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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Croissant mit Butter und Marmelade. »Ich hab dir immer gesagt, es war ein Fehler, nicht nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Jetzt hast du den Schlamassel. Das sieht nicht gut aus, wenn du mich fragst.«
    Dummerweise hatte ich ihn gefragt. Ich war es gewesen, der ihn früh am Morgen angerufen und gebeten hatte zu kommen. Ich musste mit jemandem sprechen. Mit einem guten Freund. Doch das Schlimme an wirklich guten Freunden ist, dass sie nicht immer das sagen, was man hören möchte.
    Seit neun Uhr schon saßen wir draußen in der Rue Jacob in dem kleinen Café vor dem Hotel Danube und diskutierten. Ich winkte der Kellnerin, einer riesigen Frau mit eigenartig vorgestrecktem Kopf und dunklem schwerem Haar, welches sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen trug, und bestellte meinen zweiten café au lait, in der Hoffnung, dass meine Gedanken sich ordneten.
    Ich hatte schlecht geschlafen, und natürlich war es nett von Robert gewesen, dass er sich an seinem vorlesungsfreien Morgen hierherbequemt hatte, um sich die Geschehnisse der letzten Nacht und das Hin und Her meiner Überlegungen anzuhören. Ich weiß, dass ich undankbar war, aber ich hatte mir eine stärkere moralische Unterstützung erhofft. Unwillig starrte ich auf meinen sorglos kauenden Freund.
    »Was redest du da, Robert. Man weiß doch gar nicht genug, um sagen zu können, ob es gut oder schlecht aussieht«, entgegnete ich und redete mir meine eigenen Zweifel schön. »Gut, auf den ersten Blick mag es seltsam erscheinen, dass sie sich nicht gemeldet hat, aber das muss doch nicht bedeuten, dass sie, dass sie …«
    Ich schluckte und dachte an den Mann, den ich gestern Nacht in der Rue de Bourgogne gesehen hatte. War er aus Mélanies Wohnung gekommen? Oder aus irgendeiner Wohnung? War er der Grund, weshalb Mélanie nicht zu unserem Rendezvous erschienen war? Oder wohnte er vielleicht einfach nur in demselben Gebäude? Die Ungewissheit versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich seufzte tief.
    Robert trank seinen Kaffee und fegte ein Paar Krümel vom Tisch. »Warum machst du es dir so schwer, Alain? Ich sage dir, vergiss die Kleine – glaub mir, die Sache ist komplizierter, als du denkst.« Er beugte sich vor und sah mich aus seinen hellen unbestechlichen Augen an. »Das liegt doch auf der Hand.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht so täuschen, Robert. Du hast ihren Blick nicht gesehen, als wir uns voneinander verabschiedet haben. Sie wollte kommen, das weiß ich ganz genau«, beharrte ich. »Es muss etwas Gravierendes passiert sein. Etwas, das sie daran hindert, zu mir zu kommen oder mich anzurufen.«
    »Ja, ja, das sagtest du bereits.« Robert rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl herum. »Aber die Wahrscheinlichkeit, dass deine Süße gerade jetzt von einem LKW überfahren wurde oder die Treppe heruntergefallen ist und sich das Bein gebrochen hat, ist äußerst gering.« Er verdrehte die Augen und rechnete: »Eins zu … Hunderttausend, würde ich sagen. Natürlich steht es dir frei, in allen Krankenhäusern und Polizeidienststellen von Paris anzurufen, ich persönlich glaube nicht, dass dabei viel herauskommt.«
    »Es muss ja nicht gleich ein Unfall sein«, sagte ich. »Vielleicht ist es etwas anderes … etwas, an das wir jetzt gar nicht denken.«
    »Nun, ich habe schon ziemlich klare Vorstellungen. Willst du sie hören?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Gut«, fuhr er ungerührt fort. »Jetzt lassen wir mal deinen sechsten Sinn und alle Wunschvorstellungen beiseite und konzentrieren wir uns auf die Fakten.« Robert hob den Finger. »Ich bin Naturwissenschaftler, ich sehe die Dinge, wie sie sind.«
    Die Riesin mit dem Haarknoten kam und brachte neuen Kaffee. Ich klammerte mich an meiner Tasse fest, während Robert in Fahrt kam. Er machte das sehr gut, und ich konnte mir vorstellen, warum seine Seminare so beliebt waren. Er hatte etwas ungeheuer Manipulatives. Man konnte sich dem Sog seiner Worte, der Logik seiner Sätze kaum entziehen.
    »Fassen wir also zusammen: Du sprichst eine Frau an, die du schon lange im Visier hast. Sie ist offenbar solo, das sagt sie jedenfalls – hat sie dir nicht erzählt, sie würde immer an die falschen Männer geraten oder so ähnlich? Bon. Ihr verbringt einen tollen Abend, Spaziergang, Küsse, tiefe Blicke – die ganze Palette rauf und runter, richtig?«
    So wie Robert es sagte, klang es ziemlich reduziert, aber im Prinzip hatte er Recht. Ich nickte.
    »Ihr verabschiedet euch. Ihr verabredet euch für den nächsten

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