Einladung in den Palast des Scheichs
für die Brautjungfern ausgewählt habe.“
Emily hatte die Kleider gesehen. Farbe und Form standen keinem lebenden Wesen. Aber aus diesem Grund hatte Elle sie ja schließlich auch ausgewählt.
„Bitte versprich mir, dass du wenigstens darüber nachdenken wirst.“
Weil sie keine Lust hatte, diese Unterhaltung noch weiter auszudehnen, nickte sie.
„Großartig“, jubelte Elle und klatschte in die Hände. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck auf einmal berechnend. „Wirst du dann auch deinen neuen Freund mitbringen? Mom und die Tanten können es nicht erwarten, ihn über jedes kleine Detail seines Lebens auszuquetschen. Du hättest sie hören sollen, nachdem ihr gestern gegangen seid!“
Das war gar nicht nötig. Sie konnte sich die Gespräche auch so sehr gut vorstellen. Der geheimnisvolle, gut aussehende Mann an ihrer Seite musste zum Gesprächsstoff werden. So hatte sie es ja geplant. Deswegen hatte sie ihn auf Elles Junggesellinnenfeier geküsst. Ziel erreicht!
Warum freute sie sich bloß nicht darüber?
„Ich würde ihn sicher nicht mitbringen“, antwortete sie entschieden. „Das würde ich ihm nicht antun.“
Außerdem kehrte er lange vor dem Hochzeitstermin in sein Heimatland zurück. Bei diesem Gedanken zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Wahrscheinlich weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dann wieder für sämtliche Verwandte ‚die arme Emily‘ zu sein, die nicht in der Lage war, einen Mann dauerhaft an sich zu binden.
Enttäuscht verzog Elle das Gesicht. „Also wirst du definitiv ohne ihn kommen?“
„Bisher habe ich noch nicht einmal entschieden, ob ich kommen werde.“
„Emily, bitte! Du musst!“
„Weil ich mich als Brautjungfer besser auf den Fotos mache als Constance?“
„Natürlich nicht. Aber es stimmt schon, die Fotos wären wesentlich schöner ohne Constance! Übrigens, du würdest mit Grant Barrymore zusammensitzen. Erinnerst du dich noch an ihn?“
Und ob! Und sie konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen! Reed und Grant waren alte Freunde. Im College hatten beide derselben Studentenverbindung angehört, und darum bezeichneten sie sich als ‚Brüder‘. Das hatte Grant allerdings nicht davon abgehalten, ihr Avancen zu machen, sobald er ein Glas zu viel getrunken hatte.
Gab es denn niemanden auf der Welt, dem Loyalität und Selbstbeherrschung etwas galten? War sie wirklich die einzige, die noch Ehrlichkeit und Vertrauen als Grundlage für jede zwischenmenschliche Beziehung betrachtete?
Madani. Unwillkürlich schoss ihr dieser Name durch den Kopf. Madani teilte diese Ansichten. Sonst hätte er sich gestern Abend nicht auf so zurückhaltende Weise von ihr verabschiedet. Sonst hätte er versucht, die Nacht mit ihr zu verbringen.
Wenn sie gerade auf der Suche nach einem Mann wäre, nur rein hypothetisch, dann wäre Madani vermutlich genau der Typ, in den sie sich unsterblich verlieben könnte. Aber sie war ja gerade nicht auf der Suche.
„Soll das irgendwann etwas Essbares werden?“, riss die Stimme ihrer Schwester sie aus den Gedanken.
„Was bitte?“
„Was auch immer du da gerade zubereitest, es sieht nicht sehr appetitlich aus.“
Verwirrt starrte Emily sie an, dann betrachtete sie die matschigen Überreste der Zitrone in ihrer Hand. Ganz in Gedanken versunken, hatte sie nicht nur die aromatische Schale abgerieben, sondern auch die bittere weiße Haut. So konnte sie keine Marinade machen. Sie würde von vorn beginnen müssen.
In den folgenden Tagen stellte Madani fest, dass seine Gedanken fast permanent um Emily kreisten. Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, umso mehr Zeit wollte er auch in Zukunft mit ihr verbringen. Und wenn er an ihren Kuss zurückdachte, wusste er auch schon, wie er diese Zeit ausfüllen wollte.
Freundschaft hatte er ihr angeboten. Und wie ein guter Freund hatte er sich auch verhalten, als sie ihm von ihren Zukunftsplänen erzählt hatte, von ihrem Restaurant. Noch nie zuvor war er mit einer Frau befreundet gewesen. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger wünschte er, dass Emily in dieser Hinsicht den Anfang machte. Er wollte so viel mehr für sie sein als nur ein Freund, auch wenn er genau wusste, dass er ihr nicht mehr bieten konnte.
Verführe sie …
Azeems Ratschlag vor Emilys Apartment am Sonntagabend war eindeutig gewesen. Seiner Meinung nach sollte er mit ihr eine kurze, aber heiße Affäre beginnen und ihr am Ende etwas Schönes zur Erinnerung schenken – oder zum Trost. Auf diese Weise würde er sein Verlangen
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