Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
Vom Netzwerk:
nicht erreicht, als sie ihren Vater, auffällig durch seinen weißen Leinenrock, als einen Haufen auf dem Boden liegen sah. Sie stieß einen Schrei aus, der andere zur Stelle brachte, und als man das Haus betrat, fand man den Oberst tot neben seinem Korbstuhl liegen, der ebenfalls umgestürzt war. Dr. Valentine, der sich noch in der unmittelbaren Nachbarschaft aufhielt, bezeugte, daß die Wunde durch irgendeine Art Stilett verursacht worden sei, das unter dem Schulterblatt eindrang und das Herz durchbohrte. Die Polizei hat die Nachbarschaft nach einer solchen Waffe abgesucht, aber konnte keine Spur von ihr finden.«
     
    »Also hat Oberst Druce einen weißen Rock getragen, oder?« sagte Father Brown, als er das Papier hinlegte.
    »Hat er sich in den Tropen angewöhnt«, erwiderte Fiennes mit einiger Verwunderung. »Er muß da nach seinen eigenen Berichten die merkwürdigsten Abenteuer erlebt haben; ich glaube, seine Abneigung gegen Valentine stand im Zusammenhang damit, daß der Doktor ebenfalls aus den Tropen kam. Aber das Ganze ist ein höllisches Rätsel. Der Bericht da ist ziemlich genau; ich habe die Tragödie nicht mit angesehen, im Sinne der Entdeckung; ich war mit den beiden jungen Neffen spazieren, und mit dem Hund – dem Hund, von dem ich Ihnen erzählen wollte. Aber ich habe die Szenerie gesehen, wie sie da beschrieben wird; die gerade Allee zwischen den blauen Blumen direkt bis zum dunklen Eingang, und wie der Anwalt da in Schwarz und mit seidenem Zylinder hinabging, und den roten Schopf des Sekretärs hoch über der grünen Hecke, wie er sie mit seiner Schere bearbeitete. Niemand hätte diesen roten Schopf selbst auf die Entfernung hin verkennen können; und wenn die Leute sagen, sie hätten ihn die ganze Zeit da gesehen, dann können Sie sicher sein, daß sie das auch taten. Dieser rothaarige Sekretär Floyd ist schon eine Type; ein atemlos herumjagender Bursche, der ständig anderer Leute Arbeit erledigt, wie da die des Gärtners. Ich glaube, er ist Amerikaner; jedenfalls hat er die amerikanische Ansicht vom Leben – was sie drüben den Gesichtspunkt nennen. Der Teufel soll sie holen.«
    »Und was ist mit dem Rechtsanwalt?« fragte Father Brown.
    Es gab ein Schweigen, und dann sprach Fiennes für seine Verhältnisse reichlich langsam. »Traill ist mir als ein eigenartiger Mann aufgefallen. In seinem feinen schwarzen Anzug sah er fast wie ein Stutzer aus, und doch könnte man ihn nicht modebewußt nennen. Denn er trug ein Paar langer üppiger schwarzer Koteletten, wie man sie seit den Zeiten der Viktorianer nicht mehr gesehen hat. Er hatte ein vornehmes ernsthaftes Gesicht und vornehme Manieren, aber ab und zu schien er sich daran zu erinnern, wie man lächelt. Und wenn er seine weißen Zähne zeigte, schien er ein bißchen von seiner Würde zu verlieren, und dann umgab ihn etwas fast Kriecherisches. Aber das konnte auch nur Verlegenheit gewesen sein, denn er fummelte andauernd an seiner Krawatte und der Krawattennadel herum, die zugleich schön und ungewöhnlich waren, wie er selbst. Wenn ich mir irgend jemanden denken könnte – aber wozu, da die ganze Sache unmöglich ist? Niemand weiß, wer es getan hat. Niemand weiß, wie es getan werden konnte. Aber da muß ich eine Ausnahme machen, und deshalb habe ich die ganze Sache erwähnt. Der Hund weiß es.«
    Father Brown seufzte und sagte dann abwesend: »Sie waren da als Freund des jungen Donald, oder? Und er hat Sie auf Ihrem Spaziergang nicht begleitet?«
    »Nein«, erwiderte Fiennes lächelnd. »Der junge Schuft war erst am Morgen ins Bett gekommen und erst am Nachmittag wieder aufgestanden. Ich bin mit seinen Vettern losgezogen, zwei jungen Offizieren aus Indien, und unser Gespräch war recht alltäglich. Ich erinnere mich, daß der ältere, dessen Name wohl Herbert Druce ist, ein Fachmann im Bereich der Pferdezucht, nur über eine Stute sprach, die er gekauft hat, und über den Charakter des Mannes, der sie verkauft hat; während sein Bruder Harry über sein Pech in Monte Carlo zu brüten schien. Ich erwähne das nur, damit Sie im Hinblick auf das, was sich während unseres Spaziergangs ereignete, sehen können, daß es mit uns nichts Übersinnliches auf sich hatte. Der Hund war in unserer Gesellschaft der einzige Mystiker.«
    »Was für eine Art Hund war er?« fragte der Priester.
    »Die gleiche Rasse wie der da«, antwortete Fiennes. »Das hat mich ja erst auf diese Geschichte gebracht, als Sie sagten, Sie glaubten nicht, daß man einem Hund

Weitere Kostenlose Bücher