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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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hatte, unvernünftig grob gewesen zu sein, und ebenso unter unvernünftiger Grobheit gelitten zu haben; und Payne mußte allein über der Angelegenheit brüten, denn sein Freund Wood war zurückgeblieben, um sich um seine Angelegenheiten im Zusammenhang mit den Bildern zu kümmern.
    Payne nahm die Einladung des Vetters aus den Kolonien, der jemanden brauchte, um ihn aufzuheitern, höchst ausführlich wahr. Während der nächsten Wochen sah er ein Gutteil vom dunklen Inneren des Hauses der Darnaways; obwohl gesagt werden mag, daß er sich nicht ausschließlich darauf beschränkte, den kolonialen Vetter aufzuheitern. Die Melancholie der Dame war bereits älteren Ursprungs und bedurfte vielleicht größerer Aufhellung; wie auch immer, er zeigte eifrige Bereitschaft, sie aufzuhellen. Er war jedoch nicht ohne Gewissen, und die Situation machte ihn nachdenklich und war ihm unbehaglich. Die Wochen vergingen, und niemand konnte aus dem Verhalten des neuen Darnaway erkennen, ob er sich dem alten Familienvertrag entsprechend als verlobt betrachtete oder nicht. Er durchwandelte träumend die dunklen Galerien und starrte leeren Blickes auf die dunklen und düsteren Bildnisse. Die Schatten dieses Gefangenenhauses begannen offenkundig, sich um ihn zu schließen, und von seiner australischen Selbstsicherheit war wenig übriggeblieben. Payne aber konnte zu jener Frage, die ihn am meisten beschäftigte, nichts herausfinden. Einmal versuchte er, sich seinem Freund Martin Wood anzuvertrauen, als der in seiner Eigenschaft als Bilderaufhänger herumwirtschaftete; aber selbst der verschaffte ihm kaum Aufschluß.
    »Mir scheint, du kannst dich da nicht einmischen«, sagte er kurz, »wegen der Verlobung.«
    »Natürlich werde ich mich nicht einmischen, wenn es da eine Verlobung gibt«, gab sein Freund zurück; »aber gibt es eine? Ich habe zu ihr natürlich kein Wort gesagt; aber ich habe von ihr genug gesehen, um ziemlich sicher zu sein, daß sie nicht glaubt, es gäbe eine, selbst wenn sie glaubt, es könnte eine geben. Und er sagt nicht, daß es eine gibt, und deutet nicht einmal an, daß es eine geben sollte. Dieses Hin- und Hergeschwanke scheint mir allen gegenüber reichlich unfair.«
    »Vor allem dir gegenüber, nehme ich an«, sagte Wood einigermaßen barsch. »Wenn du aber mich fragst, dann sage ich dir, was ich mir denke – ich glaube, er hat Angst.«
    »Angst, einen Korb zu bekommen?« fragte Payne.
    »Nein; Angst, angenommen zu werden«, antwortete der andere. »Beiß mir den Kopf nicht ab – ich meine nicht, Angst vor der Dame. Ich meine, Angst vor dem Bild.«
    »Angst vor dem Bild!« wiederholte Payne.
    »Ich meine, Angst vor dem Fluch«, sagte Wood. »Erinnerst du dich nicht an den Reim, wonach das Verhängnis der Darnaways über ihn und sie kommt?«
    »Ja gut, aber hör mal«, rief Payne, »selbst das Verhängnis der Darnaways kann nicht beides zugleich haben. Erst sagst du mir, daß ich meinen Willen wegen des Vertrages nicht durchsetzen kann, und dann, daß der Vertrag sich wegen des Fluches nicht durchsetzen kann. Wenn aber der Fluch den Vertrag zerstört, warum sollte sie dann an den Vertrag gebunden sein? Wenn sie Angst davor haben, einander zu heiraten, sind sie frei, sonst jemanden zu heiraten, und Schluß damit. Warum sollte ich darunter leiden, etwas zu beachten, das sie zu beachten nicht die Absicht haben? Mir erscheint deine Haltung reichlich unvernünftig.«
    »Natürlich ist das alles ein wüstes Durcheinander«, sagte Wood reichlich ärgerlich, und fuhr fort, den Rahmen eines Gemäldes abzuklopfen.
    Plötzlich brach eines Morgens der neue Erbe sein langes und verwirrendes Schweigen. Er tat das auf eine eigentümliche Weise, ein bißchen ungehobelt, wie das seine Art war, offensichtlich besorgt, das Richtige zu tun. Er bat offen um Rat, nicht diese oder jene Person, wie Payne getan hatte, sondern alle zusammen als Gruppe. Als er zu sprechen begann, stellte er sich der ganzen Gesellschaft wie ein Politiker entgegen, der auf Wahlkampfreise ist. Er nannte das einen Showdown. Glücklicherweise war die Dame nicht in diese weiträumige Geste einbezogen; und Payne schüttelte es, wenn er an ihre Gefühle dachte. Aber der Australier war durch und durch redlich; da er es für natürlich hielt, um Hilfe und Information zu bitten, berief er eine Art Familienrat ein, vor dem er seine Karten auf den Tisch legte. Oder besser gesagt: Er schmiß seine Karten auf den Tisch, denn er tat es mit einem ziemlich verzweifelten

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