Einladung zur Hochzeit
auf ein harmloses Geplänkel einlassen zu können.
„Ja, das Schicksal hatte wohl seine Finger im Spiel.” Zerknirscht fügte er hinzu: „Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich meiner Cousine zusetzen mußte, um eine Einladung zu dieser langweiligen Party zu bekommen. Und wie ich sehe, hat sie Sie bereits vor mir gewarnt, stimmt’s?” Seine Augen funkelten noch mehr, als Abbie den Kopf neigte.
Er war ein sehr attraktiver Mann und, wie sie annahm, etwas jünger als sie, groß, allerdings nicht so groß wie Steve und auch nicht ganz so muskulös. Er trug einen teuren Anzug und hatte vermutlich schon einen Bauchansatz, was er aber nie zugegeben hätte, da er äußerst eitel war.
Er war ein Mann, der offensichtlich gern flirtete. Ein Mann, der sich seines Erfolges bei Frauen sicher zu sein glaubte. Männern wie ihm war sie oft genug begegnet. Sie fand seine Unbeschwertheit amüsant, und es schmeichelte ihr, daß er ein Auge auf sie geworfen hatte, obwohl sie Männer wie ihn niemals ernst nehmen konnte.
„Anne hat mir erzählt, daß Sie sich kürzlich wieder mit Cathys Vater versöhnt haben und ihn wieder heiraten wollen. Sagen Sie, daß es nicht wahr ist”, fuhr er theatralisch fort. „Oder lassen Sie mich Ihnen zeigen, daß das Leben noch andere interessante Möglichkeiten bereithält.”
„Es ist nicht wahr”, erwiderte sie ruhig.
„Ach so … Dann besteht also doch noch Hoffnung für mich? Anne ist eine hervorragende Köchin, wissen Sie.” Daß er so unvermittelt das Thema wechselte, veranlaßte sie, ihm einen verwirrten Blick zuzuwerfen. „Alle sagen das, also muß es stimmen. Können Sie kochen?”
„Ja, ganz gut”, meinte sie belustigt.
„Wunderbar! Wenn Sie wollen, können Sie es mir beweisen, und zwar am Morgen. Ich bevorzuge ein einfaches kontinentales Frühstück: frischgepreßter Saft, frisches Obst, warme Croissants und eine große Kanne starker Kaffee. Frühstück im Bett ist etwas sehr Sinnliches, finden Sie nicht? All die schönen warmen Croissantkrümel …”
Abbie konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie lachte laut, verstummte jedoch, als sie merkte, daß die Umstehenden sie beobachteten und belauschten.
Als sie den Kopf wandte und dabei dem mißbilligenden Blick von Mary Chadwick bemerkte, hörte sie sich zu ihrem Entsetzen laut und deutlich sagen: „Frühstück im Bett ist eine tolle Idee, aber wenn man es richtig genießen will, muß das Bett richtig bezogen und man selbst natürlich ausgezogen sein …”
Es war natürlich völlig idiotisch gewesen, und Cathys wütende Reaktion war durchaus gerechtfertigt, wie Abbie sich später eingestand.
Während des Essens strafte ihre Tochter sie mit Mißachtung, und anschließend folgte sie ihr nach oben ins Schlafzimmer, als Abbie ihren Mantel holen wollte. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Cathy mit bebender Stimme:
„Wie konntest du mich so in Verlegenheit bringen? Sich so aufzuführen … so schamlos zu flirten – nicht nur vor Stuarts Familie, sondern auch vor Dad. Ich dachte, ich würde dich kennen, Mum, aber allmählich habe ich den Eindruck, daß ich dich überhaupt nicht kenne. Vielleicht hatte Dad doch allen Grund, anzunehmen, daß ich nicht sein Kind bin”, fügte sie bitter hinzu.
Abbie stand reglos da und blickte sie starr an. Daß Cathy verärgert war, weil sie sie blamiert hatte, konnte sie verstehen, selbst wenn Cathy ihrer Meinung nach überreagierte, denn schließlich hatte sie nur geflirtet. Aber daß sie ihr deswegen unterstellte, sie wäre Steve damals untreu gewesen …
Sie merkten beide nicht, wie die Tür geöffnet wurde und Steve hereinkam, bis er sagte: „Das reicht, Cathy. Ich weiß, daß du verärgert bist, aber das ist kein Grund, so mit deiner Mutter zu reden. Was du gerade gesagt hast, ist unverzeihlich.”
Entsetzt hörten sie ihm zu, und Cathy war die erste, die sich von dem Schrecken erholte. „Du hast sie doch selbst gesehen, Dad”, erwiderte sie mit vor Wut bebender Stimme. „Du hast gesehen, wie sie sich aufgeführt und Annes Cousin ermutigt hat, mit … mit ihr zu flirten.”
Er schaute Abbie über Cathys Kopf hinweg an, doch sie sah schnell weg, weil sie den verächtlichen Ausdruck in seinen Augen genausowenig ertragen konnte wie den in Cathys.
„Wie konntest du das tun?” fragte Cathy und wandte sich wieder an sie. „Wie konntest du mich so erniedrigen, und das vor Stuarts Eltern?”
Ihr traten die Tränen in die Augen, aber als Abbie
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