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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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des ganzen Haufens zuständig.
    Ein leichter Flachbett-Wagen, der mit einem zu verfrachtenden Bulldozer beladen war, raste mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei und wirbelte eine Wolke von Staubpartikeln auf, die so schnell zu Boden fielen wie Kieselsteine. Der Ferngesteuerte, der das Gefährt lenkte, winkte ihm mit einem dürren Arm zum Gruß zu. Er winkte automatisch zurück und fragte sich, ob es sich wohl um jemanden handelte, den er kannte.
    Die Landschaft ringsum war geprägt von Kerben und Rillen, Staub und achtlos zu Haufen und Hügeln aufgeschichteten Steinen sowie den gelegentlichen Gerätestationen oder den Sauerstoff-Notspeicher-Plattformen, die in den Steilfelsen eingehauen worden waren. Ein Schild schwebte vorbei: TOILETTE MIT SPÜLENTSORGUNG 500 METER. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dann fiel ihm ein, daß seine Gegensprechanlage noch immer ausgeschaltet war, und er schob die Drahtschlaufe vom Aus-Schalter weg. Es war Zeit, sich wieder in die wirkliche Welt zu begeben. Sofort drang die Stimme seiner Speditionsleiterin schimpfend und voller Störgeräusche aus seinem Mentalkom-Chip.
    »... eißkerl! Weil! Wo, zum Teufel, steckst du?«
    »Hier bin ich, Beth. Ich bin ein bißchen spät dran, aber ich bin genau da, wo ich planmäßig sein soll.«
    »Scheiß ...« Die Bandaufnahme brach ab, und Beth Hamiltons Stimme ertönte, live und voller Bissigkeit. »Du wirst dir in diesem Fall eine gute Erklärung einfallen lassen müssen, mein Süßer.«
    »Ach, du weißt doch, wie das ist.« Gunther wandte den Blick von der Straße ab, hin zu den staubigen jadegrünen Bergen. Er würde am liebsten dort hinaufklettern und niemals wieder herunterkommen. Vielleicht würde er Höhlen finden. Vielleicht gab es dort Ungeheuer: Vakuumgnome und Monddrachen mit trägen, behäbigen Stoffwechselabläufen, die Jahrhunderte brauchten, um sich um eine Körperlänge zu bewegen, Wesen aus einer hyperdichten Materie, die durch Stein schwimmen konnten, als ob es Wasser wäre. Er stellte sich bildlich vor, wie sie tauchten, den Fährten einer Magnetkraft folgend, tief, tief in Diamant- und Plutoniumadern hinein, die Köpfe zurückwerfend und singend. »Ich habe eine Anhalterin mitgenommen, und wir sind irgendwie aneinandergeraten.«
    »Versuch, das der Ismailowa zu erzählen. Sie hat eine Stinkwut auf dich.«
    »Wer?«
    »E. Ismailowa. Sie ist die neue Demontage-Expertin, aufgrund eines multikorporativen Vertrages hierher versetzt. Vor fast vier Stunden hat sie ein Schnellbergungsfahrzeug bereitstellen lassen, und seither wartet sie auf dich und Siegfried. Wie ich annehme, hast du sie noch nicht kennengelernt.«
    »Nein.«
    »Na ja, ich habe sie jedenfalls kennengelernt, und du tust gut daran, im Umgang mit ihr auf der Hut zu sein. Sie ist genau die Art von Flintenweib, die über deine Späßchen nicht lacht.«
    »Ach was, sie ist nichts anderes als ein weiteres Rädchen im Getriebe, oder? Ich unterstehe ihr nicht. Und sie kann mir nichts anhaben.«
    »Träum weiter, Kleiner. Es bedarf keiner großen Anstrengung, dir so etwas wie eine Rückversetzung zur Erde einzubrocken.«

    DIE SONNE STAND ERST einen Fingerbreit über dem Hochland, als Chatterjee A undeutlich in Sicht kam. Gunther blickte von Zeit zu Zeit aufmerksam hin. Da sein Visier auf die Wellenlänge H-Alpha justiert war, stellte es eine strahlendweiße Kugel dar, bedeckt mit langsam wabernden schwarzen Sprenkeln: stärker granuliert als sonst. Die Tätigkeit der Sonnenflecken schien sehr rege zu sein. Er wunderte sich, daß der Strahlungs-Vorhersage-Dienst hier keine Oberflächenleitstelle eingerichtet hatte. Die Burschen vom Observatorium hatten im allgemeinen doch immer alles im Griff.
    Chatterjee A, B und C bildeten eine Dreiergruppe von einfach Kratern direkt unterhalb von Chladni, und während die beiden kleineren von geringerer Bedeutung waren, war Chatterjee A das Kind eines Meteors, der die imbrianische Basaltschicht bis zu einer Aluminiumerz-Ader durchschlagen hatte, die zum feinsten gehörte, was das Hochland zu bieten hatte. Da die Förderung in dieser Anlage so überaus bequem war, war sie der Liebling der Geschäftsleitung, und Gunther überraschte es nicht zu erfahren, daß Kerr-McGee alles daransetzte, ihren Reaktor wieder in Betrieb zu nehmen.
    Im Gelände wimmelte es von gleitenden Robotern und Stelzläufern und mobilen Werkern. Sie verteilten sich über die gesamte Produktionsstätte mit den Blasenkuppeln, die Schmelzöfen, die Ladedocks und

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