Einfach sexy
Nächster.
Eine Gruppe von Jungen stand etwas abseits. Travis wusste auf Anhieb, dass sie die coolen Kids waren. Uncoole Kids hatten einen sechsten Sinn für derartige Dinge. Normalerweise hielt er sich von solchen Typen fern, aber er wollte seinem Vater in den nächsten Wochen beweisen, was für ein toller Kerl er war. Und hatten tolle Kerle nicht auch coole Freunde?
Nachdem alle Namen aufgerufen waren und sie sich in Vierergruppen aufstellen sollten, schlurfte Travis etwas unsicher auf die drei coolsten Typen zu.
»Hey«, sagte er und winkte leicht unsicher.
Ein Junge, vermutlich ihr Wortführer, musterte ihn skeptisch. »Was willst du von uns, Schwachkopf?«
»Ähm, ihr braucht doch noch einen für den Vierer.«
»Du bist ja pervers!«
Die Jungen lachten.
»Was ist da so lustig?«, erkundigte sich der Coach.
»Nichts, Sir«, erwiderte ein Junge höflich.
Der Coach musterte sie, brummelte irgendetwas vor sich hin und sagte dann: »Sanders, du kommst zu Hartman, Puskus und Fisk.«
Na bravo. Jeder Idiot hätte auf den ersten Blick erkannt, dass die drei absolut nicht cool waren. Der Beweis kam, als die coolen Typen ihre Spitznamen nannten, die nicht besonders originell waren. Wenigstens hatte Travis keinen Namen, den man irgendwie verunstalten konnte.
»He, Perverso«, flüsterten sie ihm zu.
Okay, damit hatte auch er seinen Namen weg.
Der restliche Nachmittag verlief auch nicht viel besser. Sie bekamen uralte Schläger, und als Travis endlich den Ball abschlagen durfte, spürte er einen entsetzlich stechenden Schmerz vom Arm bis in die Schulter.
»Nein, Sanders, du darfst nicht auf den Ball eindreschen. Du musst ihn streicheln«, rief der Coach.
Was genau er damit meinte, wusste Travis nicht, denn wenn der Coach den Schläger schwang, sah er eher wie ein Baseballspieler aus und keineswegs wie ein Golfer.
Er versuchte es trotzdem, schließlich wollte er den coolen Typen imponieren.
Nach ein paar Bällen war der nächste Junge an der Reihe. Travis trat zurück.
»Du kannst das echt gut«, sagte er zu dem Wortführer der Gruppe.
Das Kompliment wurde zwar zur Kenntnis genommen, aber nicht erwidert.
»Mein Dad wäre vermutlich beeindruckt.«
Keine Reaktion. Okay, dann musste er eben schärfere Geschütze auffahren.
»Mein Dad spielt nämlich super Golf. Das sagen alle.«
»Wer zum Beispiel?«, fragte Jimmy, der Obercoole, widerwillig.
Travis zuckte die Schultern und hatte Herzklopfen. Er hatte es geschafft! Sie unterhielten sich mit ihm. Sobald sie das mit Jesse wussten, hatte er seinen Platz sicher.
»Die Zeitungen und so. Sie berichten ständig über ihn.«
»Wer ist denn dein Dad?«
»Jesse Chapman.«
Für Sekundenbruchteile blitzte so etwas wie Hochachtung in ihren Augen auf, dann prusteten sie los. »Aber klar doch. Du willst mit Chapman verwandt sein? Wovon träumst du eigentlich nachts, Perverso?«
»Es stimmt aber. Alle sagen, ich sehe ihm sehr ähnlich.«
»Der ist nicht mal verheiratet.« Dann meinte Jimmy hinterhältig: »Bist du etwa ein Betriebsunfall?«
Travis’ Herzklopfen näherte sich einem Infarkt. Mist, er hatte natürlich nicht bedacht, wohin das führen würde.
»Na logo, du bist einer!« Die Jungen brüllten vor Lachen.
»Du bist ein Perverser und ein Bastard.«
Das fanden sie voll witzig.
»Ist deine Mom ‘ne Nutte? Ist sie teuer? Oder können wir uns eine Nummer mit ihr leisten?«
Es war ihm noch nie passiert, aber aufgrund der gnadenlosen Hitze und übersät mit Grasbüscheln rastete Travis aus. Seine gute Laune und sein Optimismus waren verflogen. Unvermittelt stürzte er sich auf Jimmy. Die ganzen Jahre, in denen er keinen richtigen Vater gehabt hatte, denn Harlan hatte ihn nie sonderlich gemocht, kochten in ihm hoch, bis er schließlich weinend die Fäuste hob. Er schlug und trat um sich, doch Jimmy wich ihm nach einem Überraschungsmoment geschickt aus, und die Jungen brüllten vor Lachen, als Travis mit seinem Schwinger ins Leere traf und bäuchlings in eine Sandgrube fiel.
Sie grölten noch eine ganze Weile weiter, verzogen sich dann und ließen ihn einfach liegen. Travis wünschte sich nichts mehr, als dass der Erdboden sich öffnen und ihn verschlingen würde. Er rührte sich nicht, bis die große, fleischige Hand des Coach ihn irgendwann an der Schulter packte.
»He, Sanders, lass dich von denen nicht anmachen«, riet der Mann und half ihm auf, »und schon gar nicht beim Heulen erwischen.«
Der Mann klopfte ihm den Staub ab und drückte ihm
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