Einfach. Alles. Merken
zusätzlich einen Blick auf die Versform werfen: Max und Moritz von Wilhelm Busch ist rund 2000 Wörter und 400 Zeilen lang. Das Gedicht ist im Knittelvers verfasst, eines der einfachsten Versmaße, bei dem sich immer die letzten Silben zwei aufeinanderfolgender Zeilen reimen. Bei Max und Moritz brauchen Sie damit eigentlich nur die Hälfte (jede zweite Zeile) lernen, weil das Ende jeder Zeile den besten Hinweis auf die nächste Zeile mitliefert: „Dieses war der erste Streich …“ Sie wissen sicher, wie es weitergeht.
2.) Wie sieht die Struktur aus? Wie bei der Geschichtenmethode: Jede Textzeile in einem Theaterstück hat einen Sinn und ist Aktion und Veränderung. Gedichte und Geschichten folgen meistens solchen roten Fäden. Ziehen Sie diesen heraus und betrachten Sie ihn ganz genau. Max und Moritz ist aufgeteilt in Einleitung, sieben Streiche und Ende. Als Nächstes schauen Sie sich die Abfolge der Streiche an: Die ersten beiden Streiche handeln vom Federvieh der Witwe Bolte (üble Streiche mit Tieren). Dann wird die Brücke (zwischen Tier und Mensch) zersägt und die Streiche mit den Menschen beginnen. Schneider Böck fällt doppelt rein: auf den Streich und ins Wasser. Und Wasser wird bekanntlich mit Feuer bekämpft. Nein, es ist umgekehrt, aber im nächsten Streich fliegt Lehrer Lämpel mit Feuer und Rauch in die Luft. Und während dieser verkohlt auf dem Rücken liegt, wird Onkel Fritz aus der Rückenlage von Maikäfern in die Senkrechte befördert. So viel Unfug macht hungrig, deswegen ist der Bäcker das nächste Opfer. Allerdings geht der Streich schief und die beiden werden knusprig gebacken, aber sie überleben den Ofen. Als Rache soll im letzten Streich die Mehlversorgung des Bäckers unterbrochen werden (Unsinn, aber eine sinnvolle Begründung für den nächsten Streich): Die Jungs schlitzen Getreidesäcke auf. Dabei werden Sie erwischt undvon Bauer Mecke in die Mühle gesteckt (Bauer Mecke bringt sie um die Ecke). Die Geschichte endet mit dem Zweizeiler: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!“
3.) Was ist damit gemeint? Durchleuchten Sie unverständliche Textteile. Was bedeuten die oben zitierten Zeilen aus dem „Lied von der Glocke“? Am Schmelzofen sind so genannte Windpfeifen angebracht, durch die heiße Luft abzieht. Wenn das Metall zwölf Stunden im Ofen war, verfärben sich die Pfeifen. Das ist ein Zeichen, dass das Metall fertig ist für den Guss. Es wird ein Stab in das heiße Metall gehalten. Sieht der Stab danach aus wie mit einer Glasur überzogen, dann haben sich Kupfer und Zinn zu Bronze verbunden. Eigentlich ganz sinnvoll, oder?
4.) Mit eigenen Worten wiedergeben: Haben Sie den roten Faden von Max und Moritz im Kopf? Wenn Sie den Text so weit durchdrungen haben, dass Sie ihn mit eigenen Worten nacherzählen können, dann analysieren Sie genauso Strophe für Strophe, bis Sie auch dort alles im Detail begriffen haben und nacherzählen können. Damit ist ein Großteil der Lernarbeit bereits erfolgreich erledigt.
5.) Vervollständigen: Jetzt erst beginnen Sie, das grobe Gerüst mit dem Originaltext zu füllen. Hören Sie mit dem inneren Ohr Wilhelm Busch über die Jugend klagen: „Ach, was muss man oft von bösen …“ Wie gehts weiter? Natürlich im Knittelvers, also die nächste Zeile muss sich auf die erste reimen: „Kindern hören oder lesen.“ Nach der allgemeinen Beschwerde spricht er den konkreten Fall an: „Wie zum Beispiel hier von diesen …“ Auch das fällt einem quasi in dem Reim-Schoß: „Welche Max und Moritz hießen.“
So genannte emotionale Distanz hält uns oft davon ab, auswendig zu lernen. Machen Sie es wie die Schauspieler und identifizieren Sie sich mit dem Text. Verarbeiten Sie ihn so gründlich, dass Sie ihn genießen können wie eine heiße Tasse Tee mit Honig.
Wie gehts weiter?
Verarbeiten Sie nicht nur Listen, sondern ganze Themenblöcke: Lexikonartikel kann man sich hervorragend als Geschichten merken. Das ist für das Gehirn leichtere Kost als der trockene Stil des Nachschlagewerks. Auch Zeitungsartikel lassen sich gleich während des Lesens in eine ganz persönliche Merkgeschichte verwandeln. Textmarker und Eselsohren ade!
Wenn Sie eine Rede oder einen Vortrag halten wollen, bauen Sie Ihre Argumentation mithilfe von Ursache und Wirkung zu einer Geschichte zusammen. Sie können so auf Ablesen und Stichwortkarten verzichten.
Außerdem sollten Sie ausprobieren, wie viele Fakten Sie in einer Geschichte zusammenpacken
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