu, der selbstbewusst lächelte. »Netter Typ«, sagte sie ein bisschen zu laut.
Schwester Hildebrand drehte sich zu uns um. »Meine Damen, ich möchte Ihnen Colonel Donahue vorstellen«, sagte sie und wandte sich dann an einen Mann in Uniform, an dessen Brust mindestens ein Dutzend Orden und Medaillen prangten. Als er das Rollfeld überquerte, nahmen seine Männer Haltung an. Alle verstummten, und wir Schwestern sahen ihm fasziniert entgegen. Der Colonel war um die vierzig, braun gebrannt, mit dunklem, leicht grau meliertem Haar und eindrucksvollen Augen. Er wirkte gebieterisch in seiner Uniform, ja sogar ein bisschen Furcht einflößend, dachte ich.
»Schwester Hildebrand, meine Damen«, sagte er und salutierte kurz. »Ich möchte Sie offiziell auf Bora-Bora willkommen heißen. Wir sind Ihnen dankbar für den Dienst, den Sie fürs Vaterland leisten, und ich kann Ihnen versichern, dass die Männer, die hier auf der Insel stationiert sind, mich eingeschlossen, Ihre Arbeit sehr zu schätzen wissen.« Dann drehte er sich zu den Soldaten um und brüllte: »Rührt euch!« Die Männer applaudierten.
»Was für ein Gentleman«, hauchte Kitty, die ihre Augen gar nicht mehr von dem Colonel abwenden konnte.
Ich zuckte die Schultern. Es schien noch heißer geworden zu sein. Die Hitze strahlte auch vom Asphalt ab, sodass sie uns umwaberte wie in einem Backofen. Kitty wankte leicht neben mir. Zuerst dachte ich, sie bewegte sich zu dem Song von Ella Fitzgerald, der in einem in der Nähe geparkten Jeep im Radio lief, aber als ich sie anschaute, sah ich, dass sie kreidebleich war und ihre Arme schlaff herunterhingen.
»Kitty«, sagte ich, »alles in Ordnung?«
Ihre Lider flatterten, und im nächsten Augenblick gaben die Beine unter ihr nach. Ich konnte sie gerade noch auffangen, aber eigentlich sorgte ihre mit viel zu eleganten Kleidern vollgestopfte Reisetasche dafür, dass sie nicht härter aufschlug. Reglos blieb sie auf dem Asphalt liegen, den Kopf in meinem Schoß.
»Kitty!«, rief ich, während ich instinktiv an ihrem Kleid zupfte, um ihre Beine zu bedecken.
»Riechsalz!«, befahl Schwester Hildebrand und bahnte sich ihren Weg zwischen den Schwestern hindurch, die sich um uns herumdrängten. Sie hielt Kitty ein grünes Glasfläschchen unter die Nase. »Das ist die Sonne«, kommentierte sie trocken. »Sie wird sich dran gewöhnen.«
Colonel Donahue war herbeigeeilt. »Eine Trage!«, bellte er. »Schnell!«
»Colonel Donahue«, sagte Schwester Hildebrand, »das ist nichts weiter als eine vorübergehende Kreislaufschwäche. Die Frau wird sich gleich wieder erholen.«
Er betrachtete Kitty mit einem besitzergreifenden Blick. »Trotzdem. Ich möchte sichergehen, dass sie gut versorgt ist.«
»Wie Sie wünschen«,
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