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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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kann.« Er zog ein Stück Zeitung aus der Tasche und gab es dem Priester, der es zu lesen begann, indem er es mit der einen Hand nahe an seine blinzelnden Augen hielt, während die andere Hand mit ihren halb unbewußten Liebkosungen des Hundes fortfuhr. Das sah aus wie das Gleichnis von dem Mann, der seine rechte Hand nicht wissen läßt, was seine linke Hand tut.
     
    »Viele mysteriöse Geschichten über Menschen, die man hinter verschlossenen Türen und Fenstern mordete, und über Mörder, die ohne Möglichkeiten des Ein- oder Ausgangs entkamen, wurden wahr im Laufe der außerordentlichen Ereignisse zu Cranston an den Küsten Yorkshires, wo man Oberst Druce fand, von hinten erstochen mit einem Dolch, der vollständig von der Szene, ja wohl gar aus der Gegend verschwunden ist. Das Gartenhaus, in dem er starb, war tatsächlich nur auf einem einzigen Wege zugänglich, durch die normale Haustür, die sich gegenüber dem Mittelpfad durch den Garten zum Haus hin befindet. Aber durch eine Zusammenfügung von Ereignissen, die man schon fast Zufall nennen könnte, war es so, daß sowohl der Pfad als auch die Eingangstür während der fraglichen Zeit überwacht wurden, und es gibt eine Reihe von Zeugen, die sich gegenseitig bestätigen. Das Gartenhaus steht am äußersten Ende des Gartens, wo es keinerlei Eingang oder Ausgang gibt. Der Mittelpfad ist eine Allee zwischen zwei Reihen hohen Rittersporns, die so eng gepflanzt sind, daß jeder Schritt vom Pfade ab seine Spuren hinterlassen würde; und beide, Pfad wie Pflanzen, laufen unmittelbar auf die Öffnung des Gartenhauses zu, so daß kein Abweichen von diesem geraden Wege unbeobachtet erfolgen könnte, und keine andere Art des Eintritts ist vorstellbar.
    Patrick Floyd, Sekretär des ermordeten Mannes, bezeugt, daß er sich in einer Position befunden habe, von der aus er den ganzen Garten überschauen konnte, von dem Zeitpunkt an, in dem Oberst Druce zum letzten Mal lebendig in der Tür erschienen war, bis zu dem Zeitpunkt, da man ihn tot auffand; da er, Floyd, sich oben auf einer Treppenleiter befunden und die Gartenhecke geschnitten habe. Janet Druce, die Tochter des toten Mannes, bestätigte das und erklärte, sie habe während der ganzen Zeit auf der Terrasse gesessen und Floyd bei seiner Arbeit gesehen. Für einen Teil der Zeit wird das zusätzlich von Donald Druce, ihrem Bruder, bekräftigt, der den Garten überblickte, während er im Morgenmantel an seinem Schlafzimmerfenster stand, da er spät aufgestanden war. Schließlich stimmt dieser Bericht mit jenem überein, den Dr. Valentine, ein Nachbar, gegeben hat, der für eine Weile zu einem Gespräch mit Miss Druce auf der Terrasse vorbei kam, und mit dem vom Anwalt des Obersten, Mr. Aubrey Traill, der allem Anschein nach den ermordeten Mann als letzter lebend gesehen hat – wahrscheinlich mit der Ausnahme des Mörders.
    Alle stimmen überein, daß sich der Ablauf der Ereignisse wie folgt abspielte: Gegen halb vier am Nachmittag ging Miss Druce den Pfad hinab, um ihren Vater zu fragen, wann er den Tee wünsche; doch sagte er, er wünsche keinen, sondern warte auf Traill, seinen Anwalt, den man ihm ins Gartenhaus senden solle. Daraufhin kam das Mädchen zurück und traf Traill, der gerade den Pfad herunterkam; sie wies ihn zu ihrem Vater, und er ging gemäß der Anweisung hinein. Etwa eine halbe Stunde später kam er wieder heraus, wobei ihn der Oberst bis zur Tür begleitete und sich allem Anschein nach gesund und sogar in guter Laune zeigte. Früher am Tage hatte er sich über den unregelmäßigen Lebenswandel seines Sohnes etwas verärgert gezeigt, aber er schien seine Fassung auf völlig normale Weise wiedergefunden zu haben und war bemerkenswert freundlich beim Empfang anderer Besucher, darunter zwei seiner Neffen, die für den Tag zu Besuch kamen. Da diese beiden aber während der ganzen Zeit der Tragödie auf einem Spaziergang waren, hatten sie nichts auszusagen. Es wird zwar behauptet, daß der Oberst sich mit Dr. Valentine nicht auf bestem Fuße befand, doch führte dieser Herr nur ein kurzes Gespräch mit der Tochter des Hauses, der er angeblich ernsthaft den Hof macht. Traill, der Rechtsanwalt, sagte aus, daß er den Oberst im Gartenhaus vollständig allein zurückließ, und dies wird von Floyds Vogelperspektive über den Garten bestätigt, dem sich niemand sonst zeigte, der den einzigen Eingang durchschritt. Zehn Minuten später ging Miss Druce wiederum den Garten hinab und hatte das Ende des Pfades noch

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