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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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tat, kam Parkinson aus dem Zimmer des Angeklagten und schleuderte den Speer.«
    »Ein Rahmen?« fragte der Staatsanwalt mit neugieriger Stimme.
    »Es war ein Spiegel auf der anderen Seite«, erklärte Father Brown. »Als ich in der Garderobe war, bemerkte ich, daß einige von ihnen wahrscheinlich in die Passage hinausgeschoben werden konnten.«
    Danach herrschte ein weiteres ausgedehntes und unnatürliches Schweigen, und dieses Mal war es der Richter, der sprach. »Sie meinen also wirklich, daß als Sie die Passage hinabblickten, der Mann, den Sie sahen, Sie selbst waren – in einem Spiegel?«
    »Ja, Euer Ehren; das habe ich versucht zu sagen«, sagte Brown, »aber dann fragte man mich nach der Form; und unsere Hüte haben Ecken wie Hörner, und so habe ich – «
    Der Richter lehnte sich nach vorne, seine alten Augen glänzten noch heller, und er sagte mit besonderer Betonung: »Wollen Sie wirklich behaupten, daß als Sir Wilson Seymour jenes wilde Was-auch-immer mit Kurven und Frauenhaar und Männerhosen sah, er in Wirklichkeit Sir Wilson Seymour sah?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Father Brown.
    »Und Sie wollen behaupten, daß als Hauptmann Cutler jenen Schimpansen mit buckligen Schultern und Schweineborsten sah, er sich einfach selbst sah?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    Der Richter lehnte sich in seinen Sitz mit einem solchen Behagen zurück, daß man darin Zynismus und Bewunderung kaum auseinanderhalten konnte. »Und können Sie uns auch sagen«, fragte er, »warum Sie Ihre eigene Gestalt im Spiegel erkannten, wo das zwei so bedeutende Persönlichkeiten nicht konnten?«
    Father Brown blinzelte noch schmerzlicher als zuvor; dann stammelte er: »Wirklich, Euer Ehren, ich weiß nicht… vielleicht, weil ich nicht so oft hineinschaue.«
     

Der Fehler der Maschine
     
    F lambeauund sein Freund der Priester saßen bei Sonnenuntergang in den Temple Gardens; und ihre Nachbarschaft oder ein anderer ähnlicher zufälliger Einfluß hatte ihr Gespräch auf Fragen von Gerichtsverfahren gebracht. Vom Problem der Regeln beim Kreuzverhör war ihr Gespräch zur römischen und zur mittelalterlichen Folter geraten, auf das Amt des Untersuchungsrichters in Frankreich und auf das Verhör Dritten Grades in Amerika.
    »Ich habe«, sagte Flambeau, »über diese neue psychometrische Methode gelesen, von der man jetzt so viel spricht, vor allem in Amerika. Sie wissen, was ich meine; man legt einem Mann einen Pulsmesser ums Handgelenk und beurteilt, wie sein Herzschlag auf die Aussprache bestimmter Wörter reagiert. Was halten Sie davon?«
    »Ich finde das sehr interessant«, erwiderte Father Brown; »das erinnert mich an die interessante Idee des frühen dunklen Mittelalters, daß bei der Berührung durch den Mörder Blut aus der Leiche fließe.«
    »Wollen Sie damit wirklich behaupten«, fragte sein Freund, »daß Sie beide Methoden für gleich wertvoll halten?«
    »Ich halte sie für gleich wertlos«, erwiderte Brown. »Blut fließt schnell oder langsam in Toten oder Lebenden aus millionenmal mehr Gründen, als wir je wissen können. Blut müßte schon sehr komisch fließen; es müßte schon das Matterhorn hinauffließen, ehe ich das für ein Zeichen nähme, daß ich es zu vergießen hätte.«
    »Die Methode«, bemerkte der andere, »wird aber von einigen der bedeutendsten Wissenschaftler Amerikas für gut befunden.«
    »Wie sentimental Wissenschaftler doch sind!« rief Father Brown aus. »Und wieviel sentimentaler müssen da amerikanische Wissenschaftler sein! Wer außer einem Yankee käme wohl auf die Idee, irgend etwas mit Herzschlägen zu beweisen? Sie müssen so sentimental sein wie der Mann, der glaubt, eine Frau liebe ihn, weil sie errötet. Dieser Beweis stammt aus dem Blutkreislauf, den der unsterbliche Harvey entdeckt hat; davon abgesehen aber ein reichlich blödsinniger Beweis.«
    »Aber sicherlich«, beharrte Flambeau, »könnte es doch ziemlich deutlich auf das eine oder andere hinweisen.«
    »Ein Stock, der eindeutig auf etwas hinweist, hat einen großen Nachteil«, antwortete der andere. »Welchen? Nun, das andere Ende des Stockes weist immer in genau die entgegengesetzte Richtung. Alles hängt davon ab, ob man den Stock am richtigen Ende gefaßt hat. Ich habe die Methode einmal vorgeführt bekommen und habe seither nie mehr an sie geglaubt.« Und dann fuhr er fort und erzählte die Geschichte seiner Enttäuschung.
     
    Es hatte sich das rund zwanzig Jahre zuvor abgespielt, als er Kaplan für seine Glaubensbrüder in einem

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