Einfach sexy
zimmerten an dem Baumhaus. Ein Boden aus Holzlatten war bereits zwischen den Ästen angenagelt.
Kates Respekt für Jesse wuchs. Vielleicht war der draufgängerische Jesse Chapman doch zuverlässiger, als sie dachte, und sie hatte ein völlig falsches Bild von ihm, überlegte sie.
Travis und Jesse arbeiteten in dem Baum. Besser gesagt, Jesse arbeitete, während Travis im Schneidersitz dahockte und sich an den Zweigen festklammerte.
Kates Blick glitt zu Jesse, der dort oben mit äußerster Konzentration und Präzision hantierte. Er hielt Nägel zwischen den Lippen, die er einen nach dem anderen ins Holz einschlug. Wer nicht wusste, dass er Profigolfer war, hätte ihn glatt für einen erfahrenen Zimmermann halten können.
Ihr Blick war von seinen durchtrainierten Körperkonturen gefangen. Er trug kein Hemd, und auf der gebräunten Haut glänzte ein dünner Schweißfilm. Die schmalen Hüften steckten in einer bequemen Jeans.
Kate riss sich von dem Anblick los, ging ins Haus und zog sich um. Sie hatte sich fest vorgenommen, noch am Computer zu arbeiten. Stattdessen ignorierte sie die Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter und ihre E-Mails und schlenderte zurück in den Garten. Innerlich aufgewühlt lief sie durch das Gras zu dem Baum und stieg die neu gezimmerten Stufen hoch.
»Wo ist Travis?«, fragte sie, als sie oben war. »Eben war er doch noch hier.«
Die brennende Sonne von Texas war nichts im Vergleich zu dem glutvollen Blick, mit dem Jesse sie streifte. Nach einem irritierten Kopfschütteln wandte er sich ab und deutete auf die Garage. »Der holt noch Nägel.«
Ungefragt setzte sich Kate auf die Holzlatten. Die Arme um die Knie geschlungen, blickte sie in die Ferne. Jesse hämmerte weiter.
»Hast du die Show gesehen?«, erkundigte sie sich behutsam.
»Welche Show?«
» Live with Kate. Hast du sie heute gesehen?«
Er schien zu überlegen, dann ließ er sich auf die Fersen zurücksinken. Sein intensiver Blick machte sie nervös.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich sie gesehen habe?«
»Aber nein.«
»Gut.«
Travis kletterte hoch und setzte sich vorsichtig auf den Holzboden.
»Hi, Kate. Was hältst du von dieser Hütte?«
»Bin schwer beeindruckt.«
»Ja, Jesse sagt auch, dass sie noch viel besser wird als die alte, wo du die Arme um ihn geschlungen und ihn wie eine Irre geküsst hast.«
Kate öffnete den Mund. »Das hab ich nie gemacht.«
Jesse hob eine Braue.
»Okay, vielleicht doch. Trotzdem hätte ich dir nie zugetraut, dass du damit herumprahlst.«
»Du hast mich geküsst, nicht umgekehrt.«
Jesse schmunzelte, Kate verzog missmutig das Gesicht.
»Jesse sagt, dass du früher eine heiße Nummer warst.«
Eine heiße Nummer , formten ihre Lippen zu Jesse.
»Meinte, du wärst auch heute eine heiße Nummer in der Show gewesen.«
Sie wirbelte herum und bemerkte gerade noch, wie Jesse gestikulierend versuchte, Travis zum Schweigen zu bringen. »Ihr habt die Show gesehen?«
»Das kann man wohl sagen.« Travis nickte heftig. »Du hattest ein paar Katzen da.« Er schnaubte ungläubig. »Können die denn echt denken? Leider wollte Jesse, dass ich den Fernseher ausmache. Haben wir den Teil verpasst, wo du richtig mit ihnen geredet hast?« Dann hielt der Junge unvermittelt inne und sah stirnrunzelnd an ihr vorbei. Einen Moment später blinzelte er sie verstört an. »Kann sein, dass ich da was durcheinander bringe. Wir haben uns noch was anderes angeschaut. Nicht nur deine Show, sondern … Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv. Mit Jim Carrey. Genau, das war’s.« Er wand sich verlegen. »Ich bin am Verhungern. Ich glaub, ich hol mir ‘ne Kleinigkeit zu essen.« Mit diesen Worten kletterte er hastig hinunter.
Kate ließ den Kopf auf die Knie sinken. »Gib’s zu, ich war entsetzlich.«
»Entsetzlich? Du warst großartig.«
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu.
»Es war unterhaltsam. Interessant. Ich wette, heute hat keiner abgeschaltet.«
»Außer dir!«
»Sieh es einmal so, Show ist Show, und ob gut oder schlecht, geredet wird immer.«
»Na super, genau das, was ich brauche. Ganz Texas redet über mich.«
»Nicht unbedingt über dich, Wildkatze. Über deine Muschi.«
»Widerling.«
Jesse sprang vom Baum, bevor sie mit dem Hammer auf ihn losgehen konnte.
An: Katherine Bloom
Von: Julia Boudreaux
Thema: Tier-Show
Die Einschaltquoten haben alles bisher Dagewesene gesprengt. Das Publikum liebt dich, wenn du vor Verlegenheit einen knallroten
Weitere Kostenlose Bücher