Einige werden überleben
Dune regt sich nicht so leicht auf.“
Garvin runzelte die Stirn. Tampa hatte ihren Funk abgehört, und während der Belagerung hatte man einen Code entwickeln müssen. Jetzt benutzte ihn der Mann Carmodys in dem Spähpanzer, was nur bedeuten konnte, daß er nicht wollte, daß Philadelphia seine Beobachtungen und Bemerkungen zu der Befehlsstelle aus Philadelphia abhören konnte.
„Glauben Sie, daß er mit Schwierigkeiten für uns rechnet?“
„Die müßten ja verrückt sein – mit unseren Panzern.“
„Sie könnten die Brücke sprengen“, meinte Garvin.
Was bringt mich eigentlich auf den Gedanken, sie könnten so etwas machen, fragte er sich in einem Anflug plötzlicher Panik.
„Meinen Sie, ihre Gefühle uns gegenüber könnten so aussehen?“ fragte Carmody in einem Ton, der für Garvins inneren Frieden nicht ungläubig genug war.
„Ich weiß es nicht“, sagte Garvin langsam. Er machte sich plötzlich klar, daß sie sich hier, tief im Inneren der Republik, immer noch durch jenes stille Land zu bewegen schienen, wie sie es gewohnt waren, immer in Erwartung des Lärms und der Flammen unerwarteter Gefahren. Es war genauso, als könnte jeden Augenblick der Kampf ausbrechen.
„Aber sehen wir mal zu, daß wir möglichst schnell hinkommen“, sagte er zu Carmody.
Die Befehlsstelle bestand aus einem schlecht gepanzerten Schuppen neben dem Zugang zur Brücke. Aus seinem Dach ragte eine Antenne, und daneben parkte ein Jeep mit abblätternder Farbe. Jemand hatte in blau-roter Farbe ein V mit auseinanderlaufenden Balken auf die Kühlerhaube gemalt.
„Verdammt noch mal, in welcher Armee seid ihr denn?“ bellte Garvin den Mann an, den sie dort angetroffen hatten.
Der Mann spuckte über seine Schulter und glotzte verschlafen zu Holland hoch, der aus der vorderen Luke des Panzers sah. „Das is’ doch nicht Berendtsen, oder?“
„Freundchen, ich hab’ Sie was gefragt!“
„Ich denke doch, daß ich in derselben Scheiß-Armee wie ihr bin“, sagte der Mann verärgert. „Das ist doch nicht Berendtsen, oder?“
„Ich bin Kommandeur Holland, Chef der A-Kompanie, Vereinigungsarmee“, sagte Holland ärgerlich und ungeduldig. „Wo ist der Rest Ihrer Gruppe?“
„Mehr is’ nicht.“
„Was haben Sie denn für’n Dienstgrad, mein Freund?“ fragte Garvin und sah sich den fettigen Pullover des Mannes an.
„Unteroffizier, Militärbezirk Philadelphia“, antwortete der Mann und spuckte wieder aus.
„Schön, Uffz“, sagte Garvin. „Wir fahren jetzt über Ihre kleine Brücke.“ Er fühlte die Adern auf seinem Handrücken klopfen, und am Kiefer von Holland konnte er mahlende weiße Erhebungen erkennen.
„Nicht ohne Passierschein von Kommandant Horton – auf gar keinen Fall.“
„Wer ist das denn schon wieder?“
„Macht keine Witze. Er ist Kommandant von Philadelphia, und ohne seinen Passierschein kommt keiner über die Brücke hier.“
„Machen Sie Witze?“ fragte Carmody sanft und schwang das MG auf seiner Lafette am Jeep herum, bis es auf den Mann zielte.
Der Mann wurde blaß, schickte aber Carmody zur gleichen Zeit einen Fluch entgegen. „Ihr geht trotzdem nicht über die Brücke.“
„Damit ist alles klar“, sagte Garvin zu Holland. „Sie haben die Brücke vermint. Miller! Haben Sie so etwas wie einen Detonator in dem Schuppen dort gefunden?“
„Nichts“, rief der Obergefreite von der Tür des Schuppens zurück.
„Na schön, mein Lieber, dann machen wir beide mal eine kleine Spazierfahrt“, sagte Jim. Er zog seinen Colt und richtete ihn auf den Bauch des Mannes. „Los, auf die Kühlerhaube“, befahl er und machte eine Bewegung auf den Jeep der Befehlsstelle zu. Widerspenstig kletterte der Mann auf die Kühlerhaube. Jim setzte sich hinter das Lenkrad und betätigte den Anlasser. Der Motor lief nur schwer an, und er brauchte ein paar Minuten, bis er anfahren konnte. Als es soweit war, bog er auf die Straße ein und setzte sich in Richtung Brücke in Bewegung.
Der Mann auf der Haube drehte sich herum und starrte Jim an. „He!“ rief er zurück. „Willst du dich umbringen?“
Garvin fuhr langsamer. „Wo ist sie vermint?“
Der Mann leckte sich über die Lippen, sagte aber nichts. Garvin gab Gas.
„Schon gut, schon gut ! Da vorn im Asphalt sind Kontaktzünder vergraben.“ Er hatte eine Todesangst und schnaufte schwer. Nicht wegen der Minenzünder, erkannte Jim, sondern vor dem, was sie mit ihm machen würden, weil er die Stelle verraten hatte. Er fragte sich,
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