Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit
Lächeln.
»Ihr aber seid nicht außerhalb der seinen«, erwiderte der Schmied; »hütet Euch vor ihr.« Und damit kehrte er ihnen seinen breiten Rücken zu und ging ins Haus.
Der erschütterte Wilfred ward von Father Brown beiseite geführt, der eine leichte und freundliche Art des Umgangs mit ihm hatte. »Wir wollen diesen schrecklichen Ort verlassen, Mr. Bohun«, sagte er. »Darf ich mir wohl Ihre Kirche ansehen? Ich habe gehört, sie sei eine der ältesten Englands. Wir haben, wie Sie wissen«, fügte er mit einer komischen Grimasse hinzu, »ein gewisses Interesse an alten englischen Kirchen.«
Wilfred Bohun lächelte nicht, denn Humor war nicht seine starke Seite. Aber er nickte bereitwillig genug, nur zu bereit, den gotischen Glanz jemandem zu erklären, der sicherlich verständnisvoller war als der presbyterianische Schmied oder der atheistische Schuster.
»Aber selbstverständlich«, sagte er; »wir wollen hier eintreten.« Und er ging vorauf durch den hochgelegenen Seiteneingang oben an der Stufenflucht. Father Brown trat auf die erste Stufe, um ihm zu folgen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, und als er sich umwandte, sah er die dunkle dünne Gestalt des Arztes, dessen Gesicht vor Mißtrauen noch dunkler war.
»Sir«, sagte der Mediziner harsch, »Sie scheinen einige der Geheimnisse dieses schwarzen Geschäftes zu kennen. Darf ich fragen, ob Sie sie für sich selbst behalten wollen?«
»Nun ja, Doktor«, antwortete der Priester freundlich lächelnd, »es gibt einen sehr guten Grund, weshalb ein Mann meines Berufs Dinge für sich behält, wenn er ihrer nicht ganz sicher ist, und zwar den, daß es ständig seine Pflicht ist, Dinge für sich zu behalten, derer er ganz sicher ist. Wenn Sie aber glauben, ich wäre Ihnen oder anderen gegenüber unhöflich zurückhaltend gewesen, dann will ich bis an die äußersten Grenzen meiner Gepflogenheit gehen. Ich will Ihnen zwei sehr große Hinweise geben.«
»Und welche, Sir?« fragte der Doktor düster.
»Erstens«, sagte Father Brown gelassen, »fällt die Sache völlig in Ihr Gebiet. Es ist eine naturwissenschaftliche Angelegenheit. Der Schmied war im Irrtum, vielleicht nicht, als er sagte, es sei ein Hieb von Gott gewesen, aber sicherlich, als er sagte, es sei ein Wunder. Es war kein Wunder, Doktor, abgesehen davon, daß der Mensch selbst ein Wunder ist, mit seinem sonderbaren und bösen und doch wieder halbheroischen Herzen. Die Kraft, die jenen Schädel zermalmte, war eine der Wissenschaft wohlbekannte Kraft – eines der am häufigsten diskutierten Naturgesetze.«
Der Doktor, der ihn mit stirnrunzelnder Aufmerksamkeit ansah, fragte nur: »Und der andere Hinweis?«
»Der andere Hinweis ist dieser«, sagte der Priester: »Erinnern Sie sich, daß der Schmied, obwohl er an Wunder glaubt, höhnisch von dem unmöglichen Märchen sprach, sein Hammer habe Flügel und fliege eine halbe Meile übers Land?«
»Ja«, sagte der Doktor, »daran erinnere ich mich.«
»Nun«, fügte Father Brown mit breitem Lächeln hinzu, »dieses Märchen kam von allem, was heute gesagt wurde, der Wahrheit am nächsten.« Und damit wandte er sich um und stapfte die Stufen hinauf hinter dem Kuraten her.
Hochwürden Wilfred, der blaß und ungeduldig auf ihn gewartet hatte, als gäbe diese kleine Verzögerung seinen Nerven den Rest, geleitete ihn sofort zu seiner Lieblingsecke in der Kirche, zu jenem Teil der Empore, der geschnitzten Decke am nächsten und erleuchtet durch das wundervolle Fenster mit dem Engel. Der kleine lateinische Priester erforschte und bewunderte alles aufs ausführlichste und sprach während der ganzen Zeit fröhlich, aber mit leiser Stimme. Als er im Verlauf seiner Untersuchungen den Seitenausgang und die Wendeltreppe fand, über die Wilfred hinabgeeilt war, um seinen Bruder tot vorzufinden, lief Father Brown sie mit der Gewandtheit eines Affen nicht hinab sondern hinauf, und seine klare Stimme kam von einer äußeren Plattform oben herab.
»Kommen Sie her, Mr. Bohun«, rief er. »Die Luft wird Ihnen guttun.«
Bohun folgte ihm und trat auf eine Art Steingalerie oder Balkon außen am Gebäude hinaus, von wo aus man die grenzenlose Ebene überschauen konnte, in der ihr kleiner Hügel stand, bis hin zum purpurnen Horizont, bewaldet und von Dörfern und Höfen gesprenkelt. Unter ihnen lag deutlich und viereckig, aber winzig klein der Hof des Grobschmieds, wo der Inspektor immer noch stand und sich Notizen machte und der Leichnam immer noch lag wie
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