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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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gerissen worden«, protestierte er, weil sein sonst mit Gel stachelig gestyltes Haar weich und schlapp herunterhing.
    Rowlands war jünger als sie, noch keine dreißig, und hochgewachsen, mit pechschwarzen Haaren und dem obligatorischen dünnen Schlips. Er hielt sich für einen Frauentyp und hatte ein ziemlich freches Mundwerk. Aber wegen seines kecken Lächelns mit den Grübchen in den Wangen konnte sie ihm nie so richtig böse werden. Er war erst seit ein paar Monaten bei ihrem Dezernat, und trotz seiner Großspurigkeit und obwohl er ständig mit seinen Eroberungen angab, hatte Jessica ihn auf Anhieb sympathisch gefunden.
    Eines Abends, es war vielleicht ein Jahr her, da hatte er versucht, bei ihr zu landen. Und wenn sie ehrlich war, bei seinemRuf wäre sie auch ziemlich enttäuscht gewesen, wenn er es nicht irgendwann versucht hätte. Sie ging zwar nicht drauf ein, aber darum ging’s nicht. Sie hatten beide nach einem ihrer seltenen Erfolge etwas getrunken (eine Frau war verknackt worden, weil sie ihre eigene Mutter beklaut hatte). Rowlands war nicht der Typ, der wegen einer Abfuhr lang schmollte, und anschließend kamen sie vielleicht sogar noch besser miteinander aus. Jedenfalls war er einer der wenigen Kollegen beim Criminal Investigation Department, mit dem sie gern einen trinken ging.
    Jessica flitzte an ihm vorbei und duckte sich unter dem Absperrband hindurch. Als sie den kleinen Vorgarten der Doppelhaushälfte betrat, dachte sie, dass es eigentlich ganz nett aussah. Nicht alle Häuser in diesem Viertel waren so gepflegt. Die roten Backsteinmauern sahen recht sauber aus, ebenso die Erkerfenster im Erd- und Obergeschoss. Das Einzige, was den Eindruck gutbürgerlicher Anständigkeit störte, war die strahlend weiße, doppelt verglaste Tür, die nur noch so gerade an ihrem unteren Scharnier hing.
    Rowlands duckte sich unters Absperrband und kam hinterher. »Wer war das?«, fragte Jessica und deutete mit dem Kinn zur Tür, während sie zum Haus gingen.
    »Unsere Leute. Das Zugriffsteam war heute Morgen schon hier.«
    »Ein bisschen früh für die, oder?«
    »Ja, schon, aber die werden für alles Mögliche gerufen.«
    »Und was ist drinnen?«
    »Wirst du schon sehen …«
    Rowlands blieb an der Haustür stehen und ein Uniformierter im Flur wies Jessica zur Treppe. Das Haus wirkte von innen ebenso gepflegt wie von außen, schön eingerichtet mit dickem, flauschigem Teppichboden und allerlei Nippes im Flur.
    Cole stand oben mit dem Rücken zur Tür vor einem Zimmer und beobachtete, wie sie die Treppe hochkam. »Die Spurensicherung ist schon unterwegs«, war alles, was er sagte. Er ging zur Seite, damit Jessica einen Blick ins Zimmer werfen konnte.
    Als Erstes fiel ihr auf, wie hell der Raum war. Das Erkerfenster rechts hatte in die Rahmen eingepasste Jalousien, die aber nicht ganz geschlossen waren. Frühmorgendliche Sonnenstrahlen strömten ins Zimmer und erhellten die magnolienfarbenen Wände.
    Jessica bemerkte zuerst nur den Haufen Kleidung auf dem Boden, genau wie bei ihr zu Hause. Doch dann schoss ihr Blick durch das Zimmer und sie sah die Leiche auf dem großen Doppelbett an der Wand gegenüber.
    Sie war froh, dass sie noch nicht gefrühstückt hatte.
    Eine Frau lag auf der Seite, ihr Unterkörper unter der zurückgeschlagenen hellgelben Bettdecke verborgen. Ihr Augen waren hervorgetreten und ihr Gesicht war fahlgrau, fast bläulich. Rund um ihren Hals waren tiefe Einschnitte zu sehen. Die Bettdecke wies Blutflecke auf, unter ihrem Kopf war eine angetrocknete Blutlache und ihr blondes Haar und die Laken waren vollkommen blutverklebt. »Oh«, sagte Jessica.
    »Kann man wohl sagen«, kommentierte Cole hinter ihr.

Z WEI
    Jessica hatte schon so manche furchtbar zugerichtete Leiche gesehen: einige so zerschlagen, dass man nicht mehr erkennen konnte, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, andere mit grotesk verrenkten Gliedmaßen und noch viel Schlimmeres. Auch in der Ausbildung hatte sie ziemlich viel Grausiges zu sehen bekommen, aber das gehörte nun mal zum Beruf. Als Uniformbeamter sah man ebenfalls so einiges, worauf man lieber verzichten würde, und manche konnten es besser wegstecken als andere.
    Allerdings hatte Jessica noch nicht viele Leichen in einem so entsetzlichen Zustand gesehen wie diese. Die Tote hatte wahrscheinlich schon ein, zwei Tage dort gelegen. Die tiefen Einschnitte rund um ihren Hals mussten von einem dicken Draht stammen und die Todesursache erkannte sie schon an der

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