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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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wir sagen? Aber dann ist ja alles ganz anders! Was ist mit den großen Zeitungen und den Big-Business-Leuten? Brander Merton ist sowas wie der Präsident oder der Papst in Rom.«
    »Ich bin sicher, daß jetzt alles anders ist«, begann Barnard Blake, der Rechtsanwalt, mit leiser Stimme. »Die Andersartigkeit involviert ein ganzes – «
    Father Brown schlug auf den Tisch, daß die auf ihm stehenden Gläser klirrten; und sie konnten sich fast ein gespenstisches Echo von dem rätselhaften Kelch vorstellen, der immer noch im Raum nebenan stand.
    »Nein!« schrie er mit einer Stimme wie ein Pistolenschuß. »Es gibt keine Andersartigkeit. Ich habe Ihnen die Chance gegeben, den armen Teufel zu bedauern, als Sie dachten, er sei ein gewöhnlicher Verbrecher. Da wollten Sie nicht hören; da waren Sie alle für private Rache. Da wollten Sie ihn abschlachten lassen wie ein wildes Tier, ohne Anhörung und ohne öffentliches Gerichtsverfahren, und Sie sagten, er habe nur bekommen, was ihm zustand. Nun gut, wenn Daniel Doom bekommen hat, was ihm zustand, dann hat Brander Merton bekommen, was ihm zustand. Wenn das gut genug für Doom war, dann, bei allem was heilig ist, ist es auch gut genug für Merton. Entweder haltet euch an eure wilde Justiz oder an unsere langweilige Gesetzmäßigkeit; aber im Namen des allmächtigen Gottes, es herrsche entweder gleiche Gesetzlosigkeit oder gleiches Gesetz.«
    Niemand antwortete außer dem Rechtsanwalt, und der antwortete mit Knurren:
    »Was wird die Polizei sagen, wenn wir ihr erzählen, wir hätten die Absicht, ein Verbrechen zu vergeben?«
    »Was wird sie sagen, wenn ich ihr erzähle, daß Sie das bereits getan haben?« erwiderte Father Brown. »Ihr Respekt vor dem Gesetz kommt reichlich spät, Mr. Barnard Blake.«
    Und nach einer Pause fuhr er in milderem Ton fort: »Ich für meinen Teil bin bereit, die ganze Wahrheit zu sagen, wenn die richtigen Behörden danach fragen; und ihr übrigen könnt tun, was ihr wollt. Tatsächlich aber wird das wenig Unterschied machen. Wilton hat mich nur angerufen, um mir zu sagen, daß es mir jetzt frei stünde, Ihnen seine Beichte zu unterbreiten; denn wenn Sie sie hören würden, wäre er jenseits aller Verfolgung.«
    Er schritt langsam in den inneren Raum und stand dort an dem Tischchen, neben dem der Millionär gestorben war. Der Koptenkelch stand immer noch an derselben Stelle, und dort blieb er eine Weile stehen und starrte in das Gefunkel aller Farben des Regenbogens und darüber hinweg in den blauen Abgrund des Himmels.

Das Orakel des Hundes
     
    » J a«, sagte Father Brown, »ich mag jeden Hund, solange er nicht rückwärts buchstabiert wird.« { * }
    Schnelle Sprecher sind nicht immer schnelle Zuhörer. Manchmal bringt gerade ihre Brillanz eine Art von Dummheit hervor. Father Browns Freund und Begleiter war ein junger Mann, der von Ideen und Geschichten überströmte, ein enthusiastischer junger Mann namens Fiennes, mit eifrigen blauen Augen und blondem Haar, das nicht lediglich von einer Haarbürste zurückgebürstet erschien, sondern vielmehr von den Winden der Welt, wie er sie durchstürmte. Doch hielt er im Strom seiner Rede in einer augenblicklichen Verwirrung inne, ehe er des Priesters sehr einfache Meinung begriff.
    »Sie meinen also, daß sich die Leute zu viel aus ihnen machen?« sagte er. »Nun, ich weiß nicht. Es sind wunderbare Geschöpfe. Manchmal glaube ich, daß sie sehr viel mehr wissen als wir.«
    Father Brown sagte nichts, sondern fuhr fort, den Kopf des großen Apportierhundes in einer halb abwesenden, aber offensichtlich beruhigenden Weise zu streicheln.
    »Nun gab es«, sagte Fiennes und erwärmte sich wieder für seinen Monolog, »einen Hund in diesem Fall, wegen dem ich Sie aufgesucht habe: was man den ›Fall des Unsichtbaren Mordes‹ nennt, wissen Sie. Das ist eine sonderbare Geschichte, aber nach meiner Ansicht ist dabei der Hund das Sonderbarste. Natürlich gibt es da das Rätsel des Verbrechens selbst und wie der alte Druce von jemandem umgebracht worden sein kann, wenn er sich doch ganz allein in dem Gartenhaus befunden hat – «
    Die Hand, die den Hund streichelte, hielt für einen Augenblick in ihrer rhythmischen Bewegung inne, und Father Brown sagte ruhig: »Oh, es handelte sich also um ein Sommerhaus, nicht?«
    »Ich dachte, Sie hätten alles darüber in den Zeitungen gelesen«, antwortete Fiennes. »Warten Sie; ich glaube, ich habe hier einen Zeitungsausschnitt bei mir, der Ihnen alle Einzelheiten berichten

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