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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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fliegenden Füßen. Er schoß auf die Terrasse hinaus, richtete irgendwas am Tischtuch und schoß zurück in Richtung Büro und Räume des Personals. Sobald er aber in den Blick des Büroangestellten und der Kellner kam, war er ein ganz anderer Mann geworden, in jedem Zoll seines Körpers und in jeder gedankenlosen Geste. Er schlenderte zwischen den Bediensteten umher mit jener geistesabwesenden Unverschämtheit, die sie alle von den feinen Herren gewohnt sind. Für sie war es nichts neues, daß irgendein Elegant von der Tischgesellschaft in allen Teilen des Hauses umherstrolchte wie ein Tier im Zoo; sie wissen, daß nichts die Feine Gesellschaft mehr charakterisiert als die Angewohnheit, überall herumzulaufen, wo man gerade mag. Und wenn ihn das Durchwandeln jenes Korridors großartig langweilte, dann machte er kehrt und schritt am Büro vorbei zurück; im Schatten des Türbogens unmittelbar dahinter aber verwandelte er sich wie durch die Berührung eines Zauberstabes und lief wieder eilfertig vorwärts mitten zwischen die Zwölf Fischer, ein aufmerksamer Diener. Warum sollten die Gentlemen auf einen zufälligen Kellner achten? Warum sollten die Kellner einem erstklassigen herumspazierenden Gentleman mißtrauen? Einmal oder zweimal vollführte er die gewagtesten Tricks. In den Privatgemächern des Besitzers rief er lärmend nach einem Sodawassersyphon und erklärte, er sei durstig. Und dann sagte er großzügig, er wolle ihn selbst mitnehmen, und das tat er auch; und er trug ihn schnell und korrekt mitten durch Sie alle hindurch, ein Kellner mit offensichtlichem Auftrag. Natürlich ließ sich das nicht lange durchhalten, aber es brauchte auch nur bis zum Ende des Fischganges durchgehalten zu werden.
    Der gefährlichste Augenblick für ihn war, als die Kellner aufgereiht standen; aber selbst dann gelang es ihm, sich gerade um die Ecke so an die Wand zu lehnen, daß während jenes so wichtigen Augenblicks die Kellner ihn für einen Gentleman, die Gentlemen ihn aber für einen Kellner hielten. Der Rest war ein Kinderspiel. Wenn irgendein Kellner ihn fern der Tafel ertappt hätte, hätte der Kellner einen gelangweilten Aristokraten ertappt. Er mußte nur dafür sorgen, daß er zwei Minuten vor dem Abräumen des Fischganges zur Stelle war, sich in einen flinken Kellner verwandelte und den Fischgang selbst abräumte. Er stellte die Teller auf einem Anrichtetisch ab, stopfte sich das Silber in die Brusttasche, die sich entsprechend ausbeulte, und rannte wie ein Hase (ich hörte ihn kommen), bis er die Garderobe erreichte. Dort wurde er einfach wieder zum Plutokraten – zu einem Plutokraten, den Geschäfte plötzlich abberiefen. Dort hatte er einfach seine Garderobenmarke dem Garderobenmann zu geben und anschließend so elegant hinauszuschreiten, wie er hereingeschritten war. Nur – nur war ich zufällig der Garderobenmann.«
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?« rief der Oberst mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit. »Was hat er Ihnen erzählt?«
    »Um Vergebung«, sagte der Priester unbeweglich, »aber hier ist die Geschichte zu Ende.«
    »Und die interessantere Geschichte beginnt«, knurrte Pound. »Ich glaube, daß ich seinen Berufstrick verstanden habe. Aber irgendwie habe ich Ihren nicht mitbekommen.«
    »Ich muß gehen«, sagte Father Brown.
    Sie gingen zusammen durch den Korridor zur Empfangshalle, wo sie das muntere sommersprossige Gesicht des Herzogs von Chester sahen, der ihnen in lebhaftem Lauf entgegenkam.
    »Kommen Sie, Pound«, rief er atemlos. »Ich habe überall nach Ihnen gesucht. Das Essen geht in strahlendem Stil weiter, und der alte Audley will gerade eine Rede zu Ehren der geretteten Gabeln halten. Wir wollen eine neue Zeremonie erfinden, wissen Sie, zur Erinnerung an das Ereignis. Und da Sie die Dinger ja schließlich zurückgebracht haben, was schlagen Sie vor?«
    »Nun«, sagte der Oberst und sah ihn mit einem gewissen sardonischen Beifall an. »Ich bin dafür, daß wir künftig grüne Fräcke tragen statt der schwarzen. Man weiß nie, welche Irrtümer entstehen können, wenn man wie ein Kellner aussieht.«
    »Ach beim Henker!« sagte der junge Mann. »Ein Gentleman sieht nie wie ein Kellner aus.«
    »Und ein Kellner nie wie ein Gentleman, nehme ich an«, sagte Oberst Pound mit dem gleichen leisen Lächeln. »Hochwürden, Ihr Freund muß sehr gewandt sein, daß er den Gentleman spielen konnte.«
    Father Brown knöpfte sich seinen einfachen Überzieher bis zum Halse zu, denn die Nacht war stürmisch,

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