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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Vakuumhallen. Sternbilder aus blauen Funken blinkten, während größere Anlagen abgebaut wurden. Flotten von schwerbeladenen Wagen schwärmten fächerförmig in die Mondebene aus und wirbelten Staub hinter sich auf. Fats Waller stimmte den Song an ›The Joint is Jumping‹, und Gunther lachte.
    Er schaltete in den Kriechgang herunter, holte zu einem großen Bogen aus, um einer Gaspresse auszuweichen, die mit viel Geschrei auf einen Flachlader gehievt wurde, und bog in die Straße ein, die zur Rampe von Chatterjee B führte. Eine neue Landeplattform war direkt unter der Felskante aus dem Gestein gesprengt worden, und eine Traube von Leuten drängte sich um einen Bergungs-Automaten, der dort aufgestellt war. Ein Mensch und acht Ferngesteuerte.
    Einer der Ferngesteuerten sprach und vollführte mit dem Arm abgehackte kleine Bewegungen. Einige standen untätig da, miteinander identisch wie so viele Telefone der alten Zeit, von der Geschäftsleitung auf der Erde nicht beansprucht, aber in Bereitschaft gehalten für den Fall, daß weitere Leitstellen in Betrieb genommen werden müßten.
    Gunther löste Siegfried vom Dach der Fahrerkabine und lenkte ihn in Richtung Schnellbergungs-Springer, wobei er in einer Hand die Fernsteuerung und in der anderen die Kabelspule hielt.
    Das menschliche Wesen trat vor und kam ihm entgegen. »Sie! Warum kommen Sie so spät?« E. Ismailowa trug einen wildgemusterten roten und orangefarbenen Wolga-Studio-Boutique-Anzug, der einen krassen Gegensatz bildete zu seinem Werksanzug mit dem G5-Schriftzug auf der Brust. Er konnte ihr Gesicht hinter dem golden glänzenden Visierglas nicht sehen. Doch er hörte es aus ihrer Stimme: stechende Augen, schmale Lippen.
    »Ich hatte eine Reifenpanne.« Er entdeckte einen glatten Steinbrocken und legte die Kabelspule dort ab, wobei er sie ein paarmal hin und her schob, um sicherzugehen, daß sie eben lag. »Wir haben so etwa fünfhundert Meter abgeschirmtes Kabel. Reicht Ihnen das?«
    Ein kurzes, angespanntes Nicken.
    »Okay.« Er nahm sein Bolzengewehr aus der Halterung. »Treten Sie zurück.« Er kniete sich hin und verankerte die Spule im Stein. Dann überprüfte er schnell hintereinander die Funktionen des Aggregats. »Wissen wir, wie es im Innern aussieht?«
    Ein Ferngesteuerter regte sich, trat vor und stellte sich als Don Sakai vor, Mitglied des Krisenmanagements von G5. Gunther hatte schon mal mit ihm zusammengearbeitet: kein schlechter Bursche, doch wie die meisten Kanadier war er von einer übertriebenen Angst vor der Kernenergie durchdrungen. »Miss Lang von Sony-Reinpfaltz hat ihr Aggregat darauf angesetzt, doch die Strahlung war so stark, daß sie nach einer ersten Voruntersuchung die Kontrolle darüber verlor.« Ein zweiter Ferngesteuerter nickte zur Bestätigung, doch die Schaltzeit nach Toronto war so lang, daß Sakai es nicht bemerkte. »Der Ferngesteuerte lief einfach weiter.« Er hüstelte nervös und fügte dann überflüssigerweise hinzu: »Die autonomen Kreise waren zu empfindlich.«
    »Nun, dieses Problem wird es bei Siegfried nicht geben. Er ist gefühllos wie ein Stein. Auf der Evolutionsskala maschineller Intelligenz liegt er entschieden näher bei einem Brecheisen als bei einem Computer.« Zweieinhalb Sekunden vergingen, dann lachte Sakai höflich. Gunther nickte der Ismailowa zu. »Leiten Sie mich bitte durch diesen Vorgang. Sagen Sie mir, was ich tun muß.«
    Die Ismailowa trat neben ihn, und ihre Anzüge drückten sich einen Moment lang aneinander, als sie eine Koppelung in seine Fernbedienung stöpselte. Verschwommene Formen flackerten über die Außenseite ihres Visiers wie die Schatten von Träumen. »Weiß er, was er tut?« fragte sie.
    »He, ich ...«
    »Halt den Mund, Weil«, raunte Beth Hamilton ihm über einen privaten Schaltkreis zu. Offen sagte sie: »Er wäre nicht hier, wenn die Gesellschaft nicht volles Vertrauen zu seinen technischen Fähigkeiten hätte.«
    »Ich bin überzeugt davon, daß nie ein Zweifel darüber ...«, setzte Sakai an. Er versackte in Schweigen, als ihn Beth Hamiltons Worte mit Verzögerung erreichten.
    »Auf dem Springer ist ein Demontagegerät«, sagte die Ismailowa zu Gunther. »Übernehmen Sie es.«
    Er gehorchte und änderte Siegfrieds Konfiguration für eine kleine, dichte Last um. Das Aggregat beugte sich tief über das Bergungsfahrzeug und schloß die großen, empfindsamen Hände um das Gerät. Gunther wandte Druck an. Nichts geschah. Ein hartnäckiger Brocken. Langsam, vorsichtig gab er

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