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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ploeger
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bringt.
    Aus der einseitigen Wachstumsidee des Marktfundamentalismus folgen weitere Pferdefüße, die verhindern, dass unsere Wirtschaftsweise als durchgehend positiv angesehen werden könnte. Das folgenreichste Marktversagen der jüngeren Zeit, so die US-Ökonomin Juliet Schor, ist der Klimawandel, der uns langfristig alle bedroht. 163 Wachsende Verteilungsungerechtigkeiten zwischen den oberen und unteren Einkommensschichten einerseits sowie zwischen den industrialisierten Ländern und der sogenannten Dritten Welt sprechen ebenfalls nicht für das Wachstumsprinzip. Der Markt – scheint’s kann man es drehen und wenden, wie man will – geht sehr sparsam mit seinen Vorteilsgeschenken um.
    Marktprinzipien pauschal zu verdammen wäre dennoch ein Fehler. Aus der Distribution von Gütern waren sie schon vor dem Aufkommen des kapitalistischen Organisationsmodells von Wirtschaft nicht wegzudenken. Die heutigen Schieflagen entstehen, weil bestimmte Modelle marktwirtschaftlichen Handelns zu erfolgreich waren. Vor allem die einseitige Konzentration der kapitalistischen Marktwirtschaft auf das in Geld gemessene Kapital wird zunehmend zu einem Problem.
    Rücksicht auf Menschen oder die Natur ist in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung eine Soll-, keine Muss-Bestimmung. Gott sei Dank halten sich viele Unternehmer an das »Soll« und achten von sich aus auf gerechte Löhne und ökologische Standards. Eine »natürliche« Grenze für das Bestreben nach Profitsteigerung auf Kosten von Mitarbeitern und Umwelt gibt es jedoch nicht, und auch Tarifverträge, Arbeitsschutzbestimmungen oder Umweltschutzauflagen sind mit dem nötigen Nachdruck prinzipiell änderbar. Vor allem größere Unternehmen unterliegen vonseiten des Finanzmarktes einem immer stärker gewordenen Zwang zur Wertsteigerung ihres Produktivkapitals. Deshalb zieht heute in erster Linie die Marktwirtschaft in ihrer speziellen Form des Finanzmarktkapitalismus die kritische Aufmerksamkeit derer auf sich, die die Zeit für alternative Wirtschaftsweisen für gekommen halten.
    Der Soziologe Zygmunt Bauman hat die Flüchtigkeit der modernen Form des kapitalistischen Marktgeschehens in einem treffenden Bild festgehalten. Es setzt an bei einem Vergleich zum älteren Industriekapitalismus:
    »Die Passagiere auf dem Dampfer des ›schweren Kapitalismus‹ vertrauten … darauf, dass die Mitglieder der Mannschaft, die Zugang zum Oberdeck hatten und von dort das Schiff steuerten, auf dem richtigen Kurs waren. Derweil konnten sie sich voll darauf konzentrieren, sich die Regeln einzuprägen, die auf dem Passagierdeck in Großbuchstaben für sie angebracht waren. … Demgegenüber müssen die Fluggäste im Überschallflugzeug des ›leichten Kapitalismus‹ mit Erschrecken feststellen, dass das Cockpit ihrer Maschine leer ist und dass sich die geheimnisvolle Black Box namens Autopilot beharrlich weigert, Informationen über die Flugroute, das Flugziel und darüber, wer entscheidet, auf welchem Flughafen man landen wird, preiszugeben. Auch erteilt sie keine Auskünfte, ob die Fluggäste an Bord irgendeinen sinnvollen Beitrag für eine sichere Landung leisten können.« 164
    Die Verengung des Wirtschaftens auf den schnellen, unkontrollierbaren, finanzmarktgetriebenen Kapitalismus und seine unerwünschten Auswirkungen auf Individuum, Gesellschaft und Natur sind es also, die zu kritisieren sind. Der Enge entkommen wir nur, wenn wir Räume öffnen und Mittel zur Verfügung stellen, die den Alternativen genug Platz bieten, sich zu entwickeln und das Experimentieren mit anderen »Lebens-, Kooperations- und Tätigkeitsformen erlauben«, wie André Gorz schreibt. 165 Eben hier setzen die selbst organisierten Tätigkeiten an, sie nutzen den Raum für Entwicklungen, wo sie ihn gerade finden können. Das mag schließlich dahin führen, dass Maria Mies’ Forderung realisiert wird:
    »Wirtschaft«, sagt sie, »muss wieder eingebettet werden in die Gesamtheit aller Lebensbereiche. Wenn sie wieder Teil der Kultur wäre, wäre sie eher wie ein Haushalt. Sie wäre ›Ökonomie‹ im ursprünglichen griechischen Wortsinne von ›oikos‹. In einem Haushalt wird vorausgedacht: Wenn ich im Herbst ernten will, muss ich im Frühjahr etwas säen. Und wenn meine Kinder auch noch was haben wollen, muss ichauch das möglich machen. Wirtschaft muss organisiert werden wie eine Menge von vielen großen Haushalten. Eine als ›oikos‹ verstandene Wirtschaft muss eine vorsorgende Wirtschaft sein. Sie kann nicht

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