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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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hattest von Anfang an keine Chance.«
    »Nein, nein, nein, Robert, ich weiß, dass es anders ist«, sagte ich und versuchte mich aus dem Bann seiner Argumentationskette zu lösen. »Warum nimmst du immer das Schlechteste an?« Ich sah, wie die Riesin an der Eingangstür des Cafés lehnte und interessiert zu uns herübersah. »Mein Freund ist Pessimist, wissen Sie«, sagte ich in ihre Richtung. Sie lächelte ihr breites Carmen-Lächeln, aber sie war zu weit weg, um meine Worte zu verstehen, und machte ein fragendes Zeichen in die Luft, ob wir noch einen Kaffee wollten. Ich schüttelte den Kopf.
    »Dein Freund ist Realist«, sagte Robert.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob es überhaupt ihre Wohnung war«, wiederholte ich. »Wenn das Licht gar nicht in ihrer Wohnung brannte, fällt deine Theorie nämlich ganz schön in sich zusammen.«
    »Na, dann gibt es nur eins«, Robert schwenkte seine Trophäe und sah mich nachsichtig an. »Geh in die Rue de Bourgogne zurück und finde es heraus.«
    »Stell dir vor, auf diese Idee bin ich auch schon gekommen. Das werde ich heute Abend machen. Und dann werden wir ja sehen.«
    Robert grinste. »Das werden wir. Ich wünsche jedenfalls schon jetzt viel Spaß beim Klingeln.«
    »Ich frage mich schon durch, keine Sorge. Das kann ja nicht so schwer sein.«
    »Oh, nein. Ich stelle es mir äußerst unterhaltsam vor. Du wirst sicher viele neue Bekanntschaften machen.« Robert fand offenbar großen Gefallen an der Vorstellung, wie ich vor den Klingelschildern stand und eine Wohnung nach der anderen durchprobierte.
    »Wie gut, dass du nur ihren Vornamen hast, sonst wäre es in der Tat zu einfach.« Er lachte vergnügt auf.
    »Wie gut, dass du so witzig bist.«
    »Ah, da kommt Melissa!« Robert sprang auf und winkte, als jetzt ein schlankes Mädchen mit langen glatten roten Haaren auf uns zulief. Sie trug Jeans und helle Turnschuhe und eine braune Wildlederjacke über ihrem bunt-gemusterten T-Shirt. Sie lächelte.
    »Melissa – das ist mein Freund Alain. Setz dich noch einen Moment zu uns, wir sind sofort fertig.« Er legte seinen Arm um das rothaarige Mädchen und gab ihr einen Kuss auf den Mund.
    Melissa nickte mir zu und ließ sich dann von Robert auf den Stuhl neben sich ziehen. Das Erstaunlichste an ihr waren die Augen. Ganz klar und ganz grün.
    »Salut, Alain. Ça va? Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Roberts bester Freund. Oh là là! « Sie betonte die letzten drei Worte und mir gefiel ihre lustige, freundliche Art auf Anhieb.
    Ich lächelte und fragte mich einen Moment, was Robert seiner neuen Freundin wohl von mir erzählte.
    »Ich habe auch schon viel von Ihnen gehört«, entgegnete ich, und ihre grünen Augen funkelten.
    »Ach! Tatsächlich?« Mit einer übermütigen Geste zerzauste sie Robert das Haar. »Was erzählst du denn so über mich, mon petit professeur, ich hoffe doch, nur Gutes!«
    »Natürlich, mein Kleines«, sagte Robert. »Ich kann gar nicht anders.« Er ging souverän über den petit professeur hinweg und zwinkerte mir zu. Seine Miene sprach Bände. Na, habe ich zu viel versprochen? Sensationell, oder?
    Ich grinste.
    Robert griff spielerisch nach Melissas Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren. »Meine Süße, ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich heute Morgen so überstürzt weg musste, aber dieser junge Mann hier hat Probleme.«
    »Oh. Das tut mir leid. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    »Nun ja«, sagte ich.
    »Kleine Fische«, sagte Robert.
    Melissa blickte verwundert von einem zum anderen.
    »Alain ist gestern Abend von einer Frau versetzt worden, die er ein einziges Mal geküsst hat, und hält dies nun für den größten Schicksalsschlag seines Lebens«, erklärte Robert süffisant und breitete in einer theatralischen Geste seine Hände aus. »Und leider, leider … weiß er nur ihren Vornamen – Mélanie. Kennst du eine Mélanie?«
    »Mais oui!« Melissa lachte. »Meine Cello-Lehrerin heißt Mélanie. Mélanie Bertrand, aber die ist es ganz bestimmt nicht. Sie hat eisengraues Haar und streicht wie besessen auf ihrem großen Cello herum. Ein kleines, dürres Teufelchen. Und wenn ich mich verspiele, dann guckt sie immer ganz streng – so!« Sie runzelte ihre hübsche Stirn und kniff die Augen zusammen. »Mademoiselle Melissa, Sie müssen üben, üben, üben – so wird das nie etwas«, keifte sie mit verstellter Stimme.
    Wir lachten und ich sagte: »Nein, das ist nicht die Mélanie, nach der ich suche, um Gottes willen.«
    »Mein guter

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