Einfach sexy
für den Wiederaufbau des Baumhauses nötig war. Der Rest würde angeliefert werden.
Sobald Jesse den Motor ausstellte, sprang Travis hinaus. »Gleich ist Live with Kate im Fernsehen! Los, komm, sonst verpassen wir sie noch.«
»Geh schon vor.«
Travis spurtete ins Haus. Jesse zögerte, zumal er sich nicht sicher war, ob er Kate noch einmal live auf Sendung haben musste. Schließlich schleppte er Werkzeuge, Nägel und Holz in den Garten und folgte dann seinem Sohn. Er war ziemlich durstig.
Travis hing vor dem Fernseher in der Küche, der auf voller Lautstärke dudelte, und verfolgte den Vorspann.
Dann wurde Katie eingeblendet, sympathisch und salopp in ihrem neuen Outfit. Sie saß lächelnd auf einem Sofa, trotzdem bemerkte Jesse ihre Panik. Sie schaute auf eine kleine Karte, machte große Augen und sagte dann: »Begrüßen Sie jetzt mit mir Mistress Reynalda.« Eine unangenehme Pause folgte, bevor sie hinzufügte: »Haustierpsychologin.«
»Haustierpsychologin?«, wiederholte Jesse.
»Cool«, schwärmte Travis.
Zweifellos war diese Idee auf Julias Mist gewachsen.
Eine Frau mit langem, fließendem Kaftan und einem Turban betrat den Set wie eine arabische Fürstin den Audienzsaal.
»Hallo«, sagte sie mit einem starken Akzent – Arabische Nächte mit deutlich mexikanischem Einschlag. Unter jedem Arm trug sie eine große, weiße Angorakatze. »Daanke für die Einlaadung, Miiss Kate.«
Die Frau machte es sich auf dem Sofa bequem und reichte Kate einen der dicken Flauschbälle. Kates Lächeln gefror, ihre Augen weiteten sich in Panik, als die Katze die Krallen ausfuhr wie bei einer Notbremsung. Vermutlich dachte Kate jetzt wieder, dass nicht einmal Haustiere sie mochten, fuhr es Jesse durch den Kopf.
Eine halbe Sekunde lang hielt Kate die Katze auf Armeslänge von sich gestreckt, dann fiel ihr wohl die laufende Kamera ein.
Krampfhaft lächelnd zog sie das Tier so nah wie eben möglich an sich, doch damit schien das Fellknäuel überhaupt nicht einverstanden zu sein. Kratzend setzte es sich zur Wehr.
»Aber, aber, Miiss Kate«, sagte Mistress Reynalda mit besänftigender, leicht herablassender Stimme. »Entspannen Sie. Sie müssen sich mit Ihrer Muschi anfreunden.«
Kate erstarrte und umklammerte entsetzt die Katze, worauf diese mit den Krallen nach ihr schlug. Jesse fiel wie ein Klumpen Blei auf einen Stuhl.
»Bitte, Miiss Kate«, setzte die Frau hinzu, als die Katze laut fauchte. »Sie müssen Ihre Muschi kraulen.«
Selbst auf dem kleinen Fernsehbildschirm konnte Jesse erkennen, dass Kate knallrot wurde. Dann begann sie, das Fell der Katze zu streicheln. Statt sanft und einfühlsam tätschelte sie genervt mit der flachen Hand auf dem Katzenkopf herum, und das Tier kniff bei jeder Berührung unwillig die Augen zusammen.
»Nein, nein! So doch nicht. Kommen Sie, ich streichle Ihre Muschi für Sie.«
Darauf schoss Kate wie eine Furie vom Sofa hoch, und die Katze machte einen Riesensatz in Richtung Kameramann, an dessen Bein sie sich wohl festgekrallt haben musste, denn die Kamera schwenkte hektisch zur Seite, und Jesse und Travis hatten unvermittelt die Nachrichtenmoderatoren im Bild, die vor ihrer nächsten Einblendung seelenruhig Make-up auflegten. Sie wurden stocksteif und lächelten unsicher, dann wurde der Bildschirm dunkel. Sekunden später flackerte eine Werbung für Herb Harts Autoteile über den Sender.
Travis schaltete den Fernseher aus, dann saßen Vater und Sohn eine Weile schweigend da.
»Wow«, meinte der Zwölfjährige schließlich. »Hätte nicht gedacht, dass man so rot werden kann. Und das nur wegen einer Katze.«
»Vielleicht sagen wir das besser nicht, wenn Katie zurückkommt.«
»Echt? Wieso denn nicht?«
Gute Frage. Jesse hatte nicht das Bedürfnis, das Muschi-Problem zu vertiefen, zumal er keine Ahnung hatte, inwieweit der Junge über die weibliche Anatomie und die diversen Benennungen informiert war. Er wollte es auch gar nicht wissen. Das fiel nun wirklich nicht unter die Rubriken Kleidung und Nahrung.
»Die meisten Künstler reden nicht gern über ihre Arbeit.«
Es klang banal, selbst für Jesse.
»Warum nicht?«
»He, Travis, schon vergessen, wir müssen ein Baumhaus bauen.«
Kaum war die Show abgedreht, als Kate schnurstracks den Set verließ und sich nur noch schnell ihre Handtasche aus dem Büro schnappte.
»Kate!«, rief Chloe ihr nach.
»Jetzt nicht.«
Im Geist jeden Präsidenten seit George Washington aufzählend, verließ sie betont gefasst das
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