Einfach Königlich2
hätte sie sich verbrannt.
„Mädchen!“, sagte jetzt Alex’ Vater. Seine Augen waren zu kleinen blauen Schlitzen geworden, und aus seinem Gesicht war jede Andeutung seines üblichen Grinsens verschwunden. „Krank oder nicht, du solltest dich jetzt besser entschuldigen, wenn du keinen Wert auf eine neue Ohnmacht legst.“
„Es tut mir leid, Dr. Pohl“, murmelte Alex kleinlaut.
„Schon gut, Euer Hoheit. Ich bin es ja gewohnt, von den Mitgliedern des Königshauses angeschrien zu werden. Was ich da alles erzählen könnte, wenn ich nicht durch das Arztgeheimnis gebunden wäre …“
„Hey!“, kläffte Christina.
„Außerdem können wir diesen und andere Punkte bei Ihrem Termin noch besprechen.“
„Was?“, rief Alex und wäre fast von der Couch gefallen.
3
„Es ist wirklich alles in Ordnung“, sagte Alexandria und sah Dr. Pohl mit dem unschuldigsten Blick an, der jemals auf einem Gesicht zu sehen war.
„Bei allem schuldigen Respekt, Hoheit: Sie reden Unsinn.“
„Jetzt haben Sie sich wie Prinzessin Christina angehört“, schmollte Alex. „Darf ich mich wohl dagegen verwahren? Wie wäre es, wenn Sie einem Mitglied der königlichen Familie ein wenig mehr Respekt bezeugten?“
„Wie wäre es, wenn Sie mir ein wenig mehr Respekt erwiesen?“, entgegnete Dr. Pohl ruhig. Sie war eine attraktive, blasse Frau Anfang sechzig mit den lockigen weißen Haaren eines Engels und dem durchdringenden Intellekt einer Nobelpreisträgerin. Was sie zufällig auch war. „Es ist in keinster Weise zu übersehen, dass Sie gar nicht gut schlafen. Und zwar war dies schon vor dem gestrigen Ereignis überdeutlich.“
„Immerhin haben wir die Zeremonie durchgezogen. Gott sei Dank war die Presse nicht dabei.“
„Ja, das ist natürlich das Hauptproblem, um das wir uns im Augenblick Sorgen machen sollten. Sie sind eine schöne Frau, Prinzessin Alexandria, aber die Ringe unter Ihren Augen haben mittlerweile das Ausmaß von Teetassen angenommen.“
„Das kommt von den vielen Partys“, erklärte die Prinzessin. „Das wilde Leben der Royals.“
„Netter Versuch, aber in der letzten Ausgabe von People hab ich Ihr Foto gar nicht gesehen.“
Alex zuckte die Achseln und sah sich in dem geräumigen Sprechzimmer um. „Damit habe ich kein Problem. Die Dinge … sind … zurzeit eben so.“
„Da stimme ich Ihnen nicht zu.“
„Es gibt jedoch etwas, das ich mit Ihnen besprechen wollte.“
Dr. Pohl zog ihre weißen Augenbrauen hoch.
„Es könnte aber auch zu persönlich werden.“
„Nur zu, Hoheit.“
„Ich überlege seit Monaten, wie ich es zur Sprache bringen kann.“
Dr. Pohl beugte sich vor. „In diesen vier Wänden dürfen Sie alles sagen, Prinzessin. Mit mir können Sie über alles sprechen.“
„Was hat das mit den Enten zu bedeuten?“ An den Wänden hingen Bilder mit Stockenten, und überall standen hölzerne Entenstatuen, alte bemalte Köderenten, Löffler und Mittelsäger herum. Es gab allein zwei gerahmte Entendrucke aus den Staaten. „Sind mir ein bisschen zu viele Wasservögel. Ist das ein Tick von Ihnen? Sind Sie von Stockenten aufgezogen worden?“
Dr. Pohl lehnte sich im Stuhl zurück, während sie auf bewundernswerte Weise einen Seufzer unterdrückte. Sie fuhr sich mit der Hand durch die weißen Locken, rückte ihre Brille zurecht und legte den Bleistift hin. „Sie lenken vom Thema ab, Hoheit. Das kommt zwar nach den gestrigen Ereignissen nicht gerade überraschend, ist allerdings auch nicht sehr hilfreich.“
„Na ja, aber hier in diesem Zimmer darf ich doch über alles reden, über das ich reden will. Sie haben gesagt, hier sei es sicher, erinnern Sie sich?“
„Sie sagen das so, als würden Sie selbst nicht so recht daran glauben.“
Alex schlug die Augen nieder. „Wie gesagt, ich kann das Thema wechseln, wann ich möchte.“ Sie trommelte mit den Fingern auf die Stuhllehne und versuchte, nicht wie eine verzogene Königsgöre auszusehen, doch es misslang völlig. „Kürzliche Ereignisse. Wasservögel. Der Zustand der Nation. Prinz Williams bevorstehende Hochzeit, zu der sich Dad tatsächlich eingeladen wähnt. Meine Nichte. Sie ist doch wirklich großartig, nicht wahr?“
„Wie Sie schon einmal erwähnt hatten. Hoheit –“
„Sie spricht schon, dabei ist sie erst ein Jahr alt.“
„Ja, Euer –“
„Sie bringt sich sozusagen selbst bei, aufs Töpfchen zu gehen, und das mit nur einem Jahr! Ist das nicht erstaunlich? Finden Sie das nicht wirklich
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