Einfach sexy
einen Schläger in die Hand. »Du bist dran. Und diesmal legst du deine ganze Wut in den Schwung.«
Der Kleinbus setzte Travis an der Ecke Meadowlark und Vista del Monte ab. Er hatte neben dem Fahrer sitzen und ihm den kurzen Weg erklären müssen. Als er heraussprang, knallten ihm die geliehenen Schläger vor die Beine, und er hörte noch, wie die anderen Kinder ihm im Weiterfahren spöttische Bemerkungen nachriefen.
Travis wartete, bis der Kleinbus hinter der Kurve verschwand, dann lief er zu Kates Haus.
Kate war echt nett. Tatsache, sie machte sich fast mehr Sorgen um ihn als seine Mom. So ein Quatsch. Kate war nicht seine Mom, und er würde bald nach Vegas fliegen. Er überlegte kurz, ob sein Dad ihn vermissen würde, dann schnaufte er verächtlich. Nein, sein Dad würde bestimmt vor Freude in die Luft springen.
Als er die Auffahrt passierte, bemerkte er zu seiner Verwunderung Jesse am Pool. Sein Dad hantierte mit irgendwelchem Werkzeug an einem der Gartenstühle herum. Er schien ständig irgendwas zu reparieren. Und abends las er Bücher über Theorie und Praxis im Golfsport oder zog sich haufenweise Videos mit Turnieraufzeichnungen rein. Der Junge hatte den Eindruck, als käme der Typ nie zur Ruhe.
Nach dem total verkorksten Tag hatte Travis keine Lust zu reden. Er versuchte, sich unbemerkt ins Haus zu schleichen, doch sein Dad musste ihn gehört haben, denn er drehte sich um.
»Hey«, rief Jesse und stand mit einem Hammer in der Hand auf.
Travis winkte kurz, blieb aber nicht stehen.
Im Haus machte er sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er einen Teller selbst gebackener Plätzchen mit Cremefüllung entdeckte. Er
goss sich ein Glas Milch ein und machte sich über das Gebäck her.
Er war völlig baff, als Jesse ein paar Minuten später ins Haus kam.
»Aha«, sagte sein Vater lachend. »Die Plätzchen schmecken dir wohl. Ich hab sie gebacken.«
»Du?«
»Ja. Als Kind hab ich solche Sachen für mein Leben gern gemocht.«
Merkwürdigerweise sah sein Dad ihn so an, als würde ihn Travis’ Urteil brennend interessieren. »Sie sind gut.«
Jesse strahlte. »Wie war’s im Golfcamp?«
Bescheiden. Aber Travis hätte unter gar keinen Umständen zugegeben, dass er für diesen Sport womöglich gar nicht geeignet war. Er zwang sich zu einem Grinsen und sagte: »Irre! War echt abgefahren!«
Jesse musterte ihn lächelnd. »Möchtest du mir davon erzählen?«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben was über die Schläger gelernt und Bälle abgeschlagen. Morgen lernen wir Putten.«
Voll ätzend. Morgen musste er wieder dorthin.
»Wer ist euer Trainer?«
»Coach Peters.«
»Gary? Du machst wohl Witze. Ist ein prima Kerl und so, aber er ist Baseball-Trainer.«
Das würde seine eigenwillige Schlagtechnik erklären. Travis reagierte mit einem Achselzucken.
Sie hörten Reifengeräusche in der Einfahrt. Kurz darauf kam Kate ins Haus, ein gigantisches Lächeln auf dem Gesicht.
»Hi, T. Wie war das Camp?«
T. Sie nannte ihn jetzt T. Ein lustiger Spitzname, der ihm zeigte, dass er dazugehörte. Saublöde Tränen brannten ihm plötzlich in den Augen.
»Toll«, sagten er und Jesse gleichzeitig.
Sie blickte von einem zum anderen und sagte dann: »Schön zu hören. Was hast du denn bisher gelernt?«
Travis drückte sich vom Stuhl hoch. »Nicht viel. Aber ich bin so verschwitzt, kann ich ‘ne Runde schwimmen gehen?«
»Aber natürlich.«
Er trabte hinaus, bevor sie ihm noch weiter auf den Zahn fühlen konnten. Mist, er hätte sich vorher was Passendes zurechtlegen müssen. Und Junge, war er froh, denn auf halbem Weg durch die Küche kam Derek durch die Hintertür herein.
Er sah ziemlich gefrustet aus, doch als er Travis sah, gelang ihm ein Lächeln. »Hi, Travis.«
»Hi.« Travis winkte kurz und stürmte in sein Zimmer.
Jesse beobachtete seinen Bruder durch die Fliegentür. Derek platzte ohne Anklopfen in die Küche.
»Kate«, Derek nickte ihr zu, »kann ich meinen Bruder einen Augenblick allein sprechen?«
»Sicher.« Sie nahm ihre Handtasche und folgte Travis.
Dereks Gesicht signalisierte Jesse bereits, dass sein Bruder nicht in Toplaune war.
»Was ist los?«, fragte Jesse. Er lehnte sich an den Küchentresen und schlug die Beine übereinander.
»Ich hatte heute Besuch von Daniel Lehman.«
»Müsste ich den kennen?«
Dereks Kinnmuskulatur zuckte, doch er blieb ruhig. »Er ist ein Nachbar, mein Kollege in der Bank und der Vater von
Weitere Kostenlose Bücher