Einladung in den Palast des Scheichs
schließen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Natürlich würden sie nie eine große, glückliche Familie werden, aber es würde ihr nicht länger schwerfallen, mit Reed und Elle bei einer Familienfeier in einem Raum zu sitzen.
Doch ihre Schwester entschuldigte sich nicht. Stattdessen verschränkte sie die Arme und schmollte wie ein kleines Kind.
„Gott, Emily. Du bist so gemein! Musst du diese alte Geschichte wieder aufwirbeln? Können wir das nicht endlich vergessen? Das ist jetzt ein Jahr her.“ Tränen blitzten in ihren babyblauen Augen auf, doch ihr Gesicht blieb völlig entspannt. Nicht einmal ihr Mascara verlief.
Ich muss unbedingt lernen, so zu weinen! Wieso fühlte sie sich plötzlich, als müsste sie sich bei ihrer Schwester entschuldigen? Typisch! Was sie auch tat, am Ende war immer sie die Böse.
Ärgerlich griff Emily wieder nach der Zitrone.
„Ich will doch nur, dass du auch jemanden findest, mit dem du so glücklich bist wie ich mit Reed.“
Eigentlich hatte ich so jemanden schon gefunden! Nur mit größter Mühe konnte sie diese Worte zurückhalten. Und bloß gut, dass sie es geschafft hatte, denn sie wusste nur zu gut, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Wirklich glücklich hatte Reed sie niemals gemacht. Immer hatte er ihr unterschwellig das Gefühl gegeben, unzulänglich zu sein. Unzulänglich und selbstsüchtig, weil sie ihre eigenen Ziele verfolgte, anstatt sich damit zufriedenzugeben, ihn bei seinen zu unterstützen.
„Wie haben so eine wundervolle Beziehung, dass ich mich wie im Märchen fühle“, prahlte Elle. „Wie Romeo und Julia.“
Ob sie wohl wusste, dass die jungen Liebenden in Shakespeares Stück einen grausamen und frühen Tod fanden? Emily wies ihre Schwester nicht darauf hin. Was sollte das auch bringen? Stattdessen stieß sie kopfschüttelnd hervor: „Unglaublich, dass wir beide verwandt sind!“
Verwirrt starrte Elle sie an.
„Wie können wir nur so grundverschieden sein? Und dabei meine ich nicht unser Aussehen. Ich arbeite für meinen Lebensunterhalt. Du hast immer erwartet, dass man dir alles auf dem Silbertablett serviert. Und weißt du, was das Schlimmste daran ist? Dass sie es tatsächlich tun. Mom und Dad haben dir immer alles gegeben, was du wolltest.“
Auf einmal wirkte Elle verletzt. „Das tut mir leid. Ich ahnte ja nicht, dass du schon immer so eifersüchtig auf mich warst. Aber ist es denn meine Schuld, dass mein Leben gut verläuft, während deines so leer ist?“
„Leer?“ Sie hatte ein florierendes Unternehmen gegründet und kam jeden Tag ihrem großen Traum ein Stückchen näher, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. „Glaubst du wirklich, mein Leben sei leer?“
„Reed sagt …“
„Wehe!“, rief Emily drohend. „Auf Reeds Ansichten über mein Leben kann ich sehr gut verzichten! Schließlich habe ich sie mir oft genug anhören müssen, als wir noch ein Paar waren. Außerdem sprachen wir gerade von dir. Du bist nicht dumm, Elle. Wenn du nur ein bisschen disziplinierter wärst, könntest du alles erreichen, was du willst. Hast du denn gar keinen Ehrgeiz?“
„Natürlich!“ Stolz warf Elle ihre blonden Locken zurück. „Ich möchte Mrs. Reed Benedict werden und eine Hochzeit feiern, die über Jahre Stadtgespräch bleibt.“
Seufzend schloss Emily die Augen. Nichts hatte Elle verstanden, gar nichts!
„Wenigstens werde ich nicht allein alt! Aber eigentlich möchte ich mich nicht mit dir streiten. Deswegen bin ich jedenfalls nicht hergekommen.“
„Nein, du wolltest herausfinden, ob Madani ein Callboy ist.“
„Ich hatte gehofft, du hättest jemand Nettes gefunden, der dich zu meiner Hochzeit begleitet. Übrigens habe ich von dir noch immer keine Antwort auf die Einladung erhalten.“
„Weil ich mich noch nicht entschieden habe, ob ich überhaupt komme.“
„Aber du musst kommen“, rief Elle weinerlich. „Du musst meine Brautjungfer sein!“ Beinahe hätte Emily eingelenkt. Anscheinend war es ihrer Schwester wirklich wichtig. Doch dann platzte sie ungeschickterweise mit der Wahrheit heraus: „Wenn du nicht kommst, wird Cousine Constance deine Rolle übernehmen, und die hat seit ihrer Hochzeit so skandalös zugenommen! Sie würde jedes Hochzeitsfoto ruinieren.“
„Constance hat gerade ein Baby bekommen!“
„Hallo? Vor drei Monaten! Wenn sie in dem Tempo weiter abnimmt, passt sie im August bestenfalls in Größe 40.“
„Wie furchtbar“, spottete Emily.
„Außerdem steht ihr die Farbe nicht, die ich
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