Einladung in den Palast des Scheichs
sprach er denn nur? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie wenig sie von diesem Mann wusste.
Als der Aufzug vor ihrem Apartment hielt, stieg nur sie aus. Madani blieb, wo er war. Zuneigung und Frustration lagen in seinem Blick.
„Emily, du musst wissen …“ Er zögerte.
„Ja?“
„Ich wünschte …“
Die Fahrstuhltüren begannen, sich zu schließen. „Was denn?“
Er lächelte traurig. „Ich wünsche dir eine gute Nacht.“
8. KAPITEL
„Wer ist er?“ Ohne ihre Schwester zu begrüßen, stürmte Elle ins Wohnzimmer.
Obwohl sie nur wenig geschlafen hatte, war Emily bis eben noch bester Laune gewesen. Gleich nach dem Aufstehen hatte sie ihr Versprechen wahr gemacht und ihre ehemals beste Freundin angerufen. Leider hatte sie zunächst nur ihren Anrufbeantworter erreicht. Erst hatte sie auflegen wollen, dann jedoch eine Nachricht hinterlassen, und vor knapp einer Stunde hatte Donna zurückgerufen und sich mit ihr auf ein Glas Wein verabredet. Kurz und ein wenig steif war die Unterhaltung gewesen. Etwas anderes hatte Emily nach all der langen Zeit auch nicht erwartet. Trotzdem hätte sie jubeln können: Endlich hatten sie wieder Kontakt! Als nun jedoch auf einmal Elle auftauchte, verflüchtigte sich ihre gute Stimmung.
„Komm doch herein“, murmelte sie sarkastisch, schloss die Tür und folgte ihrer Schwester ins Wohnzimmer. „Warst du zufällig in der Gegend?“ Wenn das häufiger vorkam, würde sie umziehen müssen.
Während sie selbst aussah, als hätte sie gerade eine Tortenschlacht hinter sich – sie arbeitete bereits seit Stunden in der Küche –, wirkte Elle in ihrem pfirsichfarbenen Hosenanzug, als sei sie einem Modemagazin entsprungen. Die dreiviertellangen Ärmel des Blazers betonten das kostbare Diamantarmband, das Reed ihr zur Verlobung geschenkt hatte.
„Zufällig, ja. Ich treffe mich mit Reed zum Mittagessen.“ Theatralisch seufzend stellte Elle ihre riesige Gucci-Tasche auf einem der Barhocker in der Küche ab. „Wir wollen den Song für den Eröffnungstanz bei unserer Hochzeit auswählen.“
„Na, das kann ja Stunden dauern.“ Emily konnte den sarkastischen Unterton kaum unterdrücken.
Selbst ihre Schwester schien es bemerkt zu haben, denn sie erwiderte spitz: „Das stimmt, aber wir haben nur eine Stunde Zeit. Mein Verlobter ist ein wichtiger und viel beschäftigter Mann.“
Was ja auch der Grund war, weshalb Reed eine Frau brauchte, die selbst keinerlei Verpflichtungen hatte. Denn sonst könnte sie ja nicht sofort alles stehen und liegen lassen, wenn er einmal eine freie Minute hatte. Mit meinen Träumen vom eigenen Restaurant und einer wachsenden Catering-Firma habe ich einfach nicht zu ihm gepasst, dachte Emily. Elle hingegen schien wie für ihn geschaffen.
„Bist du hier, weil du mich um Rat fragen möchtest?“ Ein paar Ratschläge brannten ihr tatsächlich auf der Seele. Allerdings hatte keiner von ihnen etwas mit Musik zu tun.
„Nein, ich dachte nur, wir könnten uns ein bisschen unterhalten. Gestern hatten wir ja kaum Zeit dazu.“ Lächelnd fuhr sie sich durch ihre blonde Lockenmähne. Auch wenn die Farbe künstlich aufgehellt war, wunderschöne Locken hatte Elle schon als kleines Mädchen gehabt. Unwillkürlich griff Emily nach dem Ende ihres streng geflochtenen kastanienbraunen Zopfes.
„Also, wer ist er, Emily?“
„Wer ist wer?“
„Stell dich doch nicht dumm. Du weißt ganz genau, dass ich den gut aussehenden Kerl meine, mit dem du gestern vor der halben Verwandtschaft in Moms Wohnzimmer herumgeknutscht hast. Nachdem du gegangen warst, gab es nur noch ein Thema, das kann ich dir sagen!“
Halb verlegen, halb verärgert, erwiderte Emily: „Ich habe nicht mit ihm herumgeknutscht. Man wird ja wohl noch einen Begrüßungskuss austauschen dürfen.“
„Wenn das ein Begrüßungskuss war, bin ich die Jungfrau Maria! Nicht dass ich dir einen Vorwurf mache, er ist absolut umwerfend! Wenn ich nicht in ein paar Wochen Reeds Frau werden würde, käme ich glatt in Versuchung, ihm auch den einen oder anderen Begrüßungskuss zu geben.“
Schockiert starrte Emily ihre Schwester an. Hatte sie denn überhaupt kein Taktgefühl? Wie konnte sie nur so unverfroren sein?
„Nun?“, hakte sie nach, als Emily schwieg. „Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Ich will Details!“
Als ob sie ein Anrecht darauf hätte! Sie brauchte dringend etwas, womit sie ihre Hände beschäftigen konnte. Andernfalls konnte sie nicht garantieren, dass sie nicht früher oder
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