Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
jetzt irgendwo mit einer anderen Frau zusammen, und James ist weggezogen, um zu studieren. Ich habe zwar versucht, für sie da zu sein, aber ja, sie hat allein gelebt.«
»Ist James ihr Sohn?«
»Ja, ein Einzelkind. Sie hätten sie sehen sollen an dem Tag, als er ausgezogen ist. Sie hat so geheult, weil ihr Baby plötzlich erwachsen war.«
»Erics Adresse und Telefonnummer haben Sie sicher nicht, oder? Falls doch, brauchen wir die unbedingt.«
Stephanie schob quietschend ihren Stuhl zurück und reckte sich nach ihrer Handtasche, die auf der Arbeitsfläche lag. Sie holte ihr Handy aus der Tasche. »Ich habe eine Telefonnummer. Ich weiß aber nicht, wo er wohnt. Donnerstag, bevor ich Sie angerufen habe, habe ich ihm noch eine SMS geschickt, um zu fragen, ob er sie gesehen hat.«
»Und?«
»Er hat nur ein Wort zurückgeschrieben.«
Stephanie hielt das Handy hoch, damit die Polizeibeamten die Antwort lesen konnten: »Nein.«
»Ich war überrascht, dass er überhaupt geantwortet hat«, sagte sie. »Daraufhin habe ich die Polizei angerufen. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Sie hat immer Bescheid gesagt, wenn sie wegfuhr, und … ich hatte einfach ein Gefühl, dass da was nicht stimmt. Das hat man dann doch einfach, nicht?«
Jessica nickte, während Rowlands Eric Christensens Nummer aufschrieb und Jessica das Blatt gab.
»Ich bin nur froh, dass ich nicht diejenige war, die sie gefunden hat …«, fügte Stephanie unter Tränen hinzu.
Jessica wollte gerade etwas Tröstendes sagen, hielt aber inne und dachte einen Moment nach. »Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
Stephanie atmete tief durch und hörte auf zu schluchzen. Sie brauchte einen Moment, um sich zu beruhigen. Dann schaute sie Jessica direkt in die Augen. »Ich meine nur, wenn Yvonnes Haustüran dem Tag nicht abgeschlossen gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht gefunden.«
Jessica verengte ihre Augen leicht und lehnte sich zurück. Ein leichtes Kribbeln lief ihr über den Rücken. »Sie haben also keinen Schlüssel?«, fragte sie, um ganz sicher zu gehen.
»Nein, wenn sie in Urlaub fuhr, hat sie mir immer einen gegeben, um auf ihr Haus aufzupassen, aber sonst nicht.«
Jessica bedankte sich, sprach ihr Beileid aus und bat Rowlands, bei den Wilsons zu bleiben und sich ein bisschen um sie zu kümmern. So schnell sie konnte, lief sie zurück zum Haus des Opfers, schlängelte sich zwischen den Streifenwagen hindurch, duckte sich wieder unter dem Absperrband durch und schritt eilig auf die aufgebrochene Haustür zu.
Mittlerweile war die Spurensicherung eingetroffen. Normalerweise schickten sie nur einen Beamten, aber sie hatten wohl schon mitbekommen, dass dies kein Routinefall war. Im Flur lief jemand, den sie nicht erkennen konnte, in einem weißen Papieranzug herum, und ein zweiter Mitarbeiter ging gerade die Treppe hoch. Der Mensch im Flur wollte gerade etwas sagen, aber Jessica ignorierte ihn, drängte sich an ihm vorbei und lief schnurstracks weiter zu der offenen Tür am Ende des Flurs, die zu den anderen Räumen führte.
Gerade, als sie die Tür erreichte, kam Cole heraus. Dahinter befand sich die Küche. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er, aber sie antwortete nicht.
Sie sah zur Wand rechts von der Tür, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht geirrt hatte. Denn als sie vorher die Treppe hochgegangen war, meinte sie dort etwas gesehen zu haben, hatte es jedoch nicht so richtig registriert. Aber jetzt sah sie es deutlich vor sich: ein Schlüsselbrett. Ganz rechts hingen Autoschlüssel mit einem Anhänger, aber sie interessierte sich für die Schlüssel daneben.
Cole sah verwundert zu, wie Jessica zu dem Menschen in dem Papieranzug ging, der noch immer an der Haustür stand, und ihn um einen Gummihandschuh bat. Dann ging sie zurück und nahmden Schlüsselbund vom Brett. Es waren zwei Schlüssel an einem Ring. »Was …?«, begann Cole, sagte aber nichts weiter.
Jessica ging mit den Schlüsseln in der Hand zur Haustür, die immer noch gefährlich lose am Rahmen hing. Es war eine breite, schwere Tür mit Doppelverglasung, bei der man den Türgriff zum Abschließen hochziehen musste. Jessica ging in die Hocke, rüttelte ein wenig mit dem Schlüssel vor dem Schloss hin und her, bis er hineinging, und drehte ihn einmal um, um sich zu vergewissern, dass es der richtige war.
Dann sprang sie auf und ging an dem Papieranzugträger und Cole vorbei in die Küche. Sie lief zielstrebig an makellos sauberen Arbeitsplatten und Herd
Weitere Kostenlose Bücher