Einfach sexy
einzigen Schlag den Ball ins Loch brachte.
Bobby Mac konzentrierte sich und landete einen guten
Schlag auf das Grün. Da sein Ball weiter entfernt vom Loch lag, hatte er den nächsten Schlag. Erst sah es so aus, als ob sein Ball ins Loch ginge. Die Aufregung der Zuschauer steigerte sich mit jedem Zentimeter, den der Ball rollte. Doch kurz vor dem Ziel verlor er an Tempo und blieb liegen. Die Menge stöhnte kollektiv auf. Bobby ebenfalls, dann trat er zu dem Ball und schlug ihn ein für den Double-Bogey, den Jesse brauchte.
Die Spannung wuchs, als Jesse seinen Schlag vorbereitete. Er musste lediglich diesen Putt machen, und er würde das Turnier mit links gewinnen – wie es bei einem Profi ja auch sein sollte. Damit konnte er seine Verspätung wieder gutmachen und beweisen, dass er immer noch der Siegertyp war.
Alles hing von dem Putt ab.
Unbewusst bemerkte er etwas aus den Augenwinkeln heraus. Als er sich umdrehte, sah er Travis. Der Junge stand eingezwängt in der Menge, gehörte aber erkennbar irgendwie nicht dazu, schon gar nicht zu den anderen Kindern.
Jesse ärgerte sich, dass er Travis den Sommer verdorben hatte. Nachdem das Baumhaus zerstört in Kates Garten lag, hatte der Junge nichts, woran er sich für immer erinnern würde. Unvermittelt kam Jesse eine Idee. Er konnte seinem Sohn etwas bieten, was dieser nie vergessen würde.
Jesse trat von dem Ball zurück, grinste Travis an und hielt ihm den Schläger hin.
»Hey, T., zeig uns mal, wie toll du putten kannst.«
Der Zwölfjährige riss verschreckt die Augen auf. Kate war geschockt. Die Zuschauer konnten es nicht fassen. Und die feixenden Jungen waren sprachlos.
Endlos lange Sekunden schlossen sich an, und Jesse dachte schon, dass Travis ablehnen würde. Der Golfer ging zu ihm und beugte sich auf Augenhöhe zu ihm. »Du kannst es. Ich glaube an dich.«
Travis stand unendlich lange da, bis er schließlich die Schultern straffte und entschlossen den Putter packte.
Die Zuschauer waren verblüfft. Und Jesse hatte wie aus heiterem Himmel rasendes Herzklopfen und feuchte Handflächen. Seit er Golf spielte, hatte er noch niemals so viel Wert auf einen einzigen Putt gelegt. In dieser Sekunde dachte er nicht an seine eigene Karriere oder seinen Ruf. Er wollte, dass Travis diesen Schlag machte. Und es hatte nichts damit zu tun, ob er das Spiel gewann oder verlor.
Das Publikum verstummte, als der Junge zu dem Ball schlenderte und den Abstand zum Loch abschätzte. Dann schwang er den Schläger einige Male wie zur Probe.
Jesses Verstand raste, weil er Travis’ Anstoß für falsch bemessen hielt. Aber für gute Ratschläge war es jetzt zu spät. Am liebsten hätte er die Augen davor verschlossen, wie sein Sohn abschlug.
Der Ball setzte rechts von dem Loch auf, und die Zuschauer hielten den Atem an, als er langsam weiterrollte.
Verfluchter Mist.
Jesse presste die Kiefer aufeinander. Doch als es schon schien, als wollte der Golfball vorbeirollen, drehte er kaum merklich ab und fiel mit einem deutlich vernehmbaren Klack in das Loch.
Die Menge raste vor Begeisterung.
Geschockt und gleichzeitig erleichtert lief Kate auf den Rasen zu Bobby und Jesse. Jesse bemerkte, wie ihre Augen vor Aufregung und Begeisterung aufflackerten. Dann wandte sie sich zu Travis und umarmte ihn. »Du warst einsame Spitze, T.«
Er grinste breit. »Danke, Kate.«
Einen Arm um ihn gelegt, hielt sie ihm das Mikrofon hin. »Erzählst du uns, wie es war, Travis?«, fragte sie.
Damit war er der Star geworden. Er schilderte, was in seinem Kopf vorgegangen war, nachdem Jesse ihm den Putter in die Hand gedrückt hatte. Dann drehte er sich zu Jesse und lächelte ihn unsicher an. Als er seinem Vater danken wollte, zog Jesse ihn in seine Umarmung. »Ich hätte es selbst nicht besser machen können.«
Das Spiel war zu Ende, und Kate gab dem Kameramann Zeichen, die Aufnahme zu unterbrechen. Sie ging mit ihrer kleinen Crew vom Platz, während die Menge sich um Bobby, Travis und Jesse drängte. Die Golfspieler gaben Autogramme und scherzten mit dem Publikum herum. Jesse wartete darauf, dass Kate zurückkehrte. Aber sie kam nicht.
Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass seine Rückkehr allein vermutlich nicht ausreichte, um Kate seine tiefen Gefühle zu zeigen. Im Stillen hätte er sich ohrfeigen können, dass er die Leute immer nach seiner Pfeife tanzen lassen wollte. Seine Rückkehr allein reichte einfach nicht, um Kate zu zeigen, dass er sie nie wieder verlassen würde.
Jesse begriff,
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