Einfach sexy
sein, bin ziemlich lange weg gewesen.« Er begann, in der Küche rumzurumoren.
Kate blickte missmutig. »Du kannst doch nicht einfach … einfach … herkommen und so tun, als hätte sich nichts geändert. Es ist nicht mehr so wie früher. Wir sind keine Kinder mehr.«
»Du findest also, ich hätte nicht ans Telefon gehen dürfen?«
»Sei doch vernünftig.«
»Bin ich.« Aus einem der Küchenschränke nahm er einen Schraubenzieher. »Was deine Mutter gesagt hat, interessiert dich wohl nicht.«
Missmutig grollend stellte sie ihre Tasche auf den Küchentresen. »Also, was hat sie gesagt?«
»Wir haben geplaudert …«
»Über was?«
»Über alles Mögliche. Du weißt doch, sie hat mich immer sehr gemocht.«
»Na toll. Dafür kannst du dir was kaufen. Also, was hat sie gesagt?«
»Dass das Wetter in Wyoming um diese Jahreszeit herrlich ist.«
Kate straffte sich. »Und das war alles? Und was hast du mit dem Schraubenzieher vor?«
»Ich glaube, ihr genauer Wortlaut war: ›Sag meiner kleinen Kate, dass es in dieser kalten Gegend jede Menge heißer Typen gibt.‹ Ich weiß von Suzanne, dass Mary Beth in den Westen umgezogen ist.« Jesse trat zur Hintertür. »Die Türscharniere sind lose. Ich werde sie festschrauben, bevor sie herausbrechen.«
Kate schnaubte. »Schätze, meine Schwester hat es so formuliert, dass unsere Mutter Texas verlassen musste, weil sie hier keinen heiratswilligen Mann mehr findet – was Mom mit ihrer Aussage eben bestätigt hat.« Sie blickte zur Tür. Du musst das nicht machen. Schließlich bist du hier Gast. Ich rufe einen Handwerker an.«
»Solange ich hier bin, erledige ich das schon.«
»Jesse Chapman.« Sie musste lachen. »Der exzellente Golfer und begnadete Heimwerker. Wer wäre darauf gekommen?«
»Dann verrat’s nicht weiter.« Er zwinkerte ihr zu und setzte das Werkzeug am oberen Türscharnier an. Kate beobachtete das Muskelspiel seiner Oberarme und wie er mit leicht gegrätschten Beinen am Türrahmen stand. »Deine Mutter hat mich gebeten, es auch Suzanne auszurichten. Anscheinend wollte Mary Beth ihre herzallerliebste Tochter nicht selbst anrufen.« Er wandte sich der nächsten Schraube zu. »Soweit ich weiß, konnten sich die beiden noch nie ausstehen. Schätze, es gab eine ganze Menge Leute, die ein Problem mit deiner Mutter hatten.«
Im Grunde genommen konnte Kate ihm nur zustimmen. Aber schließlich ging es um ihre Mutter, und deshalb fühlte Kate sich angegriffen. »Sie ist schöpferisch begabt und braucht Freiräume für ihre Kreativität.«
Er ließ den Arm sinken und trat zurück. Kate war völlig verblüfft,
als er ihr unvermittelt über die langen Locken strich und eine Strähne behutsam um seinen Finger wickelte. Dann glitt die Hand ganz leicht über ihr Gesicht und hob ihr Kinn an, bis ihre Blicke einander trafen. Als seine Augen zu ihrem Mund glitten, hielt sie unwillkürlich die Luft an. Die Welt um sie herum schien ausgeblendet, und Kate fühlte sich wie in einem verrückten Traum. Bingo, es war verrückt, sich auf Jesse Chapman einzulassen. Der reinste Irrsinn.
»Sie hat eine Tochter wie dich gar nicht verdient, Katie. Mary Beth ist eine Spinnerin. Eine ganz große Spinnerin sogar, aber trotzdem …«
»Eine Spinnerin.«
»Genau.«
»Wenn du jemanden beleidigen willst …«
Abrupt ließ er die Hand sinken. Kurz darauf stellte sich das spöttische Lächeln wieder ein, und er wandte sich wieder den Scharnieren zu. »Du musst einen anstrengenden Tag hinter dir haben, wenn dir schon die Begriffe ausgehen. Wo ist das Wörterbuch?«
»Wie witzig, Mr. 4,0.«
»3,8. In Spanisch habe ich eine Drei bekommen.«
»Ach ja, richtig«, zog sie ihn auf. »Das Date mit Señorita Gonzalez hat seinerzeit nicht geklappt.«
Die letzte Schraube wollte sich partout nicht eindrehen lassen. Er nahm sie heraus und fing noch einmal von vorn an.
»Stimmt doch, oder?« Kate kicherte schadenfroh.
»Vermutlich hätte ich sogar eher eine Vier verdient. Das mit den Verben war nie meine Stärke.«
»Nein, deine Stärken liegen eher auf anderen Gebieten.«
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu. »Sollte das eben ein Witz sein?«
Sie hätte schreien mögen.
Er lachte leise. »Gefällt mir, wenn du dich aufregst und wütend wirst.«
»Ich rege mich nicht auf, und ich bin auch nicht wütend.«
»Natürlich bist du das.« Er war mit dem oberen Scharnier fertig und bückte sich, um die unteren Schrauben zu kontrollieren.
Draußen hupte jemand. Sie reagierten erst, als
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