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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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daß er ihn allmählich überwunden hätte. »Ich will nicht, daß die Tatsache meines Mordes an Ekatarina einfach in einer warmen Flut von Selbstzufriedenheit weggespült wird. Diese Vorstellung ekelt mich an.«
    »Das wollen wir auch nicht.« Posner betrat mit einer siebenköpfigen Delegation das Labor. Krishna und Sally Chang erhoben sich, um ihnen entgegenzugehen, und die Gruppe teilte sich in zwei herumschwirrende Hälften. »Davon gab es genug. Es ist an der Zeit, daß wir alle die Verantwortung übernehmen für die Folgen des ...« Alle sprachen gleichzeitig. Beth Hamilton verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Endlich die Verantwortung übernehmen für ...«
    Die Stimmen wurden lauter.
    »Hier können wir nicht reden«, sagte sie. »Nimm mich mit hinauf an die Oberfläche.«

    SIE FUHREN MIT EINER Druckausgleichskabine auf der Seething Bay Road nach Westen. Vor ihnen berührte die Sonne beinah die aufgebrochenen Wände des Sömmering-Kraters. Schatten kroch von den Bergen und Kratergipfeln herunter und strebte dem strahlend hell erleuchteten Sinus Medii zu. Gunther fand den Anblick schmerzhaft schön. Er wollte nicht darauf reagieren, doch die schroffen Linien spiegelten den einsamen Schmerz in seinem Innern auf eine Weise wider, die er als seltsam tröstend empfand.
    Beth Hamilton berührte ihren PeCe. ›Putting on the Ritz‹ füllte ihre Köpfe.
    »Und wenn Ekatarina nun doch recht hatte?« sagte er traurig. »Wenn wir nun tatsächlich alles aufgeben, das uns zu Menschen macht? Die Aussicht, in einen kopflastigen, gefühllosen Supermann verwandelt zu werden, behagt mir nicht besonders.«
    Beth Hamilton schüttelte den Kopf. »Ich habe Krishna danach gefragt, und er verneinte das. Er sagte, es ist wie ... Warst du jemals kurzsichtig?«
    »Sicher, als Kind.«
    »Dann wirst du es verstehen. Er sagt, es ist, wie wenn man zum erstenmal aus der Arztpraxis kommt, nachdem man mit Laserstrahlen behandelt worden ist. Plötzlich wird alles klar und lebensecht und unterscheidbar. Was zuvor ein verschwommenes Etwas war, das man ›Baum‹ genannt hat, löst sich zu Tausenden von einzelnen unterschiedlichen Blättern auf. Die Welt ist mit einemmal angefüllt mit unerwarteten Details. Man entdeckt Dinge am Horizont, die man nie zuvor erblickt hat. So etwa.«
    »Aha.« Er starrte geradeaus. Die Sonnenscheibe berührte beinah Sömmering. »Es hat keinen Sinn, noch weiter zu fahren.«
    Er drosselte die Geschwindigkeit des Wagens.
    Beth Hamiltons Gesicht drückte Verlegenheit aus. Sie räusperte sich und sagte mit energischer Strenge: »Gunther, hör mal. Ich habe mich von dir aus einem bestimmten Grund hierherbringen lassen. Ich möchte eine Verschmelzung der natürlichen Energien vorschlagen.«
    »Eine was?«
    »Heirat.«
    Gunther brauchte eine ganze Weile, bis in ihn einsickerte, was sie gesagt hatte. »Ähm ... nein ... ich bin nicht ...«
    »Ich meine es ernst, Gunther. Ich weiß, daß du denkst, ich wäre dir gegenüber sehr hart gewesen, aber das lag nur daran, daß ich in dir ein großen Potential gesehen habe und daß du es überhaupt nicht ausschöpfst. Nun, die Dinge haben sich geändert. Räume mir bei deiner Neugestaltung ein Mitspracherecht ein, und ich gewähre dir das gleiche bei mir.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist mir alles entschieden zu schwierig.«
    »Es ist zu spät, um das als Entschuldigung anzuführen. Ekatarina hatte recht - wir sitzen auf der Spitze von etwas sehr Gefährlichem, der gefährlichsten Möglichkeit, der sich die Menschheit heute gegenübersieht. Die Katze ist jedoch aus dem Sack. Die Kunde hat sich verbreitet. Die Erde ist entsetzt und fasziniert. Sie werden uns beobachten. Für kurze Zeit, eine sehr kurze Zeit, können wir diese Sache steuern. Wir können jetzt dazu beitragen, sie in die richtige Form zu bringen, solang sie noch klein ist. In fünf Jahren wird sie sich unserem Griff entzogen haben.
    Du hast eine gute Seele und einen fähigen Geist, Gunther, und beides ist im Begriff, noch besser zu werden. Ich glaube, wir sind einer Meinung darüber, was für eine Welt wir schaffen möchten. Ich hätte dich gern an meiner Seite.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Willst du wahre Liebe? Die kannst du haben. Und wir können den sexuellen Teil so süß oder wild gestalten, wie du es magst. Nichts leichter als das. Willst du mich stiller, lauter, sanfter, stürmischer? Wir können darüber reden. Laß uns probieren, zu einem Modus zu kommen.«
    Er sagte nichts.
    Beth

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