Einfach. Alles. Merken
erinnern. Die Informationen sind in ein Netz eingewoben, in das Sie hineinschauen können wie in einen Kleiderschrank.
Sie werden in den folgenden zwei Teilen insgesamt drei verschiedene Netztechniken kennen lernen: Mit der Geschichtenmethode und der Routentechnik lassen sich Fakten geordnet in Reihenfolge merken. Römische Räume dagegen sind vergleichbar mit mentalen Lagerhallen. Jede Technik hat eigene Stärken und kann für unterschiedliche Aufgaben benutzt werden.
Eingestampft und gut verpackt – Geschichten
Dieses Kapitel beginnt mit einem etwas ungewöhnlichen Märchen, das Sie sich erst einmal genau anschauen sollten:
„Das Haus hat eine Lücke, deswegen ruft man den Heilermann, der die Lücke mit einem Schal flickt. Er baut neben dem Haus ein Kartenhaus auf und stellt Weizensäcke hinein. Dann kommt der Herzog und ruft mit rauer Stimme: „Alles verkohlen!“
Bevor Sie weiterlesen: Können Sie sich diese Geschichte vorstellen und nacherzählen? Lesen Sie den Absatz im Kasten nicht nur durch, sondern stellen Sie sich die Handlung bildlich vor Ihrem inneren Auge vor – das wird Ihnen helfen, die Geschichte zu behalten.
Vielleicht wissen Sie schon, was dahintersteckt: Die Geschichte enthält die Namen der neun deutschen Bundespräsidenten in chronologischer Reihenfolge. Erkennen Sie alle Schlüsselwörter, die zu den Namen führen? Hier noch einmal die Geschichte, aber mit fett markierten Schlüsselbegriffen:
„Das Haus hat eine Lücke , deswegen ruft man den Heilermann , der die Lucke mit einem Schal flickt. Er baut neben dem Haus ein Kartenhaus auf und stellt Weizensäcke hinein. Dann kommt der Herzog und ruft mit rauer Stimme: „Alles verkohlen !“
In der Tabelle unten sehen Sie die Bundespräsidenten mit vollständigem Namen und dem Jahr ihres Amtsantritts:
Deutsche Bundespräsidenten
Versuchen Sie, daraus eine eigene Geschichte zu entwickeln. Wenn Sie wollen, bauen Sie die Vornamen gleich mit ein: Theo (aus dem Lied „Theo, wir fahr’n nach Lodz“) fährt auf einem Heuwagen (Heuss), bis er in einem Hain (Heinrich) über eine Lücke (Lübke) in der Straße holpert. Machen Sie selbst weiter!
Bestseller, und wie sie gemacht werden
Haben Sie ausprobiert, sich die Reihenfolge der Staatsmänner ohne Geschichte einzuprägen? Während unser Gehirn sich beharrlich weigert, sinnlos aufgereihte Fakten in größerer Menge anzunehmen, reagiert der Kopf bei einem guten Buch oder Film ganz anders: Zehn, zwanzig, dreißig Kapitel und ein paar Dutzend Filmszenen behalten wir mühelos lange im Kopf.
Das hat einen guten Grund: Seit Erfindung der Sprache sind Geschichten die Grundlage unserer Kultur. Kindern wird vorgelesen, bevor sie sprechen können. Wir konsumieren in einem Leben tausende von Büchern und Filmen. Jeder längere Dialog einer Unterhaltung ist eine Minigeschichte: Wir berichten, was wir im Urlaub oder bei der Arbeit erlebt haben – mit Witz und Spannung.
Für das Lernen und das Behalten von Informationen ist die Geschichte als Merk-Basis hervorragend geeignet. Fakten, die ohne Zusammenhang nebeneinanderstehen, werden durch Sinn miteinander verknüpft. In der Abbildung sehen Sie das Prinzip der Geschichtenmethode.
Dabei muss eine Geschichte mehr sein als das Verbinden der Informationen mit einem öden „und“: Aleph und Beth und Gimel und Daleth und He und Waw und Sajin und Cheth und Teth und Jod und Kaph (die ersten elf Buchstaben des hebräischen Alphabets). Haben Sie es sichgemerkt? Sicher nicht! Der Sinn ist das Salz in der Suppe einer guten Geschichte: „Das Alphabet gibt mir Dalí (der Maler) als helle Waffel und sagt: Schätze, den Tod kann man mit Jod behandeln, Kapitän!“ Völliger Unsinn, aber viel leichter zu merken als die langweilige Und-Fassung. Wenn Sie aus Fakten eine lebendige Handlung machen wollen, beachten Sie zwei Grundsätze (die bei jedem Drehbuchschreiber in Hollywood auf der Stirn geschrieben stehen):
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Aktion: Handlungen („Action“) erzeugen Bilder, die die Welt (und den Kopf) bewegen. Dalí reicht uns eine seltsame Waffel und spricht über das Besiegen des Sensenmannes – wäre Ihnen das tatsächlich passiert, Sie würden sich für immer und ewig daran erinnern. Und eine richtig gute Geschichte entwickelt sich am besten dramatisch mit vielen Wirrungen und Wendungen.
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Wirkung: Der Held glänzt nicht dadurch, dass er reibungsfrei durch die Geschichte schlittert. Er wird von den Filmemachern durch alle erdenklichen Prüfungen geschickt. Bei der
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